Medici-Villen
Als Medici-Villen (italienisch: ville medicee) bezeichnet man die Landvillen, die die Familie Medici zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert in der Umgebung von Florenz und in anderen Teilen der Toskana erwarb beziehungsweise errichten ließ.
Villen und Gärten der Medici in der Toskana | |
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UNESCO-Welterbe | |
Villa Medici di Belcanto in Fiesole bei Florenz | |
Vertragsstaat(en): | Italien |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (ii)(iv)(vi) |
Fläche: | 125.4 ha |
Pufferzone: | 3,539.08 ha |
Referenz-Nr.: | 175 |
UNESCO-Region: | Europa und Nordamerika |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 2013 (Sitzung 37) |
Die italienischen Villentypen Azienda, Tempio und Reggia, darunter viele der Medici-Villen, aber auch solche etwa des Patriziats von Venedig entlang des Flusses Brenta, fanden ihre Vorbilder in den antiken Formen der Villa urbana und der Villa rustica und auch die Gärten orientierten sich an römischen Palastanlagen wie der Villa Adriana. Die italienischen Villen der Renaissancezeit waren ihrerseits architektonische Meilensteine auf dem Weg zum barocken Lustschloss.
Entstehung der Villen
BearbeitenDas Geschlecht der Medici stammte aus dem Mugello, nördlich von Florenz. Mit dem Tuchhandel brachten sie es bald zu Reichtum der es ihnen ermöglichte, über ihr Bankhaus Einfluss auf die politischen Entwicklungen zu nehmen. Einen Teil ihres Geldes legten sie auch in Grunderwerb an.
Gleichzeitig mit der in der Frührenaissance beginnenden Hinwendung zur Natur und dem Lande, sowie dem Einfluss der Antike, entstanden vorerst kastellartige Landsitze, die aber, mit zunehmender Festigung ihrer Herrschaft, mehr und mehr von den Bauformen der Antike beeinflusst wurden.
Die Wichtigkeit der Medici in ihrem Beitrag zur Entwicklung der toskanischen Villa und der Entstehung des Italienischen Gartens kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden. Zwar vermitteln die frühen Villen Il Trebbio, Cafaggiolo und Careggi noch einen recht wehrhaften Charakter, aber die Schönheit des Gartens der Villa Careggi wird schon von Galeazzo Maria Sforza anlässlich eines Besuches bei Cosimo in einen Brief an seinen Vater gepriesen. Cosimo de’ Medici ließ die Villa Medici in Fiesole bauen und versammelte hier und in Careggi die bedeutendsten Geister seiner Zeit.
Lorenzo il Magnifico erwarb zwei weitere Villen: Castello und Poggio a Caiano, die er von Giuliano da Sangallo umgestalten ließ. Aber gerade dieser frühe Abschnitt liegt, durch die Vertreibung der Medici aus Florenz, im Dunkel. Nach der Rückkehr der Medici 1512 nahmen sie den Ausbau der Villen und die Förderung junger Talente, darunter befand sich auch der junge Michelangelo, wieder in Angriff.
Cosimo I. de’ Medici zog im Jahr 1553 aus der Stadtvilla, mit Zwischenstation im Palazzo Vecchio, in den umgestalteten Palazzo Pitti ein. Hier kümmerte er sich persönlich um die Ausgestaltung des Boboli-Gartens. Im Jahr 1555 ließ er, nachdem das Gebiet um Forte dei Marmi an Florenz gefallen war, in Seravezza eine weitere Villa errichten.
Francesco I. schuf für sich und seine Geliebte Bianca Cappello die Villa Pratolino und den angeschlossenen Garten mit seinen für die damalige Zeit einzigartigen Wasserspielen. Die Erhaltung war jedoch für spätere Generation viel zu teuer, sodass sie nach und nach verfielen und heute nur noch wenige Reste davon im Park Demidoff zu sehen sind.
Francesco starb, ohne einen Sohn zu hinterlassen, daher folgt ihm sein Bruder Ferdinando I. nach, der in der Medici-Villa in Rom lebte, da er für die Kardinalswürde vorgesehen war. Nachdem er diese abgelegt hatte und die Regentschaft in der Toskana übernommen hatte, ließ er die Villa Ambrogiana und kurze Zeit später die Villa Artimino errichten.
Cosimo II., ein Sohn Ferdinandos heiratete im Jahr 1609 die Erzherzogin Maria Magdalena von Österreich, die im Jahr 1619 die Villa Poggio Imperiale kaufte und von Giulio Parigi umgestalten ließ. Die Bezeichnung Imperiale bezieht sich auf die Verwandtschaft mit dem Kaiserhaus.
Vom letzten Medici, Gian Gastone, ist nicht bekannt, ob er je Interesse an den Villen hatte, da er sich hauptsächlich im Pitti-Palast aufhielt. Nach seinem Tod im Jahr 1737 wurde der Privatbesitz des Hauses Medici durch einen „Familienpakt“ vom 31. Oktober 1737 aufgeteilt; die Schwester Gian Gastones, Anna Maria Luisa de’ Medici, verwitwete Kurfürstin von der Pfalz, erhielt den Palazzo Pitti, die Kunstsammlungen der Uffizien sowie die Stadtpaläste (ein gewaltiges Erbe, das sie im Jahr 1743 der Stadt Florenz vermachte) und der neue toskanische Großherzog Franz von Lothringen erhielt u. a. die verbliebenen Medici-Villen auf dem Land.
Liste der Medici-Villen
BearbeitenBilder
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Villa Corsini, Impruneta
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Garten der Villa La Magia
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Villa di Collesalvetti
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Garten der Villa La Topaia
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Villa di Arena Metato
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Villa di Stabbia
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Villa di Coltano
Literatur
Bearbeiten- Harold Acton: Villen der Toskana („Tuscan villas“). Benteli, Bern 1984, ISBN 3-7165-0468-8.
- Gerda Bödefeld, Berthold Hinz: Die Villen der Toskana und ihre Gärten. Kunst- und kulturgeschichtliche Reisen durch die Landschaften um Florenz und der Pistoia, Lucca und Siena. Du Mont, Köln 1991, ISBN 3-7701-2275-5.
- Carlo Cresti (Text), Massimo Listri (Photos): Villen der Toskana („Civiltà delle ville toscane“). Verlag Müller, Köln 2003, ISBN 3-89893-407-1 (Nachdr. d. Ausg. München 1992).
- Torsten O. Enge, Carl F. Schröer, Martin Claßen: Gartenkunst in Europa. 1450–1800, vom Villengarten der italienischen Renaissance bis zum englischen Landschaftsgarten. Taschen-Verlag, Köln 1994, ISBN 3-8228-0402-9.
- Penelope Hobhouse: Gärten in Italien. Ein Reiseführer zu den schönsten Gartenanlagen („Gardens of Italy“). Birkhäuser Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7643-6006-2.
- Massimo Listri, Cesare Cunaccia: Italienische Gärten, faszinierende Gartenkunst aus 5 Jahrhunderten („Giardini i parchi italiani“). Edition Basserman, Niedernhausen/T. 2003, ISBN 3-8094-0998-7.
- Gianni C. Sciolla: Die Medici Villen in der Toskana („Ville Medicee“). Pawlak, Herrsching 1989, ISBN 3-88199-614-1.
- Margherita Azzi Visentini: Die italienische Villa. Bauten des 15. und 16. Jahrhunderts („La villa in Italia“). DVA, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-03125-8.