Philosophia ancilla theologiae („Die Philosophie ist die Magd der Theologie“) ist eine lateinische Phrase, die ausdrückt, dass die natürliche (nicht durch Gnade bzw. Offenbarung erhellte) Vernunft der Theologie als höchster Wissenschaft untersteht, wobei die Ranghöhe letzterer z. B. bei Thomas von Aquin u. a. mit der Ranghöhe „ihres“ Gegenstands begründet wird. Die Formulierung „Philosophia ancilla theologiae“ wird dem italienischen Bischof und Kirchenlehrer Petrus Damiani (um 1006–1072) zugeschrieben. Als Zitat lässt sich die Formulierung bei ihm nicht exakt nachweisen, wenngleich der Gedanke inhaltlich hier erstmals formuliert wird: [Philosophia] „non debet ius magisterii sibimet arroganter suscipere, sed velut ancilla dominae quodam famulatus obsequio subservire.“[1] Für das Verständnis dieses Zitats muss das damalige Verständnis der Philosophie bedacht werden. Da die artes liberales im Mittelalter der Philosophie zugerechnet wurden, beinhaltete diese Disziplin sämtliche Wissenschaften und Künste, mit denen man sich jenseits der Theologie, Jurisprudenz und Medizin befasste.
Literatur
Bearbeiten- Bernardus Baudoux: Philosophia „Ancilla Theologiae“, in: Antonianum 12 (1937), S. 293–326
- Max Seckler: „Philosophia ancilla theologiae“. Über die Ursprünge und den Sinn einer anstößig gewordenen Formel, in: Theologische Quartalschrift 171 (1991), S. 161–187
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Kurt Reindel (Hrsg.): Die Briefe des Petrus Damiani. Teil 3: Briefe 91–150. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1989 (MGH Die Briefe der Deutschen Kaiserzeit, Band 4.3), Nr. 119 S. 354. Übersetzung: (Die Philosophie) „darf sich nicht das Recht des Lehramts anmaßen, sondern hat wie eine Magd ihrer Herrin (nämlich der kirchlichen Lehre) gehorsam zu dienen.“ Zur Zuschreibung des Zitats vgl. z. B. Hans J. Detjen: Geltungsbegründung traditionsabhängiger Weltdeutungen im Dilemma: Theologie Philosophie, Wissenschaftstheorie und Konstruktivismus, Berlin 2010, S. 203, oder Gilson Etienne, Böhner Gilson: Christliche Philosophie von ihren Anfängen bis Nikolaus von Cues. Schöningh, Paderborn, 3., neubearb. Aufl. 1954, S. 288ff.