NMBS/SNCB-Reihe 202

Diesellokomotiv-Baureihe der belgischen Staatsbahnen aus den 1950er Jahren, Achsfolge Co'Co'
(Weitergeleitet von NMBS/SNCB-Reihe 204)

Die Reihen 202, 203 und 204 (ab 1971 Reihen 52, 53 und 54) der belgischen Staatsbahn (NMBS/SNCB) sowie die Reihe 1600 der luxemburgischen Eisenbahnen (CFL) sind eine 43 Fahrzeuge umfassende Serie von sechsachsigen dieselelektrischen Lokomotiven, die ab 1955 ausgeliefert wurden. Sie bilden zusammen mit der Reihe 201 die erste Generation von Diesellokomotiven, die in Belgien zum Einsatz kamen. Ihr Einsatzgebiet waren vor allem die steigungsreichen Strecken der Ardennen. Die Fahrzeuge sind teilweise noch im Einsatz.

NMBS/SNCB-Reihen 202/203/204, 52/53/54
CFL-Baureihe 1600
202.020 (ex CFL 1602) im Ursprungszustand der belgischen 202er
202.020 (ex CFL 1602) im Ursprungszustand der belgischen 202er
202.020 (ex CFL 1602) im Ursprungszustand der belgischen 202er
Nummerierung: siehe Tabelle
Anzahl: 44
Hersteller: AFB, GM
Baujahr(e): 1955–1957
Achsformel: Co'Co'
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 18.850 mm
Höhe: 4.237 mm
Breite: 2.940 mm
Drehzapfenabstand: 10.300 mm
Drehgestellachsstand: 4.000 mm
Dienstmasse: 108 t
Höchstgeschwindigkeit: 120 km/h
140 km/h (204)
Installierte Leistung: 1.265 kW
1.350 kW (204)
Anfahrzugkraft: 245 kN
Treibraddurchmesser: 1.010 mm
Motorentyp: GM 567C
Leistungsübertragung: elektrisch
Kupplungstyp: Schraubenkupplung

Auf Grund der rot-gelben Farbgebung bei den luxemburgischen Eisenbahnen und ihrer typischen runden Front, der „nez ronde“, wurden die Lokomotiven auch als „Kartoffelkäfer“ bezeichnet.

Reihen 202 bis 204 der NMBS/SNCB

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5203 und 5207 in einem Lokzug in Namur, 1987
 
Ab Ende der 1970er Jahre wurden die Stirnseiten modernisiert

Die Reihen 202, 203 und 204 entstanden als belgische Variante der NSB Di 3 des schwedischen Herstellers Nydqvist och Holm (NoHAB), welche wiederum einen Lizenznachbau der F-Serie von Electro-Motive Diesel (EMD), einer Tochterfirma von General Motors (GM), darstellt. Der belgische Hersteller Anglo-Franco-Belge (AFB) erhielt hierfür eine Lizenz der NoHAB, die Motoren lieferte GM. Vorgesehen war der Einsatz vor Personenzügen in den Ardennen.

Die Staatsbahnen orderten insgesamt 40 Maschinen, wovon 22 Stück auf die Reihe 202 und 18 Stück auf die Reihe 203 entfallen sollten. Letztere entsprach baulich der 202, war aber für den Güterzugverkehr vorgesehen und verfügte daher über keine Zugheizung.

Die ersten Maschinen wurden im Februar 1955 ausgeliefert, bis Juni 1955 waren 17 Fahrzeuge mit unterbrochener Nummerierung unterwegs. Die 202.014 wurde noch vor ihrer Inbetriebnahme der Reihe 203 zugeordnet, die vier weiteren vorgesehenen Lokomotiven wurden dagegen kurzfristig von der CFL aufgekauft. Als Ausgleich für diese Exemplare orderte die NMBS/SNCB zwei Jahre darauf vier weitere baugleiche Lokomotiven, die jedoch eine höhere Leistung und somit eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h (anstatt 120 km/h) aufwiesen. Die vier Lokomotiven 202.015 bis 202.018 wurden der neuen Bauart angepasst und diese insgesamt acht Exemplare als Reihe 204 eingereiht.

