Muslimische Gemeinschaft Albaniens

Organisation

Die Muslimische Gemeinschaft Albaniens (albanisch Komuniteti Mysliman i Shqipërisë, kurz KMSH) ist eine 1923 gegründete, private Institution und Glaubensgemeinschaft, die die Einrichtungen der sunnitisch-islamischen Bevölkerung des Landes vereint.[1] Sie steht seit den 2010er Jahren der Gülen-Bewegung des in den Vereinigten Staaten lebenden spirituellen Führers Fethullah Gülen nahe,[2] die in der Türkei als FETÖ verboten ist. Vorsitzender ist seit 2019 Bujar Spahiu. Der Sitz befindet sich in der Hauptstadt Tirana.

Logo der Gemeinschaft mit der Et’hem-Bey-Moschee.

Geschichte

Bearbeiten

Die Anfänge einer einheitlichen muslimischen Gemeinschaft in Albanien sind auf das Jahr 1921 zu datieren. Damals trennte sich die albanische Sektion vom Osmanischen Kalifat und gründete eine eigene unabhängige Organisation, die sich um die Muslime in Albanien kümmern sollte. Im Oktober 1923 beginnt die Veröffentlichung der Zeitung Zani Naltë; sie wurde jedoch 1939 wieder eingestellt. Während des Zweiten Weltkrieges wird die Zeitung Kultura Islame publiziert. 1923 erschien die erste islamischen Zeitung, und in der Hauptstadt wurde die erste Medresse (alb. Medreseja e Tiranës) eröffnet. Ihr Vorsitzender war Haxhi Vehbi Dibra.

1967 wurden in Albanien alle Moscheen und Kirchen geschlossen, jedwede religiöse Bekennung und Ausübung wurde verboten. Albanien erklärte sich zum ersten atheistischen Staat der Welt.

Vorsitzende
Nr. Name Amtszeit
1 Haxhi Vehbi Dibra 1923 1929
2 Behexhet Shapati 1929 1942
3 Hafiz Sherif Lëngu 1942 1945
4 Hafiz Musa H. Ali Basha 1945 1954
5 Hafiz Sylejman Myrta 1954 1966
6 Esat Myftija 1966 1967
7 Haxhi Hafiz Sabri Koçi 1990 2003
8 Haxhi Selim Muça 2004 2014
9 Skënder Bruçaj 2014 2019
9 Bujar Spahiu 2019 amtierend

Am 16. November 1990 – nach dem Fall des Kommunismus in Albanien – wurde in der Bleimoschee von Shkodra die Institution unter Sabri Koçi wieder neu gegründet und erstmals wieder öffentlich gebetet. Seit dieser Zeit erscheint zudem die Zeitung Drita Islame.[3] Bis 2003 wurden die meisten Medresen der KMSH von Nichtregierungsorganisationen aus arabischen Staaten finanziert. Mit Beginn des „Krieges gegen den Terror“ der USA wurden die meisten dieser arabischen NGOs außer Landes verwiesen oder mussten ihre Aktivitäten einschränken. Die arabischen Organisationen wurden durch türkische, zumeist aus dem Kreise des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen, ersetzt.[4]

Die KMSH kündigte im Jahr 2010 an, in der Hauptstadt eine islamische Universität, welche die Fakultäten Theologie und Philologie beinhalten soll, einrichten zu wollen. Der Unterricht hätte auf Albanisch, Türkisch, Arabisch und teilweise auch auf Englisch erfolgen sollen.[5] Dies wurde nicht verwirklicht; stattdessen wurde eine koedukative Universität mit stärkerem Gewicht auf Geisteswissenschaften gegründet.

Aufgaben

Bearbeiten

Die KMSh ernennt die Muftis, Imame, Chatibe und Muezzine in den islamischen Gemeinden. Der Vorsitzende der KMSh diente bis zur Amtszeit von Skender Brucaj als Großmufti Albaniens.

Islamische Hochschulen

Bearbeiten

In Albanien existieren die als islamische Universität geplante geisteswissenschaftliche Universiteti Bedër in Tirana, und sieben Medresen. Fünf der sieben Medresen sollen von der Gülen-Bewegung kontrolliert werden.

Sonstiges

Bearbeiten

Die Gemeinschaft ist Mitglied im Departement des interreligiösen Dialoges (alb. Departamenti i Dialogut Ndërfetar).

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Rreth nesh. In: Komuniteti Mysliman i Shqiperise. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2012; abgerufen am 29. Januar 2011 (albanisch).
  2. Oliver Scharbrodt, Samim Akgönül, Ahmet Alibašić, Jørgen Nielsen, Egdunas Raciuss (Hrsg.): Yearbook of Muslims in Europe. Band 7. Brill, Leiden, Boston 2015, Albania, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 12. März 2016]).
  3. Historiku i KMSH-së. In: Komuniteti Mysliman i Shqiperise. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2012; abgerufen am 29. Januar 2011 (albanisch).
  4. Olsi Jazexhi: Yearbook of Muslims in Europe. Hrsg.: Oliver Scharbrodt, Samim Akgönül, Ahmet Alibašić, Jørgen Nielsen, Egdunas Raciuss. Band 6. Brill, Leiden, Boston 2014, Albania, S. 24 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 12. März 2016]).
  5. Hapja e Universitetit Islam në Shqipëri. In: Komuniteti Mysliman i Shqiperise. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. September 2010; abgerufen am 29. Januar 2011 (albanisch).