Louise Nevelson
Louise Nevelson (* 23. September 1899 in Perejaslaw, Russisches Kaiserreich; † 17. April 1988 in New York; geboren als Leah Berliawsky) war eine US-amerikanische Bildhauerin und Malerin.
Biographie
BearbeitenLouise Nevelson wurde als jüngste Tochter des orthodox-jüdischen russischen Ehepaares Isaac Berliawsky (1871–1946) und Minna Sadie (Ziesel) Smolerank (1877–1943) in Perejaslaw südöstlich von Kiew geboren.[1] Ihr Vater wanderte bereits 1902 nach Amerika aus und betrieb in Rockland, Maine, ein Holzsägewerk. Die Familie folgte 1905 nach und anglizierte ihre Namen. Im Elternhaus wurde Jiddisch gesprochen. Berliawsky besuchte die Rockland High School, die sie 1918 erfolgreich absolvierte. Kurz darauf besuchte sie in Augusta eine Kunstschule, wo sie Malerei und Bildhauerei studierte.
Im Jahr 1920 heiratete sie den wohlhabenden Charles Nevelson, Miteigentümer eines Schifffahrtsunternehmens, und zog mit ihm nach New York, wo sie ihren gemeinsamen Sohn Myron, genannt Mike (1922–2019), gebar. 1929 setzte sie ihr Studium an der Art Students League of New York fort. 1931 trennte sie sich von Charles Nevelson. Sie nahm im gleichen Jahr ein Studium in München bei Hans Hofmann auf und lernte dort den Kubismus kennen. In den nächsten drei Jahrzehnten arbeitete Louise Nevelson mit Hofmann, Diego Rivera und Stanley William Hayter zusammen. 1941 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in der Karl Nierendorf Gallery in New York. Ihre Arbeiten waren stark beeinflusst vom Kubismus, afrikanischen Skulpturen, Henri Matisse und Pablo Picasso. Im Januar 1943 fand die „Exhibition by 31 Women“ in Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century in Manhattan statt. Sie zeigte ausschließlich Malerinnen, außer Nevelsons Werk wurden beispielsweise Arbeiten von Frida Kahlo, Meret Oppenheim, Dorothea Tanning und anderen ausgestellt.[2] Louise Nevelson arbeitete in den 1940er Jahren viel mit dem Medium Keramik. Als ihre wichtigste keramische Arbeit gilt eine Terrakotta-Figurengruppe aus 15 Teilen Moving-Static-Moving-Figures, die um 1945 entstand.[3]
Die Louise Nevelson Plaza wurde nach ihr – als erste einer derzeit lebenden Künstlerin gewidmeten Plaza in Downtown New York – benannt. Die Plaza bildet ein Dreieck zwischen Maiden, William und Liberty Street. Nevelson wurde außerdem 1968 in die American Academy of Arts and Letters und 1973 in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen.
Werk
BearbeitenSchwerpunkt ihres Werks bilden große, relief- und stelenartige Assemblagen aus Möbelfragmenten und Holzabfällen, in der Regel mit schwarzem, aber auch weißem oder goldenem Farbauftrag.
Louise Nevelson war Teilnehmerin der documenta III (1964) und der 4. documenta (1968) in Kassel. Ihr Werk wurde bisher in über 250 Einzelausstellungen, so zum Beispiel 2014 in Die Galerie in Frankfurt am Main[4], vorgestellt und ist in rund 90 öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten.
Literatur und Quellen
Bearbeiten- Jürgen Claus: Plastik, Kunst und Spiel: Louise Nevelson, in: Jürgen Claus: Kunst heute, Rowohlt, Reinbek 1965.
- The sculpture of Louise Nevelson: constructing a legend. Yale University Press, New Haven, Conn., 2007, ISBN 978-0-300-12172-8 (Darin: Chronologie, Ausstellungsgeschichte, Bibliographie).
- K. Okuyama, C. Prats-Okuyama: Louise Nevelson. Centre Georges Pompidou Service Commercial, Paris 1997, ISBN 2-85850-905-0.
- Hanna Gagel: So viel Energie – Künstlerinnen in der dritten Lebensphase. AvivA Verlag, 2005, ISBN 3-932338-24-3. S. 92–102.
- Arnold B. Glimcher: Louise Nevelson. 2nd ed. Dutton Books, New York 1976, ISBN 0-525-47439-0.
- Julia M. Busch: A Decade of Sculpture. The New Media in the 1960's. The Art Alliance Press, Philadelphia; Associated University Presses, London 1974, ISBN 0-87982-007-1.
- Laurie Wilson: Louise Nevelson. Iconography and sources. Garland, New York, 1981, ISBN 0-8240-3946-7.
- Marika Herskovic: American Abstract Expressionism of the 1950s. An illustrated survey. New York School Press, New York 2003, ISBN 0-9677994-1-4.
- Louise Nevelson. Nationalgalerie Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, 5. Juni – 1. Juli 1974. (Text: Wieland Schmied). Nationalgalerie, Berlin 1974.
- Germano Celant: Louise Nevelson. Edition Praeger, München 1973, ISBN 3-7796-4010-4. (Bildband).
- documenta III. Internationale Ausstellung. Katalog: Band 1: Malerei und Skulptur; Band 2: Handzeichnungen; Band 3: Industrial Design, Graphik; Kassel/Köln 1964.
- IV. documenta. Internationale Ausstellung. Katalog: Band 1: (Malerei und Plastik); Band 2: (Graphik/Objekte); Kassel 1968.
- Die Galerie: Creativity Shaped My Life, Katalog de/en, Frankfurt am Main 2014.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Louise Nevelson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Louise Nevelson Papers, circa 1903-1979, Smithsonian Archives of American Art (gescannter Nachlass, aufgerufen am 29. Mai 2010)
- Biografie, Literatur & Quellen zu Louise Nevelson FemBio des Instituts für Frauen-Biographieforschung
- Louise Nevelson auf artfact.com (engl.) (Aufgerufen am 29. Mai 2010)
- Materialien von und über Louise Nevelson im documenta-Archiv
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Robin Clark: "Louise Nevelson." In: Jewish Women: A Comprehensive Historical Encyclopedia. 20 March 2009. Jewish Women’s Archive.
- ↑ Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts!, S. 293 ff
- ↑ Tamara Préaud und Serge Gauthier: Die Kunst der Keramik im 20. Jahrhundert. Edition Popp im Arena Verlag, Würzburg 1982, ISBN 3-88155-099-2, S. 96.
- ↑ Siegreich gegen alle Hindernisse in FAZ vom 9. August 2014, Seite 14
Personendaten | |
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NAME | Nevelson, Louise |
ALTERNATIVNAMEN | Berliawsky, Leah (Geburtsname); Berliavski, Leia; Berliawsky, Louise; Berliawsky Nevelson, Louise |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Malerin und Bildhauerin |
GEBURTSDATUM | 23. September 1899 |
GEBURTSORT | Perejaslaw, Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 17. April 1988 |
STERBEORT | New York |