Javahaubenadler

Art der Gattung Nisaetus
(Weitergeleitet von Nisaetus bartelsi)

Der Javahaubenadler (Nisaetus bartelsi, Synonym: Spizaetus bartelsi) ist eine Greifvogelart in der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Die Art stand ursprünglich in der Gattung Spizaetus, wurde aber wie alle Altwelt-Haubenadler 2007 in die Gattung Nisaetus gestellt.[1]

Javahaubenadler

Javahaubenadler (Nisaetus bartelsi)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Aquilinae
Gattung: Nisaetus
Art: Javahaubenadler
Wissenschaftlicher Name
Nisaetus bartelsi
(Stresemann, 1924)

Der Javahaubenadler wurde 1924 von Erwin Stresemann als Unterart des Berghaubenadlers (Nisaetus nipalensis) erstbeschrieben,[2] jedoch 1953 von Dean Amadon als eigenständige Art klassifiziert.[3] Das Artepitheton ehrt den deutsch-niederländischen Ornithologen Max Eduard Gottlieb Bartels.

Merkmale

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Der Javahaubenadler erreicht einen Körperlänge von 56 bis 60 cm. Die Flügelspannweite beträgt 110 bis 130 cm. Er ist von mittelgroßer Statur, hat markante schwarze zur Haube verlängerte Federn am Hinterkopf, eine dunkle Oberseite und eine weiße Kehle mit dunklen Längsstreifen. Die Unterseite ist weißlich mit Streifen auf der Brustoberseite und einer starken Bänderung an Bauch, Flanken und Schenkeln. Der ziemlich lange Schwanz weist drei bis vier dunkle Binden auf. Das allgemeine Erscheinungsbild ähnelt dem des wesentlich größeren Berghaubenadlers und des kleineren Dschungelhaubenadlers (Nisaetus nanus), jedoch ist die Rotfärbung auf dem Kopf und am Hals viel tiefer. Der Kopf und die Unterseite der Jungvögel sind rötlich-braun, die Unterseite ist nicht gebändert, wie es für die Gattung typisch ist. Die Flügeldecken sind beim adulten Tier gelb, beim juvenilen Tier bläulich-grau. Die Iris ist schwarzgrau bis grau. Die Füße sind gelb.

Verbreitung und Wanderungen

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Das Verbreitungsgebiet des Javahaubenadlers erstreckt sich auf die indonesische Insel Java. Die adulten Tiere sind weitgehend sesshaft. Juvenile und immature Vögel zeigen Ausbreitungsmuster in Lebensräumen mit Sekundärbewuchs.[4] Die durchschnittliche Reviergröße beträgt 400 ha.[5] Bei einer Sichtung aus dem Bali Barat National Park in West-Bali könnte es sich möglicherweise um ein aus der Gefangenschaft entkommenes Individuum handeln.[6]

Lebensraum

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Der Javahaubenadler bewohnt feuchte tropische Wälder, hauptsächlich Primärwälder, in geringerem Umfang jedoch Sekundärwälder und andere gestörte Lebensräume wie Teeplantagen und landwirtschaftliche Flächen.[7] Die juvenilen und immaturen Vögel halten sich in der Regel in offeneren und gestörten Lebensräumen auf als die adulten Vögel.[4] Die Art ist typischerweise in Höhen von 200 bis 1200 m anzutreffen, aber auch auf Meereshöhe oder in Höhenlagen bis zu 3000 m. Aufgrund der umfangreichen Abholzung von Tieflandwäldern beschränkt sich das Verbreitungsgebiet jetzt weitgehend auf steile Hänge, Bergrücken und Berge.[8][9]

Lebensweise

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Der Javahaubenadler jagt meist vom Ansitz aus im Kronendach des Waldes, gelegentlich auch im Flug und fängt die Beute am Boden oder in Bäumen.[10] Zu seiner Beute zählen eine Vielzahl von Wirbeltieren, darunter Ratten, Hörnchen, Spitzhörnchen, Affen, Sunda-Stinkdachse (Mydaus javanensis), Java-Kantschile (Tragulus javanicus), Haushühner, Fasanenartige, Laufhühnchen, Tauben, Eulenschwalme, Spechte, Bülbüls, Schlangen und Eidechsen.[10]

