Mülheimer Dramatikpreis
Der Mülheimer Dramatikpreis (ehemals Mülheimer Dramatikerpreis) wird bei den Mülheimer Theatertagen von einer Jury aus Theaterschaffenden, Kritikern und Dramatikern vergeben. Die Entscheidung erfolgt in öffentlicher Sitzung.
Die Mülheimer Theatertage finden seit 1976 jeweils im Mai/Juni statt. Sieben bis acht Stücke in der wirksamsten Aufführung – meist der Uraufführung – werden auf den Bühnen in Mülheim an der Ruhr gezeigt. Die Auswahl trifft eine unabhängige Jury, bestehend aus fünf Theaterkritikerinnen und -kritikern, aus den in der jeweiligen Saison uraufgeführten deutschsprachigen Stücken. Die damit nicht identische Preisvergabe-Jury tagt öffentlich am Ende der Mülheimer Theatertage, nachdem alle Aufführungen gezeigt wurden. Sie besteht aus Theaterjournalisten, Dramaturgen, Autoren, Regisseuren, Intendanten und Schauspielern.[1]
Die Mülheimer Theatertage sind in ihrer Konzeption nach wie vor einzigartig: Im Mittelpunkt stehen neue Stücke – nicht deren Inszenierungen. Der Autor des besten Stückes erhält den mit 15.000 Euro (Stand 2022) dotierten Mülheimer Dramatikpreis. Daneben wird ein undotierter Publikumspreis vergeben. Die Bewertungen des Publikums können sehr stark von der Preisentscheidung der Jury abweichen – das zeigte z. B. der Jahrgang 2018, wo das Preisträger-Stück der Jury beim Publikum auf den letzten Platz kam.[2]
Seit 2010 wird bei den Mülheimer Theatertagen auch das beste neue Stück für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren ausgezeichnet. Der Mülheimer KinderStückePreis ist ebenfalls mit 15.000 Euro dotiert.[3]
Die Preisträger
Bearbeiten- 1976 Franz Xaver Kroetz – Das Nest
- 1977 Gerlind Reinshagen – Sonntagskinder
- 1978 Martin Sperr – Die Spitzeder
- 1979 Heiner Müller – Germania – Tod in Berlin
- 1980 Ernst Jandl – Aus der Fremde
- 1981 Peter Greiner – Kiez
- 1982 Botho Strauß – Kalldewey, Farce
- 1983 George Tabori – Jubiläum
- 1984 Lukas B. Suter – Schrebers Garten
- 1985 Klaus Pohl – Das alte Land
- 1986 Herbert Achternbusch – Gust
- 1987 Volker Ludwig – Linie 1
- 1988 Rainald Goetz – Krieg
- 1989 Tankred Dorst – Korbes
- 1990 George Tabori – Weisman und Rotgesicht
- 1991 Georg Seidel – Villa Jugend
- 1992 Werner Schwab – Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos
- 1993 Rainald Goetz – Katarakt
- 1994 Herbert Achternbusch – Der Stiefel und sein Socken
- 1995 Einar Schleef – Totentrompeten
- 1996 Werner Buhss – Bevor wir Greise wurden
- 1997 Urs Widmer – Top Dogs
- 1998 Dea Loher – Adam Geist
- 1999 Oliver Bukowski – Gäste (Tragödie)
- 2000 Rainald Goetz – Jeff Koons
- 2001 René Pollesch – world wide web-slums
- 2002 Elfriede Jelinek – Macht nichts
- 2003 Fritz Kater – zeit zu lieben zeit zu sterben
- 2004 Elfriede Jelinek – Das Werk
- 2005 Lukas Bärfuss – Der Bus (Das Zeug einer Heiligen)
- 2006 René Pollesch Cappuccetto Rosso
- 2007 Helgard Haug / Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) Karl Marx: Das Kapital, Erster Band
- 2008 Dea Loher – Das letzte Feuer
- 2009 Elfriede Jelinek – Rechnitz (Der Würgeengel)
- 2010 Roland Schimmelpfennig – Der goldene Drache
- 2011 Elfriede Jelinek – Winterreise
- 2012 Peter Handke – Immer noch Sturm
- 2013 Katja Brunner – von den Beinen zu kurz
- 2014 Wolfram Höll – Und dann
- 2015 Ewald Palmetshofer – die unverheiratete
- 2016 Wolfram Höll – Drei sind wir
- 2017 Anne Lepper – Mädchen in Not[4]
- 2018 Thomas Köck – paradies spielen (abendland. ein abgesang)[5]
- 2019 Thomas Köck – atlas[6]
- 2020 abgesagt aufgrund der COVID-19-Pandemie
- 2021 Ewelina Benbenek – Tragödienbastard[7]
- 2022 Sivan Ben Yishai – Wounds Are Forever (Selbstportrait als Nationaldichterin)[8]
- 2023 Caren Jeß – Die Katze Eleonore[9]
- 2024 Sivan Ben Yishai – Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert[10]
Weblinks
Bearbeiten- Festivalportal von nachtkritik.de zu den 33. Mülheimer Theatertagen 2008
- Festivalportal von nachtkritik.de zu den 34. Mülheimer Theatertagen 2009
- Festivalportal von nachtkritik.de zu den 35. Mülheimer Theatertagen 2010
- Blog zu den 39. Mülheimer Theatertagen von Theater heute
- Mülheimer Theatertage "Stücke"
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Die Jurys 2021. 21. Februar 2013, abgerufen am 19. Oktober 2021.
- ↑ Mülheimer Dramatikerpreis für Thomas Köck: Ambitioniertes Welttheater, Deutschlandfunk Kultur vom 2. Juni 2018, abgerufen am 4. Juni 2018.
- ↑ Die Preise. 10. Februar 2020, abgerufen am 19. Oktober 2021.
- ↑ Mülheimer Dramatikerpreis 2017 Anne Lepper ist Dramatikerin des Jahres, Der Tagesspiegel vom 4. Juni 2017, abgerufen am 4. Juni 2018.
- ↑ orf.at: Thomas Köck bekommt Mülheimer Dramatikerpreis. Artikel vom 3. Juni 2018, abgerufen am 3. Juni 2018.
- ↑ Thomas Köck erhält Dramatiker-Preis zum zweiten Mal in Folge, SPon, erschienen und abgerufen am 2. Juni 2019
- ↑ Mülheimer Dramatikerpreis an Ewelina Benbenek : „Virtuose Suchbewegung“, nachtkritik.de vom 30. Mai 2021, abgerufen am 31. Mai 2021.
- ↑ Mühlheimer Dramatikpreis für Sivan Ben Yishai, wdr.de, veröffentlicht und abgerufen am 27. Mai 2022.
- ↑ Mülheimer Dramatikpreis: Ihr Leben als Tier. In: sueddeutsche.de. 4. Juni 2023, abgerufen am 5. Juni 2023.
- ↑ Sivan Ben Yishai erhält renommierten Mülheimer Dramatikpreis. In: zeit.de/dpa. 26. Mai 2024, abgerufen am 26. Mai 2024.