Ende der 1970er wurden die Lokomotiven modernisiert. Die Fahrzeuge erhielten einen der Reihen 62 und 63 angepassten Führerstand. Die vormals runde Nase, die „nez ronde“, ging dadurch verloren. Die Loks sind seitdem für den in Belgien und Frankreich üblichen Linksverkehr ausgerichtet und haben eine bessere Schallisolierung erhalten.

1983 wurden vier Fahrzeuge der Reihe 53 mit einer Zugheizung ausgestattet und in die Reihe 52 mit den Nummern 5214 bis 5217 eingereiht. 1989 kam es umgekehrt zum Ausbau der Zugheizung bei den Nummern 5203, 5206, 5207, 5208 und 5210 und deren Eingliederung in die Reihe 53. Sie dienten dort als Ersatz für zuvor nach Unfällen ausgemusterte Fahrzeuge.

Die 52er kommen mittlerweile zusammen mit den 53ern im Güterverkehr zum Einsatz, da ihre Leistungen im Personenverkehr zunehmend durch die Reihen AR 41 und 62 übernommen werden. Alle Lokomotiven wurden im Juni 2009 abgestellt und 2011 ausgemustert.

Reihe 1600 der CFL

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CFL 1604 in Goebelsmühle

Von der Reihe 202 wurden vier Loks abgezweigt und als 1601 bis 1604 an die CFL geliefert. Diese waren in weinrot-gelb lackiert. Die Loks wurden 1955 geliefert. 1958 hatte die 1603 bei Bascharage einen schweren Unfall. Wegen einer falschen Weichenstellung war sie mit einem anderen Zug, welcher auf einem Überholgleis stand kollidiert. Nach dem Unfall war die Lok eigentlich schrottreif, sie wurde aber wieder vollständig hergerichtet. Nach der Instandsetzung war der Wagenkasten etwa 30 Zentimeter kürzer als bei den anderen drei Loks. Um auch nach Trier fahren zu können, erhielten die Loks 1971 ein drittes Spitzensignal. Sie liefen bis zuletzt im Schnellzugverkehr nach Trier, jedoch mit einer Sondergenehmigung der DB, da sie nicht mit Indusi ausgerüstet waren. 1971 wurden die kleinen Nummern und das alte CFL-Logo durch größere Nummern und ein neues Logo ersetzt. Dieses Kleid behielten sie bis zu ihrer Ausmusterung. 1984 wurde die 1601 als erste Lok abgestellt, und 1989 als einzige der vier luxemburgischen Loks verschrottet. Die anderen wurden 1994 ausgemustert, die 1602 wurde von Märklin gekauft und später an den belgischen PFT weiterverkauft. Dieser restaurierte die Lok und lackierte sie in den Farben der NMBS/SNCB und gaben ihr die Nummer 202.020, welche ursprünglich auch vorgesehen war, und das dritte Spitzenlicht auf der Nase wurde wieder entfernt. Die 1603 fuhr anfangs auf der Vennbahn und wurde 2006 ebenfalls vom PFT gekauft. Die 1604 blieb in Luxemburg und wurde vom Luxemburger Denkmalpflegeamt zum National Denkmal erklärt und als betriebsfähige Museumslok erhalten. Der Verein 1604 Classics a.s.b.l. restaurierte die Lok und setzte sie, abgesehen vom dritten Spitzensignal, in den Auslieferungszustand vom 21. April 1955 zurück. Im Jahr 2010 wurde der Dieselmotor von der Firma EMD generalüberholt und mit Teilen der Motortype 645 ausgerüstet. Im Jahr 2013 erhielt die Lok eine HU in den Netinera-Werken in Neustrelitz, wobei die elektrischen Organe (Generator, Traktionsmotore, Lüfter, Verkabelung) komplett erneuert und die Drehgestelle hauptuntersucht wurden.