Die Eiablage wurde zwischen Dezember und Juli dokumentiert.[11] Beide Elternvögel bauen das Nest aus Stöcken und kleiden es mit grünen Blättern aus. Es wird in einem hohen Baum 15 bis 50 m über dem Boden errichtet.[11] Das Nest hat einen Durchmesser von 70 bis 150 cm und eine Tiefe von 20 bis 56 cm.[10] Das Weibchen legt ein einzelnes Ei, das weißlich mit kleinen bräunlichen Flecken ist. Es hat die Abmessungen 58,6 mm × 48,7 mm.[12]; Die Bebrütung erfolgt meist durch das Weibchen. Die Brutdauer beträgt 47 bis 48 Tage[11] und die Nestlingszeit circa 70 Tage. Die Jungtiere können ein Jahr oder länger bei den Eltern bleiben.[11] Ein Nest in Telaga Warna-Cibulao, Westjava, wurde im Zeitraum von 1996 bis 2008 von denselben Eltern aufgesucht, wobei fünf von sieben Brutversuchen erfolgreich waren.[13]

Lautäußerungen

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Der Javahaubenadler gilt im Allgemeinen als still, außer in der Brutzeit. Der häufigste Ruf ist ein zweisilbiger, schriller, langgezogener „kee-heee“-Pfiff. Auch eine Reihe von Pfeiflauten, die sich „kwip-kwip-kwip-kweee“ anhören, mit Betonung auf dem letzten Ton, sind bekannt.

Kulturelle Bedeutung

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Der Javahaubenadler ist der Nationalvogel Indonesiens,[14] wo er gemeinhin als reales Vorbild für den Garuda-Adler (Garuda Pancasila),[15] dem Wappen Indonesiens, gilt, der ebenfalls von Garuda, einer vogelähnlichen Gottheit im Hinduismus und Buddhismus, inspiriert ist.

Der Javahaubenadler steht in der Kategorie „stark gefährdet“ (endangered) der IUCN Red List. Zudem wird er in Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gelistet. Er gilt als einer der seltensten Greifvögel der Welt.

Aktuelle Populationsschätzungen, basierend auf jüngsten Erhebungen, variieren zwischen 200[11] und 270[5] sowie bis zu 600 Brutpaaren[5] oder bis zu 900 Individuen insgesamt.[9] Dies entspricht einer Schätzung von 300 bis 500 geschlechtsreifen Individuen.

Zu den bekannten Fundorten zählen über 60 bewaldete Gebiete auf Java, von Ujung Kulon im äußersten Westen bis Alas Purwo im äußersten Osten.[16] Der größte Teil der Population kommt in kleinen Waldreservaten vor, die dringend strenger Schutzmaßnahmen bedürfen. Der chronische Waldverlust ist ein Hauptfaktor für den Rückgang des Adlers,[16] der auf das exponentielle Wachstum der menschlichen Bevölkerung in Java zurückzuführen ist.[8] Da jedoch auf Java derzeit nur wenig Wald abgeholzt wird,[17] ist der illegale Handel zur ernsthaftesten Bedrohung der Art geworden.[18] Auf den Vogelmärkten in Jakarta werden jährlich etwa 30 bis 40 Exemplare gehandelt, eine Zahl, die vermutlich der jährlichen Reproduktionsrate der Art entspricht.[16][18]

Verstreute Jungvögel sind besonders gefährdet, da sie häufig in Gebiete mit dichterer menschlicher Bevölkerung wandern. Zudem trägt die Jagd erheblich zur Mortalität dieser Tiere bei.[8] In Indonesien wurde die Spezies im Jahr 1993 als „Nationales Seltenes Tier“ erklärt, um ihre Erhaltung zu fördern; diese Maßnahme hat jedoch den illegalen Handel angeheizt, was zu einer gestiegenen Nachfrage führte, insbesondere in Bezug auf Zoologische Einrichtungen.[19][18] Seit 1996 existiert ein Zuchtprogramm in Gefangenschaft, welches bis zum Jahr 2006 jedoch keine Nachkommen hervorbrachte.[19]

