Nocardia

Gattung der Familie Nocardiaceae
(Weitergeleitet von Nokardiose)

Nocardien (benannt nach dem französischen Infektiologen Edmond Nocard) sind stäbchenförmige, grampositive Bakterien. Sie wachsen oft verzweigt und sind teilweise ähnlich wie Mykobakterien durch Säure nicht wieder entfärbbar (säurefest). Nocardien kommen ubiquitär im Erdboden und in Feuchtbiotopen vor. Sie wachsen besonders gut bei 30 °C, und einige können bei Mensch und Tier eine akute oder chronische Infektionskrankheit (Nocardiose) auslösen. Wie die anaeroben Erreger der Aktinomykose wurden auch die aeroben Nocardiose-Erreger früher als „Strahlenpilze“ zur Familie der Actinomycetaceae[1][2] gezählt.

Nocardia

Kolonien von Nocardia asteroides

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Actinobacteria
Ordnung: Actinomycetales
Unterordnung: Corynebacterineae
Familie: Nocardiaceae
Gattung: Nocardia
Wissenschaftlicher Name
Nocardia
Trevisan 1889

Einige Arten von Nocardia mit der Typus-Art Nocardia asteroides (Eppinger 1891) Blanchard 1896:

Weitere Nocardia-Arten:

  • Nocardia flava
  • Nocardia citrea
  • Nocardia lutea
  • Nocardia nigra
  • Nocardia albicans
  • Nocardia madurae[3]

Erkrankungen (Nocardiosen)

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Nocardien, in Deutschland häufig Nocardia farcinica und N. asteroides und außerhalb Europas oder aus Blumenerde tropischer Zimmerpflanzen N. brasiliensis[4] werden über die Lunge aufgenommen. Beim Menschen sind nur systemische Erkrankungen von Immunsupprimierten durch diesen Erreger bekannt. Dabei kommt es zuerst zur pulmonalen Nocardiose mit Bronchopneumonie und Lungenabszess. Von dort können sie über das Blut (hämatogen) in verschiedene Organe streuen (systemische Nocardiose). Die Erreger befallen bevorzugt das ZNS und lösen Enzephalitiden und Hirnabszesse aus. Nocardien können auch kutane und subkutane Abszesse auslösen (oberflächliche Nocardiose, die auch bei immungesunden Menschen, insbesondere bei Landarbeitern und Gärtnern als Berufserkrankung, auftritt[4]). Letztere wird hauptsächlich von N. brasiliensis ausgelöst.

 
Nocardia spp. (Kinyoun-Färbung)

Therapie

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Antibiotische Therapie gegen Nocardia farcinica und N. asteroides mit Imipenem und Amikacin (alternativ Linezolid oder der fixen Kombination Amoxicillin/Clavulansäure), gegen N. brasiliensis und N. otitidiscaviarum Cotrimoxazol und Amikacin (alternativ Amikacin und Minocyclin).[4] Nach anderen Quellen werden gegen Nocardiosen Cotrimoxazol und Doxycyclin und als Reserveantibiotika Imipenem und Amikacin eingesetzt.

Literatur

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  • Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes. 3. Auflage. Band 3: Archaea. Bacteria: Firmicutes, Actinomycetes. Springer Verlag, New York 2006, ISBN 978-0-387-25493-7 (Print), ISBN 978-0-387-30743-5 (Online).
  • Nokardiosen. In: Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 221.
  • B. Brown-Elliot, J. M. Brown, P. S. Conville, R. J. Wallace: Clinical and laboratory features of the Nocardia spp. Based on current molecular taxonomy. In: Clin. Microbiol. Rev. Band 19, 2006, S. 129–282.

Einzelnachweise

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  1. Hans von Kress (Hrsg.): MüllerSeifert. Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik. 69. Auflage. Verlag von J. F. Bergmann, München 1966, S. 1062.
  2. Karl Wurm, A. M. Walter: Infektionskrankheiten. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 9–223, hier: S. 212.
  3. Hans von Kress (Hrsg.): Müller–Seifert. Taschenbuch der medizinisch-klinischen Diagnostik. 1966, S. 1062.
  4. a b c Nokardiosen. In: Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 221.