Fahrzeugübersicht

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Werknr.
Indienststellung
NMBS/SNCB /
CFL
Verbleib
120 2. Juli 1955 203.001
5301
ausgemustert
121 15. Juli 1955 203.002
5302
1983 Umbau in 5215
ausgemustert und an PFT verkauft.
122 16. Juli 1955 203.003
5303
ausgemustert
123 14. Juli 1955 203.004
5304
2002 ausgemustert und verschrottet
124 19. Juli 1955 203.005
5305
ausgemustert
125 30. Juli 1955 203.006
5306
ausgemustert
126 1. Aug. 1955 203.007
5307
1983 Umbau in 5214
2002 ausgemustert
127 3. Aug. 1955 203.008
5308
2007 ausgemustert
128 9. Aug. 1955 203.009
5309
ausgemustert
129 16. Aug. 1955 203.010
5310
1995 ausgemustert
130 26. Aug. 1955 203.011
5311
ausgemustert
131 26. Aug. 1955 203.012
5312
ausgemustert
132 31. Aug. 1955 203.013
5313
ausgemustert. Drehgestelle nach Luxemburg verkauft. Ersatzteile CFL1604
133 5. Sep. 1955 203.014
5314
2002 ausgemustert
134 8. Sep. 1955 203.015
5315
ausgemustert
135 24. Sep. 1955 203.016
5316
ausgemustert
136 24. Sep. 1955 203.017
5317
1984 Umbau in 5216
ausgemustert
137 5. Okt. 1955 203.018
5318
1984 Umbau in 5217
ausgemustert und an PFT verkauft.
138 2. Apr. 1955 202.001
5201
ausgemustert
139 28. Apr. 1955 202.002
5202
1995 ausgemustert
140 29. Apr. 1955 202.003
5203
1989 Umbau in 5302II
141 22. Apr. 1955 202.004
5204
1989 ausgemustert
142 11. Juni 1955 202.005
5205
ausgemustert
143 6. Mai 1955 202.006
5206
1989 Umbau in 5307II ausgemustert und im Juni 2013 verschrottet
144 9. Mai 1955 202.007
5207
1989 Umbau in 5317II ausgemustert
145 18. Mai 1955 202.008
5208
1989 Umbau in 5318II
146 21. Mai 1955 202.009
5209
1992 Umnummerierung in 5321
1993 Rücknummerierung in 5209
in Betrieb
147 2. Juni 1955 202.010
5210
1989 Umbau in 5320 ausgemustert und im Juni 2013 verschrottet
148 6. Juni 1955 202.011
5211 ausgemustert
1958 Umnummerierung in 204.009
1958 Rücknummerierung in 202.011
149 28. Mai 1955 202.012
5212
ausgemustert
150 26. Juni 1955 202.013
5213
1994 ausgemustert
151 13. Juli 1955 203.019
5319
2000 ausgemustert
152 3. Feb. 1955 202.015
1957 Umbau in 204.005
1982 ausgemustert
153 18. Feb. 1955 202.016
1957 Umbau in 204.006
1985 ausgemustert
154 1. März 1955 202.017
1957 Umbau in 204.007
i ausgemustert und im Juni 2013 verschrottet
155 8. März 1955 202.018
1957 Umbau in 204.008
1986 ausgemustert
159 1601 1984 ausgemustert und im März 1989 verschrottet
156 1602 1994 ausgemustert
Museumslok beim PFT /TSP
157 1603 1994 ausgemustert
Museumslok bei PFT
158 21. Apr. 1955 1604 1994 ausgemustert
Museumslok Besitzer Luxemburger Denkmalpflegeamt www.ssmn.public.lu
160 25. Jan. 1957 204.001
5401
ausgemustert
161 14. Feb. 1957 204.002
5402
1984 ausgemustert
162 27. Feb. 1957 204.003
5403
ausgemustert und im Juni 2013 verschrottet
163 13. März 1957 204.004
5404
1999 ausgemustert
Museumslok der SNCB/NMBS

Literatur

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  • Konrad Koschinski: NOHABs Rundnasen & Kartoffelkäfer. In: Eisenbahn-Journal Sonderausgabe. Heft 4. Verlagsgruppe Bahn, Fürstenfeldbruck 2003, ISBN 3-89610-115-3.
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