Meilenstein (Eisleben)
Der Meilenstein von Eisleben ist ein Kleindenkmal in der Halleschen Straße in der Lutherstadt Eisleben im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt.
Historische Einordnung des Standortes
BearbeitenIn der Lutherstadt Eisleben gibt es heute drei Meilensteine. Einer stammt aus dem Wimmelburger Hölzchen und steht auf dem Kronenfriedhof, die anderen beiden stehen auf der Flur des einstigen Dorfes Helfta, das nach Eisleben eingemeindet wurde. Zur besseren Unterscheidung wird der östliche nach Helfta, der westliche nach Eisleben benannt.[1] Beide stehen an der Halleschen Straße, die mittlerweile von der Bundesstraße 80 zur Landesstraße 151 herabgestuft wurde. Als sie in den Jahren 1824 bis 1826 von Langenbogen nach Nordhausen erbaut wurde, war sie Teil eines Großprojektes, das in den 1820er Jahren eine durchgehende preußische Staatschaussee zwischen Berlin und Kassel schuf.[2]
Nahe der einstigen Flurgrenze zwischen Helfta und Eisleben befindet sich ein Ganzmeilenobelisk, der die Entfernung nach Berlin mit 26 Meilen angibt. Eine preußische Meile entspricht 7,532 Kilometern, der Stein steht also ungefähr 195 Kilometer vom Dönhoffplatz in Berlin entfernt, auf dem der Nullpunkt mit einem Obelisken markiert ist.[3] Zudem finden sich die Inschriften Eisleben 1/2 Meile und Halle 3 3/4 Meilen, also Entfernungsangaben zu den beiden nächstgelegenen Städten.[4] Er besteht aus Siebigeröder Sandstein, die klassizistische Schriftart ist als römische Kapital-Schrift identifiziert worden.[5]
Allerdings steht er heute von Eisleben nur eine Viertelmeile und dafür von Halle 4 Meilen (etwas mehr als 30 Kilometer) entfernt. Diese Verrückung der Meilensteine um eine Viertelmeile betrifft den gesamten Straßenzug nach Halle (Saale) und hängt vermutlich mit einem neuen Nullpunkt zusammen, der nicht mehr Berlin, sondern nun Halle war, denn zuvor war der früher in der Berliner Straße (am Roßplatz) vorhandene Ganzmeilenstein (22 Meilen von Berlin) der Bezugspunkt, wohingegen der hallesche Markt recht genau vier Meilen von Eisleben entfernt ist.[6]
Denkmalschutz und Sanierung
BearbeitenDer Ganzmeilenobelisk steht unter Denkmalschutz und ist mit der Erfassungsnummer 094 16114 im Denkmalverzeichnis registriert.[7] Bereits im Jahr 1985 wurde die Gußadlerplatte erneuert.[8] Eine Nacharbeitung der Inschriften erfolgte im Jahr 2001.[5]
Am Fuß des Meilensteins steht eine Informationstafel der Forschungsgruppe Meilensteine, die die wichtigsten Daten nennt und das Meilenstein-System erklärt. Zudem haben sich mehrere Besonderheiten erhalten, darunter ein historischer Höhenmesspunkt für 120 m ü. N. N. und die Inschrift aus der Zeit nach der Umstellung auf Kilometer, die noch blass als 30 zu erkennen ist.[9] Der Distanzanzeiger stand 180 Jahre lang dicht an der Straße, wurde aber im Jahr 2005 nach einer Sanierung ein Stück zurück in den Hang hinein versetzt.[10]
In unmittelbarer Nähe befindet sich nordöstlich des Meilensteines das ehemalige preußische Chausseehaus, das aber nur stark verändert erhalten ist. Daher steht es auch nicht unter Denkmalschutz.
Literatur
Bearbeiten- Martin Beitz: Die Meilenstein-Standorte im Raum Halle. Teil 2: Die Chaussee Berlin–Halle–Kassel und ihre Abzweigungen. In: Das Meilenstein-Journal 37 (2017) 73, S. 25–31. Online-Version (PDF; 2,9 MB), abgerufen am 10. November 2018.
- Hilmar Burghardt: Restaurierung der preußischen Meilenobelisken an der B 80 Aseleben, Berga, Eisleben-Helfta und Emseloh sowie an der L 172 Altweidenbach, in: Arbeitsmaterial 21 (2001) 42, S. 25–28.
- Hilmar Burghardt: Restaurierung von Meilensteinen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, in: Das Meilenstein-Journal 23 (2003) 45, S. 18–24.
- Hilmar Burghardt: 1826–2006. 180 Jahre Bau der Preußischen Kunststraße Langenbogen–Nordhausen; 180 Jahre Meilensteinsetzung im Mansfelder Land. In: Zeitschrift für Heimatforschung 14 (2005), S. 76–83.
- Hilmar Burghardt: Der preußische Ganzmeilenstein Eisleben/Helfta – ein ehemaliges Sorgenkind unserer Forschungsgruppe, in: Das Meilenstein-Journal 26 (2006) 51, S. 24–29.
- Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 16.1, Landkreis Mansfeld-Südharz (I), Altkreis Eisleben, erarbeitet von Anja Tietz und anderen, Michael Imhof Verlag, Petersberg, ISBN 978-3-7319-0130-3.
- Olaf Grell: Fragen, Rätselhafte Funde, Forschungsbedarf, Sonstiges, in: Arbeitsmaterial 21 (2001) 42, S. 62–65.
- Olaf Grell: Beschriftung der Meilensteine an der alten Halle-Casseler Chaussee, in: Das Meilenstein-Journal 25 (2005) 50, S. 13–17.
- Olaf Grell: Kurzmeldungen, in: Das Meilenstein-Journal 27 (2007) 54, S. 47 & 29 (2009) 57, S. 48.
- Herbert Liman: Meilensteine an der B 80, Teil II: Meilensteine laut alten Akten an der Chaussee Halle–Nordhausen, in: Arbeitsmaterial 20 (2000) 39, S. 11–12.
- Manfred Schröter / Wernfried Fieber / Wolfgang Fredrich: Meilensteine an der B 80, Teil 1: Von (Halle)-Rollsdorf über Eisleben bis Emseloh, in: Arbeitsmaterial 19 (1999) 38, S. 6–9.
- Manfred Schröter / Wernfried Fieber: Nullpunkt an der B 80 in Halle gefunden, in: Das Meilenstein-Journal 23 (2003) 45, S. 9–12.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Im Denkmalverzeichnis, 16.1, S. 148 steht er bei Helfta.
- ↑ Liman, 2000, S. 11–12; Burghardt, 2005, S. 76–78.
- ↑ Burghardt, 2005, S. 78.
- ↑ Grell, 2005, S. 13.
- ↑ a b Burghardt, 2001, S. 26.
- ↑ Beitz, 2017, S. 26, 31. Zuvor ausführlich diskutiert, siehe Grell, 2001, S. 64; Schröter/Fieber, S. 9–12.
- ↑ Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670).
- ↑ Schröter/Fieber/Fredrich, S. 8.
- ↑ Burghardt, 2005, S. 81.
- ↑ Burghardt, 2006, S. 24–29. Literaturhinweise auf weitere Artikel der Mitteldeutschen Zeitung zur Sanierung siehe Das Meilenstein-Journal 50, S. 56, Nr. 9–11.
Koordinaten: 51° 30′ 55,8″ N, 11° 33′ 55,2″ O