Talgemeinde Fleims

Gebietskörperschaft in Italien
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Die Talgemeinde Fleims (italienisch: Magnifica Comunità di Fiemme) ist ein übergemeindlicher Zusammenschluss von elf Gemeinden in der Region Trentino-Südtirol. Sie kann auf eine nachweislich 900-jährige Tradition zurückschauen. Diese lange Tradition und die weitgehende Selbstverwaltung, die sie früher besaß, unterscheidet sie von den meisten anderen politischen Bündnissen, die man etwa als Talgemeinschaft bezeichnet. Zu der Talgemeinde gehören acht italienisch- bzw. ladinischsprachige Gemeinden aus dem Fleims- und Fassatal (heute alle im Trentino) sowie als einzige deutschsprachige Gemeinde Truden (heute in Südtirol). Die acht Gemeinden des Trentino sind Moena (Fassatal), Predazzo, Ziano, Panchià, Tesero, Cavalese, Ville di Fiemme, Castello-Molina di Fiemme.

Der bischöfliche Palast in Cavalese

Die Talgemeinde Fleims ist nicht mit der Gebietskörperschaft der Autonomen Provinz Trient der Talgemeinschaft Comunità territoriale della Val di Fiemme zu verwechseln.

Geschichte, Wirtschaft, Organisation

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Der Grundstein wurde im Jahr 1111 in Bozen durch einen Vertrag mit Bischof Gebhard von Trient und dem Grafen Albert von Tirol gelegt, welcher der Gemeinschaft in gewissen Belangen selbständige Verwaltung und Gerichtsbarkeit zugestand.[1] Weiters sah er Steuer- und Zollerleichterungen vor. Diese Patti Ghebardini („Gebhardinischen Pakte“) wurden zwischen vier Vertretern aus dem Fleimstal einerseits und dem Trientner Bischof andererseits geschlossen und in den Jahren 1318 und 1322 erneuert. In den Jahren 1533 und 1534 folgten weitere Regelungen, im Jahr 1613 das Libro delle consuetudini della Valle di Fiemme („Buch der Gewohnheiten des Fleimstales“).

Die Talgemeinschaft ist in fuochi (Herdstellen) eingeteilt, die den Familien entspricht; jede Herdstelle hat den capofuoco (Herdchef, Familienoberhaupt), die Einwohner sind die vicini (Nachbarn). Im consiglio dei regolani (Rat der Rigelvertreter) sind die Vertreter der elf regole („Rigeln“, Gemeinden) mit dem scario (aus dem Langobardischen, bedeutet in etwa „Scharführer“) an der Spitze versammelt. Diesem Gremium ist der comun generale (Talschaftsrat) übergeordnet. Der Sitz befindet sich im schmucken bischöflichen Palast in Cavalese. Im 14. Jahrhundert gab es etwa 300 Herdstellen, im Jahre 2004 waren es über 4 000. Das Gebiet umfasst fast 20 000 ha, davon ist mehr als die Hälfte Wald.

Wenngleich die Wirtschaft nicht nur auf den Einträgen aus dem Wald fußte, so waren es doch hauptsächlich diese, welche die Wirtschaft in der Talschaft zur Blüte brachten. Durch die Etsch gelangten Lärchenstämme an die Adria und dienten als Stützpfeiler für die Stadt Venedig. Auch die Kunst wurde gepflegt, wobei die Magnifica Comunità eine eigene Malerschule hervorbrachte, als deren vielleicht wichtigster Vertreter Michelangelo Unterberger gelten darf.

Säkularisation

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Mit der Säkularisation des kirchlichen Besitzes, der Besetzung durch die Bayern und der Einverleibung des Gebietes ins Habsburgerreich gingen die alten Rechte weitgehend verloren. Doch ist es heute beispielsweise noch üblich, den Erlös aus dem Verkauf des Holzes an alle vicini zu verteilen; auf dem heutigen Holzmarkt hat die Talgemeinschaft allerdings einen schlechten Stand.

Die Wahlen der Gremien entsprechen nicht dem heutigen demokratischen Verständnis; wahlberechtigt sind nur die Familienoberhäupter. Allerdings handelt es sich um Gremien, die nicht zu den üblichen Institutionen des modernen italienischen Staates gehören, jedoch als Gewohnheitsrecht akzeptiert werden.

In Städten des ehemaligen Habsburgerreiches (Trient, Innsbruck, Wien), aber auch in München, gibt es noch alte Dokumente, die über die Magnifica Comunitá berichten.

Literatur

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  • Tullio von Sartori-Montecroce: Die Thal- und Gerichtsgemeinde Fleims und ihr Statutarrecht. Innsbruck: Wagner 1891.
  • Michael Vescoli: Die Talgemeinde Fleims. In: Reimmichls Volkskalender 2012. Bozen: Verlagsanstalt Athesia 2011.
  • Degiampietro Candido: Storia di Fiemme e della Magnifica comunità. Hrsg. von der Magnifica Comunità di Fiemme, 1997.
  • Walter Niedermayr: Coesistenze Koexistenzen. Berlin 2017.
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Einzelnachweise

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  1. Ernst Freiherr von Schwind, Alfons Dopsch: Ausgewählte Urkunden zur Verfassungsgeschichte der deutsch-österreichischen Erblande im Mittelalter. Innsbruck: Wagner 1895, S. 3, Nr. 3 (online).