Cristina Hoyos

spanische Tänzerin, Choreografin
(Weitergeleitet von Museo del Baile Flamenco)

Cristina Hoyos Panadero (* 13. Juni 1946 in Sevilla)[1] ist eine spanische Flamencotänzerin, Choreografin und Schauspielerin.

Cristina Hoyos 2014

International bekannt wurde sie unter anderem als langjährige Partnerin von Antonio Gades. Mit ihm tanzte sie zwischen 1981 und 1986 in der Trilogie Bodas de sangre (Bluthochzeit),[2] Carmen und El amor brujo (Liebeszauber)[3] des spanischen Regisseurs Carlos Saura.

Biografie

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Tänzerin, Choreografin und Ballettchefin

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Cristina Hoyos tanzt seit ihrem zwölften Lebensjahr. Ihr öffentliches Debüt hatte sie im spanischen Pavillon der Weltausstellung 1964/1965 in New York City. Danach tanzte sie in Tablaos und nahm als Tänzerin in der Kompanie von Manuela Vargas an einer USA-Tournee teil. 1968 trat sie in die Kompanie von Antonio Gades ein und wurde dort Erste Tänzerin. Gemeinsam tanzten beide die Hauptrollen in den oben genannten Tanzfilmen. Nachdem sich Gades’ Kompanie 1988 aufgelöst hatte, gründete sie eine eigene Kompanie, mit der sie 1989 im Théâtre Rex in Paris debütierte.[1] Auch beim Edinburgh Festival hatte die neu geforemte Kompanie schon in diesem Jahr einen Auftritt.[4]

In ihrer Produktion Sueños de flamencos zeigte sich 1990 unmissverständlich ihre klassische, nüchterne Auffassung des Flamenco: Tiefe, Nüchternheit, technische Perfektion, ohne Verbrämungen durch Bühneneffekte oder -Ausstattung, abgesehen von der Beleuchtung.[5] Mit dieser Produktion gastierte sie in der Pariser Opéra Garnier und bestritt damit den ersten Flamenco-Abend, der jemals dort stattfand.[6] Mit ihrem nächsten Stück Yerma[7] war sie mit ihrer Kompanie 1992 erneut in Paris zu Gast.[8] Auch bei der Expo 92 in Sevilla gehörte es zum Programm.[9] Es wurde vom Publikum freundlich, von der Kritik jedoch zwiespältig aufgenommen.[9][8][10]

Auch ihre nächste Produktion, Sueños flamencos, fand trotz gutem Anklang beim Publikum geteilte Aufnahme in der Kritik. Unter anderem wurde ihr vorgeworfen, sich zu wenig von Antonio Gades’ Stil zu lösen. Unter anderem gastierte ihre Kompanie damit 1994 im Londoner Sadler’s Wells.[11] Sie hielt jedoch auch in ihrer folgenden Produktion Caminos andaluces an ihrer klassischen Auffassung fest: Nüchternheit in der Bühnenausstattung, volle Konzentration auf den Tanz, kompromissloser klassischer Flamenco in rasanter, technisch perfekter Darbietung ohne verbindende Erzählung.[12][13] Ihren eigenen Worten zufolge zielt das Stück auf eine Auseinandersetzung mit den Wurzeln des Flamenco und den für die verschiedenen Orte und Regionen typischen Palos.[14] Es hatte 1994 Premiere im Théâtre du Châtelet in Paris.[14] Im November 1995 hatte es einen Auftritt in Genf vor ausverkauftem Theater.[15]

In den vier Jahren danach litt sie an einer Krebserkrankung und hatte keine öffentlichen Auftritte. Nach einer Operation kehrte sie 1999 auf die Bühne zurück. Mit Arsa y toma schuf sie eine Parodie auf die 1960er Jahre, die Anfangsjahre ihrer Karriere. Ihrer Auffassung nach handelte es sich um eine Zeit, in der die sogenannten spanish shows mit billigen Effekten die Flamenco-Szene dominierten. Künstlerinnen wie sie seien um des Überlebens willen zum Mitmachen gezwungen gewesen.[16]

