Nieuwe Kerk (Delft)

Kirchengebäude in Delft, Niederlande
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Die Nieuwe Kerk (deutsch Neue Kirche) steht am Marktplatz von Delft (Zuid-Holland) gegenüber dem Rathaus. Sie ist eine der größten Kirchen der Niederlande und ein Werk der Backsteingotik. Der Westturm ist mit 109 Metern Höhe der zweithöchste des Landes, seine oberen Geschosse allerdings aus Werkstein. Die Nieuwe Kerk ist die Grabkirche des niederländischen Königshauses; 45 Angehörige der Dynastie sind hier beigesetzt.

Westturm der Nieuwe Kerk
Delft mit der Nieuwe Kerk

Baugeschichte

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Grundriss

Die Kirche wurde 1351 unter der Herrschaft von Albrecht I. von Bayern, Herzog von Straubing-Holland, gegründet und den Heiligen Maria und Ursula geweiht. Sie war die zweite Pfarrkirche der Stadt nach der heute so genannten Oude Kerk (Alte Kirche) und erhielt deshalb den Namen Nieuwe Kerk. Im Zuge der Reformation ging die Nieuwe Kerk 1572 an die Niederländisch-Reformierte Kirche über.

Die erste Kirche war ein hölzerner Behelfsbau, um den herum ab 1396 eine große spätgotische Basilika errichtet wurde. Nach Fertigstellung des Querschiffs wurde die Holzkirche abgetragen. Mit der Vollendung des Westturms am 6. September 1496 war die Kirche nach genau 100 Jahren Bauzeit fertiggestellt.

Am 3. Mai 1536 verursachte ein Blitzeinschlag im Westturm einen großen Stadtbrand, bei dem die Kirche schwer beschädigt und auch Teile der Stadt vernichtet wurden. Die wiedererrichtete Turmspitze wurde 1872 ebenfalls durch einen Blitzschlag zerstört. Danach entstand die heutige Turmspitze, durch die der Westturm eine Höhe von fast 109 Metern erreicht. In den Niederlanden hat nur der Utrechter Dom einen noch höheren Turm. Die 36 Glocken im Westturm stammen aus dem Jahr 1660.

Das Innere der Kirche ist, wie in calvinistischen Gotteshäusern üblich, schlicht gehalten. Der größte Teil der Einrichtung wurde bei einem Bildersturm 1566 zerstört, die Buntglasfenster beim Stadtbrand 1536, ihre Nachfolger bei der Explosion des Delfter Pulverturms am 12. Oktober 1654. Die heutige dritte Generation bemalter Glasfenster stammen aus den Jahren 1927–1936. Das jüngste Fenster wurde 2006 eingebaut und stammt von der niederländischen Glaskünstlerin Annemiek Punt.

Ausstattung

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Blick auf die Orgel

Die Orgel wurde 1839 von dem Orgelbauer Jonathan Bätz aus Utrecht erbaut. Das Instrument hat 48 Register auf drei Manualen und Pedal.[1] Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.

Hauptwerk C–f3
01. Prestant 16′
02. Bourdon 16′
03. Octaaf 08′
04. Roerfluit 08′
05. Octaaf 04′
06. Gemshoorn 04′
07. Quint 03′
08. Octaaf 02′
09. Mixtuur IV–VIII 0
10. Scherp VI
11. Cornet V 08′
12. Fagot 16′
13. Trompet 08′
14. Trompet 04′
Oberwerk C–f3
15. Prestant 8′
16. Holpijp 8′
17. Viola di Gamba 8′
18. Quintadeen 8′
19. Salicionaal 4′
20. Open fluit 4′
21. Roerquint 3′
22. Woudfluit 2′
23. Flageolet 1′
24. Trompet 8′
25. Vox Humana 8′
Tremulant
Rückpositiv C–f3
26. Prestant 8′
27. Holpijp 8′
28. Quintadeen 8′
29. Octaaf 4′
30. Roerfluit 4′
31. Quint 3′
32. Octaaf 2′
33. Mixtuur IV–VI
34. Sexquialter II
35. Cornet IV
36. Trompet 8′
37. Dulciaan 8′
Tremulant
Pedalwerk C–d1
38. Prestant 16′
39. Subbas 16′
40. Octaaf 08′
41. Fluitbas 08′
42. Roerquint 06′
43. Octaaf 04′
44. Ruispijp V
45. Bazuin 16′
46. Trombone 08′
47. Trompet 04′
48. Zink 02′
  • Koppeln: II/I, III/I, I/P, III/P

