Mohammad-Bāqer Behbahānī

zwölferschiitischer Rechtsgelehrter und Theologe
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Mohammad-Bāqer Vahīd Behbehānī (persisch محمدباقر وحید بهبهانی, DMG Moḥammad-Bāqer Vaḥīd Behbehānī; arabisch محمد باقر بن محمد أكمل, DMG Muḥammad Bāqir b. Muḥammad Akmal, bekannt als الوحيد البهبهاني / al-Waḥīd al-Bihbahānī; geb. 1704–05 oder 1706–07 in Isfahan; gest. 1791–92 oder 1793–94)[1] war ein bedeutender zwölferschiitischer Mudschtahid. Er war einer der Wiederbeleber der prinzipiellen selbstständigen Rechtsfindung, d. h. der Methodik der Idschtihad-Lehre. In seinem Hauptwerk Risālat al-idschtihād wa-l-achbār – der klassischen Verteidigung des Idschtihad gegen die achbaritische Herausforderung – betonte er die allgemeine Nichtverfügbarkeit von Gewissheit im ganzen Recht in der Folge der Verborgenheit (ġaiba).[2] Er führte die Schule der Uṣūlis bzw. Uṣūliyya (Rationalisten/Ursprungsbetonte) des schiitischen Islam an und bekämpfte zusammen mit seinen Schülern erfolgreich die Schule der Achbaris (Akhbārī-Uṣūlī-Disput), die als Quelle des Rechts nur den Koran und die Überlieferungen (Hadith) anerkannte.[3]

Sein Vater und erster Lehrer, Mollā Moḥammad Akmal, war ein Schüler von Mollā Muḥammad Bāqir al-Madschlisī, er studierte auch unter Sayyed Sadr-al-Din Qomi.[4]

Einige der Schüler Wahid Behbahanis wurden große Instanzen der religionsrechtlichen Nachahmung, die die islamische Erweckungsbewegung entscheidend beeinflussten. Aus seinem theologischen Lehrkreis gingen Persönlichkeiten wie Molla Mahdi und Molla Ahmad Narāqī (geb. 1771), Scheich Dschafar Kaschif al-Ghita (gest. um 1813), Agha Sayyid Ali Tabatabai (geb. 1866), Haddsch Mohammad Ibrahim Kalbasi, Sayyid Mohammad Mahdi Bahr-ul-Ulum (ca. 1742 bis ca. 1798) und Mirza Qumi (circa 1738 bis ca. 1816) hervor.[5]

Behbahani ist der Verfasser von mehr als siebzig Büchern über Fiqh und Grundsatzlehren der Religion. Er wurde in Kerbela im Irak im Schrein von Imam Hussein begraben.

Behbehani hat als „Sufi-Vernichter“ angeblich den Derwisch Ma’sum Ali Schah verhaften, vergiften und in einen Fluss werfen lassen.[6]

Nach seinem Tod wurde sein Schüler Sayyid Mahdi Bahr-ul-Ulum (um 1743–1798) zur Instanz in religiösen Fragen der Schiiten.[7]

In neuerer Zeit haben sich Hamid Algar und Robert Gleave um die Erforschung von Person und Werk verdient gemacht.

Dem Zwölfer-Schia-Experten Moojan Momen zufolge spielte Behbehānī eine sehr bedeutende Rolle im schiitischen Islam, indem er die Bedrohung durch Takfīr ("the threat of takfir") hereinbrachte – d. h. die Opponenten zu Apostaten zu erklären, wobei Apostasie ein Kapitalverbrechen ist –

„into the central field of theology and jurisprudence where previously only ikhtilāf [...] had existed. Bihbahānī was now to exclude by takfīr all who disagreed with the principles of reasoning (ʿaql) and ijtihād as sources of law. This paved the way for a great increase in the power and influence of the mujtahids in Qājār times and for the evolution of the concept of the marjaʿ at-taqlīd.“

„in den Zentralbereich der Theologie und Rechtsprechung, in dem bislang nur Ikhtilāf existiert hatten. Bihbahānī sollte nun durch Takfīr alle ausschließen, die mit den Grundsätzen der Argumentation (ʿaql) und den Ijtihād nicht übereinstimmten. Dies ebnete den Weg für einen großen Zuwachs an Macht und Einfluss der Mudschtahid in der Qājār-Zeit und für die Weiterentwicklung des Konzepts der marjaʿ at-taqlīd.“[8]

Werke (Auswahl)

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  • Risālat al-idschtihād wa-l-achbār