Mit Tierra Adentro wandte sie sich 2002 vom Konzept des reinen, nicht erzählenden Tanzes ab. Das Stück ist nach einem Roman des Schriftstellers Juan Cobos Wilkins aus Huelva benannt. Die Handlung spielt in den Minen des Río Tinto. Sie dreht sich um die harte Arbeit, den Schmerz und die Furcht der Minenarbeiter und ihrer Familien, die sich in ihren Gesängen und ihrer Musik, den Cantes de las minas, widerspiegeln.[17][18]

Anfang 2004 wurde sie als Direktorin des Ballet Flamenco de Andalucía, vormals Compañía andaluza de danza, berufen.[19] Anfang April 2004 leitete sie die letzte Präsentation von Yerma mit ihrer bisherigen, eigenen Kompanie. Danach wurde diese aufgelöst. Ein Teil des Ensembles wechselte in das Ballet Flamenco de Andalucía.[20] Die nächste Inszenierung von Yerma fand schon mit ihrem neuen Ballett statt.[21] Ihre erste originäre Produktion mit diesem Ballett, Viaje al sur, hatte im März 2005 in Córdoba Première und reiste anschließend zur internationalen Ausstellung nach Aichi in Japan. Neben einer Reihe von spanischen Städten[22][23][24] kam das Stück auch zur Aufführung in New York City – unter anderem unterstützt von Melanie Griffith, der informellen Botschafterin Andalusiens in den Vereinigten Staaten.[25]

Im folgenden Jahr inszenierte sie in den Gärten des Generalife von Granada ihre Interpretation des Gedichtzyklus Romancero gitano von Federico García Lorca.[26] Es folgten Auftritte mit diesem Stück in einer Reihe von Städten, zum Beispiel in Guadalajara,[27] in Bilbao[28] und beim Festival von Peralada.[29] Eine weitere Hommage an Federico García Lorca präsentierte sie 2009 unter dem Titel Poema del cante jondo en el café de Chinitas in den Gärten des Generalife.[30]

Sie leitete das Ballet Flamenco de Andalucía bis 2011. 2012 inszenierte sie die Oper El Gato Montés unter Regie von José Carlos Plaza. In den Jahren danach widmete sie sich vornehmlich dem Betrieb ihres Museo del Baile Flamenco in Sevilla.[31] Im März 2022, im Alter von 75 Jahren, trat sie jedoch wieder mit einer Choreografie und als Leiterin eines Ballettensembles an die Öffentlichkeit: Mit dem Programm OléOlá wagte das traditionsreiche Teatro Eslava in Madrid, das Ende 2020 hatte schließen müssen, eine Neueröffnung. OléOlá soll bis auf Weiteres permanent an drei Abenden in der Woche aufgeführt werden.[32]

Das Museo del Baile Flamenco

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Außenfassade des Museums für Flamencotanz in Sevilla

Im Jahr 2006 wurde nach einer fast fünfzehnjährigen Planungs- und Renovierungsphase das von Cristina Hoyos initiierte und von dem deutschen Direktor Kurt Grötsch geleitete Museo del Baile Flamenco (Museum des Flamencotanzes) in der Calle Manuel Rojas Marcos im Zentrum Sevillas eröffnet. Die ersten Jahre des Museums, das über fünf Millionen Euro weitgehend über Kredite finanzierte Investitionskosten gekostet hatte, waren aufgrund der anfangs noch unzureichenden Besucherzahlen von finanziellen Krisen begleitet. Die finanzielle Situation führte im Jahr 2009 zu einem heftigen politischen Streit, als Cristina Hoyos versuchte, das bis dahin auch mit fast einer Million Euro aus öffentlichen Mitteln subventionierte Objekt zum Preis von annähernd sechs Millionen Euro zu verkaufen.[33] Durch Fördermittel der Europäischen Union und eine erhebliche Steigerung der Besucherzahlen in den folgenden Jahren konnten der Verkauf und damit ein Scheitern des Projekts mit dem Jahr 2011 bis auf Weiteres abgewendet werden. So verzeichneten das Museum und die zahlreichen in seinen Räumlichkeiten angebotenen Veranstaltungen und Aufführungen im Jahr 2018 fast 200.000 Besucher.[34]