Im Turm der Nieuwe Kerk wurde 1660 ein Glockenspiel mit 36 Glocken (verteilt auf drei Oktaven) installiert Gegossen wurde es von dem Glockengießer Francois Hemony aus Resten eines Glockenspiels des Rathauses. Das Instrument wurde später durch Gebrüder Hemony erweitert.

Das heutige Glockenspiel hat 48 Klangkörper und einen Tonumfang von 4 Oktaven. 20 der historischen Glocken wurden durch Neugüsse ersetzt, die von der Glockengießerei Royal Eijsbouts nach historischem Vorbild geschaffen wurden. Die alten Glocken sind im Turm ausgestellt.[2]

Grabkirche des Hauses Oranien-Nassau

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Prunkgrab Wilhelms von Oranien im Chor der Nieuwe Kerk, davor der Zugang zur Gruft des niederländischen Königshauses

Die Neue Kirche wurde durch einen historischen Zufall zur Grablege der Oranier. Prinz Wilhelm von Oranien, der Führer des niederländischen Widerstands gegen die Spanier, hielt sich nur kurz in Delft auf, wurde aber am 10. Juli 1584 im dortigen Prinzenhof ermordet. Die traditionelle Grablege der Oranier in Breda war noch in spanischer Hand, weshalb man den Prinzen in Delft begrub. Da Wilhelm als Gründer der niederländischen Nation gilt und sich die Könige bis heute von ihm herleiten, wurde Delft als Begräbnisstätte des Königshauses beibehalten. Einige Oranier wurden jedoch an anderen Orten bestattet, unter anderen Wilhelms ältester Sohn Philipp Wilhelm (in Diest) und Wilhelm III. von Oranien, der mit seiner Frau Mary als König und Königin von England, Schottland und Irland in der Londoner Westminster Abbey bestattet wurde. Das Grab des direkten Vorfahren der niederländischen und mehrerer anderer Könige, Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz, befindet sich in der Grote of Jacobijnerkerk in Leeuwarden, da dort die Mitglieder des friesischen Zweigs der Nassauer ab Ende des 16. Jahrhunderts beigesetzt wurden.

Unter dem Prunkmonument Wilhelms stehen im Grabkeller, der alten Krypta neben einigen Kindersärgen die Särge von Wilhelm, seiner letzten Frau, dem gemeinsamen Sohn Friedrich Heinrich und dessen Familie, sowie von Moritz, dessen Prinzentitel er von seinem Halbbruder Wilhelm übernommen hatte. Die Särge der später verstorbenen Oranier befinden sich im neuen Grabkeller.[3] Die jüngsten Beisetzungen fanden 2002 (Prinz Claus) und 2004 (Königin Juliana und Prinz Bernhard) statt.

Das Mausoleum Wilhelms von Oranien

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An prominentester Stelle, zentral im Chorhaupt der Kirche und oberhalb des königlichen Gruftgewölbes befindet sich das Grabmonument für Wilhelm I., den Befreier von spanischer Herrschaft und Gründervater der niederländischen Nation. Es gehört zu den „Top 100 van de Nederlandse Monumenten“, einer Rangliste der staatlichen Denkmalpflege.

Auf Betreiben der Witwe des Prinzen, Louise de Coligny wurde es von 1614 bis 1622 von der Werkstatt des Bildhauers und Baumeisters Hendrick de Keyser aus weißem und schwarzem Marmor aufgerichtet und mit allegorischen Figuren aus Bronze versehen.

