Magnetohydrodynamischer Antrieb

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Ein magnetohydrodynamischer Antrieb, auch MHA (englisch magnetohydrodynamic drive, MHD) genannt, ist ein Antriebsprinzip für Wasserfahrzeuge.

MHA-Erprobungs­träger Yamato 1

Man kann eine solche Vorrichtung als Umkehrung des magnetohydrodynamischen Generators betrachten: während dort das bewegte Wasser im Magnetfeld einen Strom zwischen den Kollektorplatten erzeugt, setzt hier der Strom im Magnetfeld das Wasser in Bewegung.

Da zur Fortbewegung keine Propeller oder andere mechanisch bewegten Teile eingesetzt werden, ist der Antrieb praktisch geräuschlos.

Es konnten sowohl in den USA als auch in Japan bereits funktionsfähige Prototypen gebaut werden, die notwendigen hohen magnetischen Flussdichten und elektrischen Ströme machen den Betrieb jedoch unrentabel.

Funktionsweise

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Senkrecht zur gewünschten Fortbewegungsrichtung und senkrecht zueinander werden ein elektrisches und ein magnetisches Feld aufgebaut. Die Elektrolyse des Wassers bewirkt einen Strom in Richtung des elektrischen Feldes, dessen Ladungsträger durch die Lorentzkraft im Magnetfeld abgelenkt werden. Damit setzt sich das Wasser entlang der Düsenrichtung in Bewegung, der Rückstoß treibt das Schiff an.

Die Lorentzkraft auf einen Leiter der Länge  , durch den eine Stromstärke   fließt, beträgt im Magnetfeld der Feldstärke  

 ,

wobei   hier den Abstand der Elektroden darstellt. Die zur Verfügung stehende Antriebskraft ist selbst mit magnetischen Flussdichten von mehreren Tesla und Strömen von mehreren tausend Ampere nur relativ gering.[1]

Prototypen

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1966 wurde der erste MHA-Antrieb in einem Modell-U-Boot, der EMS-1, vor der Küste Kaliforniens erfolgreich getestet.[2][3]

In den 1980 und 1990er Jahren wurden in Japan, u. a. von Mitsubishi, Modelle und Prototypen MHA-betriebener Schiffe gebaut (z. B. SEMD-1, ST-500). Die Fahrzeuge erreichten Geschwindigkeiten von etwa 15 km/h, obwohl zahlreiche Schwierigkeiten auftraten.[4][5][6]

 
Yamato 1

Im Juni 1992 wurde das Experimentalschiff, die Yamato 1 (30 m lang, 10 m breit, Verdrängung 185 t, Besatzung zehn Personen (drei Crew und sieben Passagiere)) im Hafen von Kōbe getestet. Das Schiff wurde großteils aus einer Aluminiumlegierung (JIS A 5083) gefertigt und von zwei magnetohydrodynamischen Triebwerken angetrieben. Das Antriebssystem funktionierte ähnlich einem Wasserstrahlantrieb: Meerwasser wurde hier mittels der Lorentzkraft am Heck des Schiffes beschleunigt ausgestoßen. Die dazu benötigten Magnetfelder wurden durch die mit flüssigem Helium gekühlte Niob/Titan-Supraleiter generiert.

 
Ein Triebwerk der Yamato 1

Es wurden dabei magnetische Flussdichten von 4 Tesla verwendet. Die Yamato 1 befindet sich heute vor dem Marinemuseum in Kōbe.[7][8]

Antriebskonzept auch in der Raumfahrt

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Konzeptionell analog, aber mit dem Medium Plasma arbeitend, ist der magnetoplasmadynamische Antrieb für Raumfahrzeuge ein aktiver Forschungsgegenstand.

In dem Spielfilm Jagd auf Roter Oktober wurde 1990 ein MHA thematisiert, der ein neuartiges, fiktives Unterseeboot lautlos antreiben konnte. Im Gegensatz zu diesem Film thematisierte die Literaturvorlage ein U-Boot mit einem Wasserstrahlantrieb.

In mehreren Büchern von Clive Cussler gibt es Schiffe und U-Boote mit magnetohydrodynamischem Antrieb. In den Büchern der Oregon-Reihe ist die Oregon mit diesem Antrieb ausgestattet.

Im wissenschaftlich-didaktischen Comic „Die magnetische Schallmauer“ aus der Reihe Die Abenteuer des Anselm Wüßtegern des französischen Physikers Jean-Pierre Petit wird der magnetohydrodynamische Antrieb thematisiert.[9]

Literatur

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  • Kazu Nishigaki et al.: Elementary study on superconducting electromagnetic ships with helical insulation wall. In: Cryogenics, 2000, Vol. 40, Issue 6, S. 353–359. doi:10.1016/S0011-2275(00)00049-7.
  • D. L. Mitchell et al.: Magnetohydrodynamic ship propulsion with superconducting magnets. In: Journal of Superconductivity, Volume 1, Number 4, S. 349–364. doi:10.1007/BF00618593.

Einzelnachweise

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  1. S. Takezawa et al.: Operation of the Thruster for Superconducting Electromagnetohydrodynamic Propu1sion Ship "YAMATO 1". (PDF; 257 kB) Marine Engineering Society in Japan, März 1995, abgerufen am 3. März 2016 (englisch).
  2. “S. Way tried to conduct the worlds first sea trial for the MHD-propelled model submarine EMS 1 …” In: Yohei Sasakawa: Yamato-1 – the world’s first superconducting MHD propulsion ship. Ship & Ocean Foundation, Tokyo 1997, ISBN 4-916148-02-9.
  3. Technology: Run Silent, Run Electromagnetic. In: Time. 23. September 1966 (englisch, time.com).
  4. T. R. Reid: Ship Sails on High-Tech, ‘Silent’ Drive. Japan Tests New Propulsion System Reminiscent of ‘Red October’. In: The Washington Post. 17. Juni 1992 (englisch, pqarchiver.com).
  5. T. R. Reid: Japanese Ship’s Magnetic Attraction. Revolutionary Drive Design Lacks Moving Parts. In: The Washington Post. 22. Juni 1992 (englisch, pqarchiver.com).
  6. Colin Nickerson: Engineering – May The Force Be With You. In: The Seattle Times. 20. Juli 1992 (englisch, nwsource.com).
  7. Yohei Sasakawa: Yamato-1 – the world’s first superconducting MHD propulsion ship. Ship & Ocean Foundation, Tokyo 1997, ISBN 4-916148-02-9, S. 10–15.
  8. Dennis Normile, Robert Langreth: Supercon Goes to Sea. Hrsg.: Popular Science. November 1992 (englisch, google.at).
  9. Jean-Pierre Petit: Die magnetische Schallmauer. (PDF; 3,4 MB) savoir-sans-frontieres.com (deutsch); abgerufen am 16. Juni 2019.