Im Rahmen des Museums fungierte sie auch als Autorin und Herausgeberin von Kinder- und Jugendbüchern über Flamenco.[35]

Filmografie (Auswahl)

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  • 1967: Último encuentro
  • 1981: Bluthochzeit (Bodas de sangre)
  • 1983: Carmen
  • 1986: Liebeszauber (El amor brujo)
  • 1989: Montoyas y Tarantos[36]
  • 1990: Carmen on Ice
  • 2002: Despacito y compás (Fernsehserie, Erzählung ihres eigenen Lebens)[37]

Auszeichnungen (Auswahl)

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  • 1993 Goldmedaille des spanischen Kultur-Ministeriums für Verdienste um die schönen Künste von der spanischen Kultur-Ministerin[38]
  • 2003 Nationaler Preis der Cátedra de Flamencología[39] für Flamenco-Tanz.[40]
  • 2006 Hommage an sie beim Festival Internacional del Cante de las Minas in La Unión.[41]
  • 2010 Exzellenzpreis der Fundación Aisge[42] für ihr Lebenswerk.[43]
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Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b Cristina Hoyos. In: El Arte de Vivir el Flamenco. Abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  2. nach dem gleichnamigen Drama von Federico García Lorca
  3. nach dem gleichnamigen Ballett von Manuel de Falla
  4. Ricardo Martínez de Rituerdo: Medio millar de artistas españoles participarán en el festival de Edimburgo. In: El País. 18. Mai 1989, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  5. Julia Martín: Cristina Hoyos presenta sus 'Sueños flamencos'. In: El País. 19. August 1990, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  6. Javier Valenzuela: Cristina Hoyos introduce el flamenco en la Ópera de París. In: El País. 9. Februar 1990, abgerufen am 22. März 2022 (spanisch).
  7. nach dem gleichnamigen Drama von Federico García Lorca
  8. a b Javier Valenzuela: Cristina Hoyos estrena en Paris su versión de 'Yerma'. In: El País. 20. März 1992, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  9. a b Ángel Álvarez Caballero: Cristina Hoyos presenta en la Expo una 'Yerma' sobria e imaginativa. In: El País. 19. Mai 1992, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  10. Roger Salas: El mantoncillo esteril. In: El País. 24. September 1992, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  11. Roger Salas: Una aventura en solitario. In: El País. 8. März 1994, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  12. Ángel Álvarez Caballero: Por los caminos del esplendor del baile. In: El País. 20. September 1995, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  13. Ángel Álvarez Caballero: Cristina Hoyos vuelve a la Zarzuela con su baile jondo. In: El País. 16. September 1995, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  14. a b Octavi Marti: Cristina Hoyos: "En España, la danza es el pariente pobre y tonto de la cultura". In: El País. 7. Januar 1994, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  15. Ana Fernández: El ballet de Cristina Hoyos logra un gran éxito en Ginebra. In: El País. 4. November 1995, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  16. Ritama Muñoz-Rojas: Cristina Hoyos pone en escena una parodia de los espectáculos flamencos de los sesenta. In: El País. 18. Juni 1999, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  17. Eva Larrauri: Cristina Hoyos dedica en 'Tierra adentro' un homenaje a los mineros. In: El País. 8. Januar 2003, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  18. Jorge Lamas: Cristina Hoyos presentará el martes su espectáculo «Tierra adentro». In: La Voz de Galicia. 29. November 2003, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  19. José Luis Navarro García: Historia del Baile Flamenco. Band IV. Signatura Ediciones, Sevilla 2010, ISBN 978-84-96210-73-8, S. 243.