Unter dem aus zwei Jochen gebildeten Baldachin der allseitig offenen Halle des Denkmals liegt die Grabfigur aus weißem Marmor, geschaffen von David Hermani aus der Werkstatt Kaysers. Ohne alle Insignien ruht der Tote auf einer schlichten, geflochtenen Matte, ihm zu Füßen schläft ein Hund als Symbol der Treue zum Vaterland. Eine Bronzestatue des lebenden Kriegshelden an der Front des Monuments zeigt ihn lässig sitzend in Harnisch und mit dem Stab des Befehlshabers. Im Hintergrund schwebt scheinbar schwerelos über dem Katafalk eine posaunenblasende Fama, die Göttin und Personifikation des Ruhms. Die zwei Tonnen schwere Bronzefigur wird nur von einer minimalen Standfläche unter ihren Zehen gestützt. Vier weitere weibliche Allegorien aus Bronze rühmen die Eigenschaften und politischen Errungenschaften des Verstorbenen: Unabhängigkeit, Gerechtigkeit, Religionsfreiheit und Stärke.[4]

Das größte und bekannteste Werk Hendrick de Keysers steht am Beginn der niederländischen Barockplastik. In ihm kommt der manieristische Überschwang sowohl in der Architektur als auch in der skulpturalen Kompaktheit trotz aller Bewegung zu statuarischer Festigkeit und Ruhe. Eine Studie für dieses Grabmonument, ein Terracotta-Modell, befindet sich im Amsterdamer Rijksmuseum.

Bestattete Mitglieder des Königshauses

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Grundriss des alten und neuen Grabkellers
Name (Regenten fett gesetzt) geboren    gestorben    beigesetzt   
1. Prinz Wilhelm von Oranien 24.04.1533    10.07.1584    03.08.1584   
2. Louise de Coligny, vierte Frau von Prinz Wilhelm 23.09.1555 13.11.1620 24.05.1621
3. Ludwig, Prinz von Böhmen, Sohn des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz 1623 1623 unbekannt
4. Prinz Moritz von Nassau 13.11.1567 23.04.1625 26.09.1625
5. Henriette Amalia, Tochter von Prinz Frederik Hendrik 26.10.1628 ??.12.1628 unbekannt
6. Elisabeth von Oranien-Nassau, Tochter von Prinz Friedrich Heinrich 04.08.1630 04.08.1630 18.08.1630
7. Heinrich Ludwig, Sohn von Prinz Frederik Hendrik 30.11.1639 29.12.1639 unbekannt
8. Isabella Charlotte, Tochter von Prinz Friedrich Heinrich 28.04.1632 ??.04.1642 unbekannt
9. Prinz Friedrich Heinrich 29.01.1584 14.03.1647 10.05.1647
10. Katharina Belgica, Tochter von Prinz Wilhelm 31.07.1578 12.04.1648 05.05.1648
11. Amalie von Solms-Braunfels, Frau von Prinz Friedrich Heinrich 31.08.1602 08.09.1675 21.12.1675
12. Prinz Wilhelm II. 27.05.1626 06.11.1650 08.03.1651
13. Totgeborene Tochter von Prinz Wilhelm IV. 19.12.1736 19.12.1736 22.12.1736
14. Prinz Wilhelm IV. 01.09.1711 22.10.1751 04.02.1752
15. Anna von Hannover, Frau von Prinz Wilhelm IV. 02.11.1709 12.01.1759 23.02.1759
16. George, Sohn von Karl Christian von Nassau-Weilburg 18.12.1760 27.05.1762 01.07.1762
17. Totgeborene Tochter von Karl Christian, Fürst von Nassau-Weilburg 15.10.1767 15.10.1767 24.10.1767
18. Sohn von Prinz Wilhelm V. 23.03.1769 24.03.1769 28.03.1769
19. Wilhelm Georg Friedrich, Sohn von Prinz Wilhelm V. 15.02.1774 06.01.1799 03.07.1896
20. Wilhelmina Friederika Paulina, Tochter von König Wilhelm I. 01.03.1800 22.12.1806 07.04.1911
21. Prinz Wilhelm V. 08.03.1748 09.04.1806 29.04.1958
22. Friederike Luise Wilhelmine von Oranien-Nassau, Tochter von Prinz Wilhelm V. 28.11.1770 15.10.1819 28.10.1819
23. Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen, Frau von Prinz Wilhelm V. 07.08.1751 09.06.1820 27.11.1822
24. Ernst Casimir, Sohn von König Wilhelm II. 21.05.1822 22.10.1822 11.05.1860
25. Wilhelm Friedrich Karl, Sohn von Prinz Friedrich Wilhelm Karl 06.07.1833 01.11.1834 05.11.1834
26. Friederike Louise Wilhelmine von Preußen, Frau von König Wilhelm I. 18.11.1774 12.10.1837 26.10.1837
27. König Wilhelm I. 24.08.1772 12.12.1843 02.01.1844
28. Frederik, Sohn von Prinz Friedrich Wilhelm Karl 22.08.1836 23.01.1846 28.01.1846
29. Alexander, Sohn von König Wilhelm II. 02.08.1818 20.02.1848 21.04.1848
30. König Wilhelm II. 06.12.1792 17.03.1849 04.04.1849
31. Wilhelm Friedrich Moritz Alexander Heinrich Karl, Sohn von König Wilhelm III. 15.09.1843 04.06.1850 10.06.1850
32. Anna Paulowna, Frau von König Wilhelm II. 18.01.1795 01.03.1865 17.03.1865
33. Louise Augusta Wilhelmina Amalie von Preußen, Frau von Prinz Friedrich Wilhelm Karl 01.02.1808 06.12.1870 21.12.1870
34. Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, Frau von Prinz Heinrich 20.05.1830 01.05.1872 17.05.1872
35. Sophie von Württemberg, Frau von König Wilhelm III. 17.06.1818 03.06.1877 20.06.1877
36. Heinrich, Sohn von König Wilhelm II. 13.06.1820 13.01.1879 25.01.1879
37. Wilhelm Nikolaus Alexander Friedrich Karl Heinrich, Sohn von König Wilhelm III. 04.09.1840 11.06.1879 26.06.1879
38. Wilhelm Friedrich Karl, Sohn von König Wilhelm I. 28.02.1797 08.09.1881 23.09.1881
39. Wilhelm Alexander Karl Heinrich Friedrich, Sohn von König Wilhelm III. 25.08.1851 21.06.1884 17.07.1884
40. König Wilhelm III. 19.02.1817 23.11.1890 04.12.1890
41. Emma zu Waldeck und Pyrmont, Regentin, Frau von König Wilhelm III. 02.08.1858 20.03.1934 27.03.1934
42. Heinrich von Mecklenburg-Schwerin, Mann von Königin Wilhelmina 19.04.1876 03.07.1934 11.07.1934
43. Königin Wilhelmina 31.08.1880 28.11.1962 08.12.1962
44. Claus von Amsberg, Mann von Königin Beatrix 06.09.1926 06.10.2002 15.10.2002
45. Königin Juliana 30.04.1909 20.03.2004 30.03.2004
46. Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, Mann von Königin Juliana 29.06.1911 01.12.2004 11.12.2004

