Moritz Hermann von Jacobi
Moritz Hermann von Jacobi (9. Septemberjul. / 21. September 1801greg. in Potsdam; † 27. Februarjul. / 11. März 1874greg. in Sankt Petersburg) war ein deutscher und russischer Physiker und Ingenieur. Er entwickelte den ersten praxistauglichen Elektromotor und das erste elektrisch angetriebene Boot (Das Jacobi-Boot).
Leben
BearbeitenMoritz Hermann von Jacobi war ein Bruder des Mathematikers Carl Gustav Jacob Jacobi. Jacobi wurde zunächst Baumeister in Königsberg, ehe er 1835 als Professor der zivilen Baukunst nach Dorpat ging. 1837 wurde er bereits nach Sankt Petersburg berufen und wurde dort 1839 Adjunkt.
1842 wurde Jacobi zum außerordentlichen und 1847 zum ordentlichen Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften gewählt.[1] Er wurde kurz darauf auch russischer Staatsrat. Seit 1853 war er auch Mitglied der römischen Accademia dei Lincei, seit 1859 korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, seit 1864 korrespondierendes Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften[2] und seit 1867 assoziiertes Mitglied der Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique.[3]
Seinen Ruf begründete Jacobi insbesondere durch seine Erfindung der Galvanoplastik (1837) und der Anwendung des Elektromagnetismus zur Bewegung von Maschinen und Fahrzeugen. Seinen ersten technisch entwicklungsfähigen Gleichstrommotor entwarf er im Jahr 1834. Am 13. September 1838 fuhr auf der Newa in Sankt Petersburg ein Elektroboot, das von einem Jacobi-Motor mit einer Leistung von 220 W angetrieben wurde und mit ca. 2,5 km/h eine 7,5 km lange Strecke zurücklegte[4]. 1839 konnte er die mechanische Leistung seines Motors auf 1 kW erhöhen und erreichte mit dem Boot dann Geschwindigkeiten bis etwa 4 km/h.
Jacobi entwickelte neuartige Seeminen mit galvanischen bzw. induktiven Zündern und initiierte die Bildung von galvanischen Kommandos in der Sappeur-Truppe der Kaiserlich Russischen Armee.
Auch stellte er seit 1850 in großem Maßstab Versuche mit Bogenlampen an, und nach ihm ist die Jacobische Knallgaseinheit, eine um 1900 benutzte Maßeinheit des Stromes, benannt.
Familie
BearbeitenEr heiratete 1836 in Dorpat Anna Grigorjewna Kochanowskaja († 1897). Das Paar hatte die Kinder
Siehe auch
BearbeitenSchriften
Bearbeiten- Die Galvanoplastik, oder das Verfahren cohärentes Kupfer in Platten oder nach sonst gegebenen Formen, unmittelbar aus Kupferauflösungen auf galvanischen Wege zu produciren. Eggers, Sankt Petersburg 1840, (Digitalisat).
- Mémoire sur l’application de l’Électro-Magnétisme au Mouvement des Machines. Riegel, Potsdam 1835, (Digitalisat).
Literatur
Bearbeiten- Peer Hempel: Deutschsprachige Physiker im alten St. Petersburg. Georg Parrot, Emil Lenz und Moritz Jacobi im Kontext von Wissenschaft und Politik (= Schriften des Bundesinstituts für Ostdeutsche Kultur und Geschichte. 14). Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56446-3, S. 171 ff. (Zugleich: Oldenburg, Universität, Dissertation, 1998; Auszug bei Google Books).
- Eugen Lommel: Jacobi, Moritz Hermann von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 597–599.
- Helmut Mielert: Jacobi, Moritz Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 234 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Moritz Hermann von Jacobi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachbau des ersten Elektromotors von Moritz Jacobi
- Artikel Moritz Hermann von Jacobi in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Якоби, Борис Семенович (Мориц Герман). Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 10. März 2022 (russisch).
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 123.
- ↑ Académicien décédé: Moritz Hermann de Jacobi. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 3. September 2023 (französisch).
- ↑ Elektromotor von Jacobi. In: LEIFIphysik. Abgerufen am 8. Januar 2021.
- ↑ Владимир Борисович Якоби р. 1836 ум. 30 август 1884. In: Родовод: Многоязычное генеалогическое древо. Abgerufen am 3. September 2023 (russisch).
- ↑ Николай Борисович Якоби р. 17 ноябрь 1839 ум. 15 апрель 1902. In: Родовод: Многоязычное генеалогическое древо. Abgerufen am 2. September 2020 (russisch).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jacobi, Moritz Hermann von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher und russischer Physiker und Ingenieur |
GEBURTSDATUM | 21. September 1801 |
GEBURTSORT | Potsdam |
STERBEDATUM | 11. März 1874 |
STERBEORT | Sankt Petersburg |