  20. José Luis Navarro García: Historia del Baile Flamenco. Band IV. Signatura Ediciones, Sevilla 2010, S. 244.
  21. Cristina Marinero: Tragedia estéril. In: El Mundo. 10. Juni 2004, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  22. Javier Martín-Arroyo: Cristina Hoyos baila 'Viaje al sur' en el Teatro Cánovas dentro de la bienal Málaga en Flamenco. In: El País. 22. September 2005, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  23. Fernando Pérez Monguió: 'Viaje al sur' abre hoy el Festival de Música Española de Cádiz. In: El País. 17. November 2005, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  24. Cristina Hoyos presenta hoy el espectáculo 'Viaje al Sur' en el Teatro Lope de Vega. In: El País. 11. Januar 2006, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  25. Barbara Celis: Melanie Griffith, embajadora de Andalucía en Nueva York. In: El País. 16. Februar 2006, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  26. José Luis Navarro García: Historia del Baile Flamenco. Band IV. Signatura Ediciones, Sevilla 2010, S. 245.
  27. Santiago Belausteguigoitia: Cristina Hoyos presenta la pasión irreductible del 'Romancero gitano' en la feria de Guadalajara. In: El País. 25. November 2006, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  28. Igor Cubillo: Cristina Hoyos muestra un 'Romancero gitano' "fresco, moderno y vanguardista". In: El País. 9. Januar 2007, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  29. Carmen del Val: Noche lorquiana. In: El País. 12. August 2007, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  30. Margot Molina: El Lorca jondo vuelve a Granada. In: El País. 23. Juli 2009, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  31. Cristina Hoyos. In: Offizielle Tourismus-Webseite von Andalusien. Abgerufen am 30. März 2022.
  32. Rut de las Heras Bretín: Cristina Hoyos: “Voy a estar bailando siempre, lo hago hasta haciendo la cama”. In: El País. 2. März 2022, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  33. Cristina Hoyos vende el Museo del Baile Flamenco (Cristina Hoyos verkauft das Flamenco-Museum.) Artikel von Pedro de Tena, 27. November 2009. Abgerufen am 20. Januar 2014.
  34. OLIMAR Oliver Sdrojek: Interview mit dem Direktor des Flamenco Tanz Museums in Sevilla, veröffentlicht am 18. Oktober 2021. Abgerufen am 26. Oktober 2021.
  35. Santiago Belausteguigoitia: Cristina Hoyos crea una serie de libros de flamenco para niños. In: El País. 17. Januar 2007, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  36. Vicente Escrivá: Montoyas y Tarantos. In: IMDb. CVC S.A., Canal Sur Televisión, 2. Oktober 1989, abgerufen am 29. März 2022 (englisch).
  37. Rosario G. Gómez, Isabel Gallo: Cristina Hoyos narra su vida en el telefilme 'Despacito y a compás'. In: El País. 3. Oktober 2002, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  38. Concedidas las medallas de oro de Bellas Artes 1993. In: El País. 30. Dezember 1993, abgerufen am 29. März 2022 (spanisch).
  39. Lehrstuhl für Flamencologie der Universität Sevilla
  40. La Cátedra de Flamencología premia a Chano Lobato, Carmen Linares, Cristina Hoyos y Manolo Franco. In: El País. 13. September 2003, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  41. ANtonio Parra: Cristina Hoyos recibe el homenaje del Festival de La Unión. In: El País. 9. November 2006, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).
  42. Artistas Interpretes Sociedad de Gestión, d. h. Verwertungsgesellschaft darstellender Künstler
  43. Premios a la excelencia de trayectorias artísticas. In: El País. 20. Dezember 2010, abgerufen am 30. März 2022 (spanisch).