Literatur

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Commons: Javahaubenadler (Nisaetus bartelsi) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. E. Haring, K. Kvaløy, J.-O. Gjershaug, N. Røv, A. Gamauf: Convergent evolution and paraphyly of the hawk-eagles of the genus Spizaetus (Aves, Accipitridae) – phylogenetic analyses based on mitochondrial markers. In: Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research. Band 45, Nr. 4, November 2007, ISSN 0947-5745, S. 353–365, doi:10.1111/j.1439-0469.2007.00410.x.
  2. E. Stresemann: Raubvogelstudien. In: Journal für Ornithologie. Band 72, Nr. 3, Juli 1924, ISSN 0021-8375, S. 429–446, doi:10.1007/BF01905393.
  3. Dean Amadon: Remarks on the Asiatic hawk-eagles of the genus Spizaetus. In: Ibis. Band 95, Nr. 3, Juli 1953, ISSN 0019-1019, S. 492–500, doi:10.1111/j.1474-919X.1953.tb00709.x.
  4. a b Vincent Nijman, Sebastianus van Balen: Wandering stars: Age-related habitat use and dispersal of Javan Hawk-eagles (Spizaetus bartelsi). In: Journal für Ornithologie. Band 144, Nr. 4, Oktober 2003, ISSN 0021-8375, S. 451–458, doi:10.1007/BF02465508.
  5. a b c Jan Ove Gjershaug, Nils Røv, Torgeir Nygård, Dewi M. Prawiradilaga, M. Yayat Afianto, Hapsoro, Adam Supriatna: Home-range size of the Javan Hawk-Eagle (Spizaetus bartelsi) estimated from direct observations and radiotelemetry. In: The journal of raptor research. Band 38, Nr. 4, 2004, S. 343–349 (biodiversitylibrary.org).
  6. Victor Mason: A Revised Checklist for the Birds of Bali, with notes on Recent Additions to the Avifauna. In: Indonesian Ornithologists’ Union (Hrsg.): Kukila. Band 15, 1. Juni 2011, S. 1–30.
  7. Hiroshi Kaneda, Dewi M. Prawiradilaga, Satoshi Yamagishi: Home Range and Habitat Use of an Individual Javan Hawk-eagle (Spizaetus bartelsi). In: Journal of Raptor Research. Band 41, Nr. 1, März 2007, ISSN 0892-1016, S. 68–71, doi:10.3356/0892-1016(2007)41[68:HRAHUO]2.0.CO;2 (bioone.org [abgerufen am 8. November 2024]).
  8. a b c Bas van Balen, Vincent Nijman, Resit Sözer: Distribution and conservation of the Javan Hawk-eagle Spizaetus bartelsi. In: Bird Conservation International. Band 9, Nr. 4, Dezember 1999, ISSN 1474-0001, S. 333–349, doi:10.1017/S0959270900003695.
  9. a b Bas van Balen, V. Nijman, H. H. T. Prins: The Javan hawk-eagle: misconceptions about rareness and threat. In: Biological Conservation. Band 96, Nr. 3, Dezember 2000, S. 297–304, doi:10.1016/S0006-3207(00)00092-6.
  10. a b c Dewi M. Prawiradilaga: Ecology and conservation of endangered Javan Hawk-eagle Spizaetus bartelsi. In: Ornithological Science. Band 5, Nr. 2, Dezember 2006, ISSN 1347-0558, S. 177–186, doi:10.2326/1347-0558(2006)5[177:EACOEJ]2.0.CO;2.
  11. a b c d e Vincent Nijman, Bas van Balen, Resit Sözer: Breeding Biology of Javan Hawk-eagle Spizaetus bartelsi in West Java, Indonesia. In: Emu – Austral Ornithology. Band 100, Nr. 2, Mai 2000, ISSN 0158-4197, S. 125–132, doi:10.1071/MU9826.
  12. W. Ph J. Hellebrekers, A. Hoogerwerf: A further contribution to our Oological knowledge of the Island of Java (Indonesia). In: Zoologische Verhandelingen. Band 88, Nr. 1, 1. Januar 1967, S. 1–164 (naturalis.nl [abgerufen am 8. November 2024]).
  13. Adam A. Supriatna: The Javan Hawk-eagle Spizaetus bartelsi: observations on a breeding pair and concerns for its future. In: BirdingASIA. 11, 2009, S. 93–94.
  14. Basten Gokkon: Iconic Indonesian raptor still threatened by habitat degradation, isolation. In: Mongabay.com. 12. Dezember 2023, abgerufen am 8. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  15. Low Sze Wee, Patrick Flores: Charting Thoughts: Essays on Art in Southeast Asia. In: Charting Thoughts. National Gallery Singapore, 2017, ISBN 978-981-14-1962-1, S. 66.
  16. a b c N. J. Collar, A. V. Andreev, S. Chan, M. J. Crosby, S. Subramanya und J. A. Tobias: Threatened Birds of Asia – The BirdLife International Red Data Book, 2001
  17. Jukka Miettinen, Chenghua Shi, Soo Chin Liew: Deforestation rates in insular Southeast Asia between 2000 and 2010. In: Global Change Biology. Band 17, Nr. 7, Juli 2011, S. 2261–2270, doi:10.1111/j.1365-2486.2011.02398.x.
  18. a b c James A. Eaton, C. R. Shepherd, Frank E. Rheindt, J. B. C. Harris, Bas van Balen, David Samuel Wilcove, Nigel J. Collar: Trade-driven extinctions and near-extinctions of avian taxa in Sundaic Indonesia. In: Forktail. Band 31, 2015, S. 1–12 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 8. November 2024]).
  19. a b Vincent Nijman, Chris R. Shepherd, S. van Balen: Declaration of the Javan hawk eagle Spizaetus bartelsi as Indonesia's National Rare Animal impedes conservation of the species. In: Oryx. Band 43, Nr. 1, Januar 2009, ISSN 1365-3008, S. 122–128, doi:10.1017/S0030605307001081.