Zustandsgleichung von Mie-Grüneisen
Die Mie-Grüneisen-Zustandsgleichung (engl. auch Mie-Gruneisen equation of state), benannt nach Gustav Mie und Eduard Grüneisen, ist eine Zustandsgleichung der Physik, die für hochverdichtete Materie einen speziellen funktionalen Zusammenhang zwischen der Dichte , dem Druck und der absoluten Temperatur darstellt. Sie wird u. a. zur Berechnung der Schallgeschwindigkeit und von Stoßwellen bei hohen Umgebungsdrücken sowie zur Modellierung von seismologischen Untersuchungen des Erdinneren verwendet.
Die spezielle Annahme von Mie-Grüneisen bezieht sich auf die Temperaturabhängigkeit, die nur in der Form einer "skalierten Temperatur" auftreten darf:
wobei der dichte- oder volumen-abhängige "Temperaturparameter" pauschal das Frequenzspektrum der Gitterschwingungen repräsentiert und üblicherweise mehrere Materialparameter enthält.
Spezielle Form der Gleichung
BearbeitenEine spezielle Form der Mie-Grüneisen Zustandsgleichung stellt die Messergebnisse von Hochdruckexperimenten auf der Basis von drei Materialparametern im temperaturunabhängigen Teil dar:
mit
- .
Hierbei bezeichnet
- die Dichte im Normalzustand
- die Schallgeschwindigkeit im Normalzustand
- den dimensionslosen Grüneisenkoeffizienten im Normalzustand
- den linearen Hugoniot-Steigungskoeffizient (engl. linear Hugoniot slope coefficient), eine dimensionslose Materialkonstante
- die spezifische innere Energie, die im Mie-Grüneisen-Fall nur von der skalierten Temperatur (s. o.) abhängen darf.
Beispiele für Parameter der Mie-Grüneisen Zustandsgleichung
BearbeitenWasser: kg/m3 ; m/s ; ;
Stahl: kg/m3 ; m/s ; ;
Kupfer: kg/m3 ; m/s ; ;
Zusammenhang der Parameter mit anderen thermodynamischen Zustandsgrößen
BearbeitenDie Schallgeschwindigkeit, mit der sich kleine Druck- und Dichteschwankungen in einem Medium fortpflanzen, ist bei reversibler adiabatischer Zustandsänderung (d. h. bei konstanter Entropie ) gegeben durch:
Die Schallgeschwindigkeit ist eine Zustandsgröße.
Der Adiabatenexponent ergibt sich aus:
Der Grüneisenkoeffizient ist definiert durch:
wobei die Maxwell-Relation und folgende Bezeichnungen verwendet wurden:
Isochore spezifische Wärmekapazität:
Literatur
Bearbeiten- Debye, P.: Zur Theorie der spezifischen Wärmen. In: Annalen der Physik 39, 789–839 (1912)
- Grüneisen, E.: Theorie des festen Zustandes einatomiger Elemente. In: Annalen der Physik 39, 257–306 (1912)
- Mie, G.: Grundlagen einer Theorie der Materie. In: Annalen der Physik 2, 1–40 (1912)
- G.McQueen, S.P.Marsh, J.W.Taylor, J.N.Fritz, W.J.Carter: "High Velocity Impact Phenomena", (1970), S. 230
- M.A.Zocher et al.: An evaluation of several hardening models using Taylor cylinder impact data. Proc. European Congress on computational Methods in Applied Sciences and Engineering, ECCOMAS, Barcelona, Spain
- W.B.Holzapfel: Equations of state for solids under strong compression. In: Zeitschrift für Kristallographie. 216 (2000) S. 473–488