Erweiterung (2022)

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Die königliche Krypta wurde 2022 erweitert und Platz für weitere Beisetzungen geschaffen; neben einer Urnenwand wurden Nischen geschaffen, in denen die Särge von 24 Personen untergebracht werden können.

Zu diesem Zweck wurde ein Teil des Bodens des südlichen Chors der Kirche ausgehoben; die Ausgrabungen wurden wissenschaftlich begleitet, dabei wurden über 500 Gräber entdeckt. Anschließend wurde ein neuer Raum aus Beton mit verputzen Wänden geschaffen und ein Durchgang zur Vorhalle von 1925 angelegt. Außerdem erhielt die Krypta einen neuen Nebeneingang, der direkt zur neuen Gruft führt. Abschließend wurde über den neuen Räumen der ursprüngliche Kirchenboden wiederhergestellt.[5]

Siehe auch

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Commons: Nieuwe Kerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bätz-Orgel Nieuwe kerk auf www.kerkconcertendelft.nl (Memento des Originals vom 22. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kerkconcertendelft.nl
  2. Link-Text Zum Carillon
  3. René ten Dam: Delft – Overzicht van de grafkelder van Oranje-Nassau in de Nieuwe Kerk. auf dodenakkers.nl (Memento des Originals vom 26. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dodenakkers.nl; abgerufen am 25. Februar 2018
  4. D.P. Oosterbaan: Geschiedenis van de Nieuwe Kerk te Delft. Delft o.J., S. 28–32.
  5. Zur Erweiterung der Krypta

Koordinaten: 52° 0′ 44,1″ N, 4° 21′ 38,4″ O