Literatur

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  • Hamid Algar: Behbahānī, Moḥammad-Bāqer (Encyclopædia Iranica), 1989
  • Robert Gleave: Inevitable doubt : two theories of Shī'ī jurisprudence. Leiden; Boston; Köln: Brill 2000 (zugl.: Bristol, Univ., Diss., 1999); ISBN 9004115951 (außerdem Yusuf al-Bahrani (1695–1772) und Muhammad Baqir al-Bihbahani)
  • Hamid Algar: Āḳā Sayyid Muḥammad Bāḳir Bihbihānī, Encyclopaedia of Islam (Teilansicht a, b)
  • Abbas al-Abiri: Al-Wahid Al-Behbahani (Man Of Intellect) / ديدار با ابرار وحيد بهبهاني / Übers. H. M. Najafi (Meeting the pious) (ein aus zwölferschiitischer Perspektive verfasstes Werk)
  • Moojan Momen: An introduction to Shi’i Islam : the history and doctrines of Twelver Shi’ism, Oxford: G. Ronald, 1985, ISBN 0-85398-201-5
  • Hamid Algar: Religion and State in Iran, 1785–1906. The Role of the Ulama in the Qajar Period, Berkeley and Los Angeles, 1969
  • Heinz Halm: Die Schia. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03136-9
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Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. Lebensdaten nach Hamid Algar: Behbahānī, Moḥammad-Bāqer (Memento des Originals vom 28. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iranicaonline.org (Encyclopædia Iranica), 1989
  2. iranicaonline.org: Ejtehād (Aron Zysow):

    „The classic defense of ejtehād against the aḵbārī challenge, Resālat al-ejtehād wa’l-aḵbār of Waḥīd Behbahānī (d. 1207/1792), stressed the general unavailability of certainty throughout the law in the wake of the ḡayba.“

  3. 30 der Schüler von Behbahani erreichten die hohe Stufe der selbständigen Rechtsfindung. Aus: german.irib.ir: Die islamische Kultur und Zivilisation im Laufe der Geschichte (Teil 61) – Sendemanuskript des IRIB
  4. Hamid Algar: Behbahānī, Moḥammad-Bāqer (Memento des Originals vom 28. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iranicaonline.org (Encyclopædia Iranica)
  5. german.irib.ir: Die Islamische Kultur und Zivilisation im Laufe der Geschichte (Teil 89) (Sendemanuskript des Rundfunks der Islamischen Republik Iran vom 27. April 2014) – vgl. Die Aufzählung seiner Schüler von Hamid Algar in der Encyclopædia Iranica lautet: seine Söhne, Āqā Moḥammad-ʿAlī Behbahānī, Āqā ʿAbd-al-Ḥosayn; Mollā Mahdī Narāqī, Mīrzā Abu’l-Qāsem Qomī, Shaikh Jaʿfar Najafī, Ḥājj Moḥammad-Ebrāhīm Kalbāsī und Sayyed Moḥammad-Bāqer Šaftī.
  6. Peter Lamborn Wilson, Karl Schlamminger: Weaver of Tales. Persian Picture Rugs / Persische Bildteppiche. Geknüpfte Mythen. Callwey, München 1980, ISBN 3-7667-0532-6, S. 14–29 (Die Derwische), hier: S. 17.
  7. german.irib.ir: Die Islamische Kultur und Zivilisation im Laufe der Geschichte (Teil 89) (Sendemanuskript des Rundfunks der Islamischen Republik Iran vom 27. April 2014)
  8. Momen (1985: 128)
Mohammad-Bāqer Behbahānī (Alternativbezeichnungen des Lemmas)
Sayyid Muhammad Baqir Bihbihani; Mohammad Baqir Wahid Behbehani; Muhammad Baqir Behbahani; Behbehani; Aqa Sayyid Muhammad Baqir Bihbihani; Wahid Behbahani; Muḥammad Bāqir ibn Muḥammad Akmal Bahbahānī; Vahid Bihbahani; Muhammad Baqir Vahid Behbihani; Al-Wahid Al-Behbahani; Waheed Behbahani; Wahid Bihbihani; Molla Baqir Behbahani; Wahid Behbahani; Mohammad Baqir Wahid Behbehani; Waḥīd-e Behbahānī; Moḥaqqeq-e Behbahānī; Moḥammad-Bāqer Behbahānī; Mohammad Wahid Behbahani; Muḥammad Bāqir Ibn-Muḥammad AkmalBihbihānī; Muḥammad Bāqir ibn Muh̄ammad Akmal al-Bahbahānī; Aqā Muḥammad Bāqir Ibn-Muḥammad Akmal Bihbihānī; Muḥammad Bāqir ibn Muh̄ammad Akmal al-Bihbahānī; Muḥammad Bāqir Ibn-Muḥammad Akmal Bihbahānī; Muḥammad Bāqir Ibn-Muḥammad Akmal Bahbahānī; Muḥammad Bāqir ibn Muh̄ammad Akmal al Bahbahānī; Muhammad Baqir ibn Muhammad Akmal al-Bahbahani; Muḥammad Bāqir Ibn-Muḥammad Akmal al-Bihbihānī; Muḥammad Bāqir ibn Muh̄ammad Akmal al-Isfahani; Muhammad Baqir ibn Muhammad Akmal Isfahani; Muḥammad Bāqir al-Bihbihānī; Āḳā Sayyid Muḥammad Bāḳir Bihbihānī; Waḥīd-i Bihbihānī ou Muḥaḳḳiḳ-i Bihbihānī; Allama Waheed Behbahani; Muhammad Baqir al-Bihbahani; Moḥammad-Bāqer Behbahānī; Waḥīd Behbahānī; Allameh Vahid Behbahani; Muhammad Baqer Behbahani; Allameh Muhammad Baqer Vahid Behbahani