Nafarelin ist ein synthetisches Analogon des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), das als Arzneimittel zur Regulation der Hormonproduktion im Körper verwendet wird. Die Substanz ist ein Dekapeptid, das in seiner Sequenz die beiden nicht-proteinogenen Aminosäuren D-Naphthylalanin und L-Pyroglutaminsäure enthält.
Strukturformel | |||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Allgemeines | |||||||||||||||||||
Freiname | Nafarelin[1] | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
5-Oxo-L-prolyl-L-histidyl-L-tryptophyl-L-seryl-L-tyrosyl-3-(2-naphthyl)-D-alanyl-L-leucyl- L-arginyl-L-propylglycinamid | ||||||||||||||||||
Summenformel | C66H83N17O13 | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||||||||||||
ATC-Code | |||||||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 1322,47 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest[2] | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Löslichkeit | |||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||
Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Geschichte
BearbeitenDie Verbindung wurde 1980 von Syntex patentiert und von Heumann unter dem Namen Synarela im Handel vertrieben.[4]
Eigenschaften
BearbeitenNafarelin ist ein synthetisches Peptid-Agonist-Analogon und ein hypothalamisches Neuropeptid, das die Freisetzung der Gonadotropine LH und FSH stimuliert. Es ist ein Analogon von GnRH, bei dem die Aminosäure Glycin in Position 6 durch D-Naphthylalanin ersetzt ist. Durch diese Modifikation wird Nafarelin stark hydrophob, was seine Interaktion mit biologischen Membranen und hydrophoben Carrier-Proteinen erleichtert. Als Ergebnis hat Nafarelin höhere Affinität zu membrangebundenen Rezeptoren und längere Lebensdauer als GnRH.[2][5] Als GnRH-Agonist bindet es an die GnRH-Rezeptoren in der Hypophyse, was anfänglich eine erhöhte Ausschüttung der Gonadotropine (LH und FSH) bewirkt.
Vergleichende Darstellung der Aminosäurensequenzen von GnRH und Nafarelin: |
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 GnRH: 5-Oxo-Pro-His-Try-Ser-Tyr-Gly- Leu-Arg-Pro-Gly-NH2 Nafarelin: 5-Oxo-Pro-His-Try-Ser-Tyr-Naphtalin-2-yl-D-Ala-Leu-Arg-Pro-Gly-NH2 |
Verwendung
BearbeitenNafarelin wird zur Behandlung von Endometriose, von Prostatakarzinomen und vorzeitiger Pubertät eingesetzt.[2]
Regulierung
BearbeitenÜber den Safe Drinking Water and Toxic Enforcement Act of 1986 besteht in Kalifornien seit 1. April 1990 eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, die Nafarelinacetat enthalten.[6]
Weblinks
Bearbeiten- Gelbe Liste: Nafarelin - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ INN Recommended List 31. In: who.int. 9. September 1991, abgerufen am 24. September 2024 (englisch).
- ↑ a b c d Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Springer Berlin Heidelberg, 1999, ISBN 3-642-58388-1, S. 243 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b c d e f Cayman Chemical: Nafarelin (acetate) (CAS Number: 76932-60-0), abgerufen am 20. September 2024.
- ↑ Eckard Amelingmeier, Michael Berger, Uwe Bergsträßer, Henning Bockhorn, Peter Botschwina: RÖMPP Lexikon Chemie. 10. Auflage, 1996–1999. Thieme, 2014, ISBN 978-3-13-200031-5.
- ↑ Brian L. Furman: xPharm: The Comprehensive Pharmacology Reference. Elsevier, New York 2007, ISBN 978-0-08-055232-3, Nafarelin, S. 1–5, doi:10.1016/b978-008055232-3.62232-9.
- ↑ Nafarelin Acetate. OEHHA, 1. April 1990, abgerufen am 20. September 2024 (englisch).
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Nafarelinacetat: CAS-Nr.: 76932-60-0, PubChem: 25079036 , ChemSpider: 10482275 , Wikidata: Q27289963 .
- ↑ Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Nafarelinacetathydrat: CAS-Nr.: 86220-42-0, PubChem: 25079425 , ChemSpider: 17290927 , Wikidata: Q27270261.