Als Ruth-Meister[1] oder Meister des Buches Ruth der Wenzelsbibel[2] wird einer der Buchmaler bezeichnet, die um 1400 die Wenzelsbibel mit über 640 großformatigen Miniaturen ausgemalt haben. Der namentlich nicht bekannte Künstler erhielt seinen Notnamen nach der von ihm geschaffenen Miniatur im Buch Ruth, die 34. Lage. Er hat nur diese Seite gemalt, eventuell war er Gehilfe z. B. des Esra-Meisters.
Der Ruth-Meister zeigt durch die ausdrucksvolle Plastik der von ihm gemalten Figuren ein Verständnis und Einfluss der Werke der Bildhauerei seiner Zeit. Es ist dies eine Aufnahme einer neuen Richtung des Weichen Stils in seine Malweise.
Wie alle in der sog. Wenzelswerkstatt tätigen Künstler folgte auch der Ruth-Meister den auf den Seiten teilweise noch zu findenden Anweisungen, welche und wie eine Szene bildlich zu gestalten ist. Dies deutet auf seine Arbeit unter einer Werkstattleitung hin, die die Gesamtausgabe der Wenzelsbibel koordinierte.
Literatur
Bearbeiten- Wenzelsbibel.. Band 4: Richter, Ruth und Samuel I. Akademische Druck-u.Verlagsanstalt, Graz 1984. Vollständige farbige Faksimile-Ausgabe der Bücher Richter, Ruth und Samuel I aus der Wenzelsbibel: nach den Codices Vindobonenses in Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 2760, fol. 1–74, Wiedergabe der 148 Seiten (74 Blatt).
- Wenzelsbibel: König Wenzels Prachthandschrift der deutschen Bibel Band 4: Judicum, Ruth und Regum I. Harenberg,. Dortmund 1990. Verkleinerte Faksimile-Ausgabe nach dem Original in der österreichischen Nationalbibliothek Wien, Cod. 2760, erläutert von H. Appuhn
- F. Jelinek: Die Sprache der Wenzelsbibel in ihrem Verhältnis zu der Sprache der wichtigsten deutscher Literatur- und Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren im XIV. Jahrhundert und der kaiserlichen Kanzlei der Luxemburger: ein Beitrag zur Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache. Hilarianische Druckerei, Görz 1898