Nomen est omen ist eine lateinische Redensart und bedeutet „der Name ist ein Zeichen“. Sie wird meist gebraucht, um auszudrücken, dass der Name eine Person oder Sache treffend kennzeichnet, oft auch übertreibend oder ironisch gebrochen. Zum besseren Verständnis kann man es frei mit „Der Name ist Programm“ übersetzen. Die Redensart stammt ursprünglich vom römischen Komödiendichter Plautus (um 250–184 v. Chr.), der in seinem Stück Persa (Der Perser, Zeile 625[1]) die Formulierung nomen atque omen (lat. „Name und zugleich auch Vorbedeutung“) verwendete. In Persa fallen diese Worte im Zusammenhang mit einer Hetäre, die Lucris („die Profitliche“) heißt[2].
Nomen atque omen wurde als Namenszauber dann von Wilhelm von Ockham „im philosophischen Nominalismus“ erkannt (oder durchschaut). Man kann die Wendung vielleicht auch „als Begriffsontologismus des philosophischen Idealismus“ betrachten, „um weltanschaulichen prälogischen Seelen- und Jenseitsglauben als reservatio mentalis oder asylum ignorantiae zu retten“. Namenszauber liegt zum Beispiel „noch in der Namengebung nach den Kalenderheiligen“.[3]
Regen Gebrauch von dem Prinzip, dass der Name für die Person steht, machten z. B. die Schöpfer von Asterix, René Goscinny und Albert Uderzo bzw. die Übersetzer, die mit dem Namen auch gleichzeitig die Person charakterisieren. Als Beispiele:
- Der unbestechliche Quaestor Claudius INCORRUPTUS in Asterix bei den Schweizern
- Der Zwietracht säende Tullius DESTRUCTIVUS in Streit um Asterix
und weniger offensichtlich:
Nominativer Determinismus
BearbeitenMit Nomen est Omen verwandt ist der nominative Determinismus; er bezeichnet die (anfangs scherzhaft aufgestellte) Hypothese, dass Menschen dazu neigen, sich auf Arbeitsbereiche zu konzentrieren, die zu ihrem Namen passen.[4][5][6] Die Bezeichnung wurde zuerst von C. R. Cavonius im New Scientist vorgeschlagen: "On 5 November and 3 December, this column discussed the hypothesis that authors tend to gravitate towards the area of research that fits their surname. Evidence supporting the hypothesis (which C. R. Cavonius suggests should be called Nominative Determinism) continues to pour in from readers."[7]
Das Konzept wurde auch auf fiktionale Personen übertragen, wenn ihr Schicksal durch die Namensgebung angedeutet wird,[8][9] als ob schon der Name ihr Leben bestimmt hätte.
Literatur
Bearbeiten- Der Brockhaus Multimedial 2005. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, Mannheim 2005, ISBN 3-411-06519-2.
- Gisla Gniech: „Nomen atque omen“ oder „Name ist Schall und Rauch …“? In: Friedhelm Debus, Wilfried Seibicke (Hrsg.): Reader zur Namenkunde (= Germanistische Linguistik. Band 115 bis 118). Band 2: Anthroponymie. Olms, Hildesheim / New York NY 1993, ISBN 3-487-09711-7, S. 397–410.
- Hans Martin Sutermeister: Nomen atque omen: Die Fortschritte der psychologischen Forschung und ihre weltanschauliche Tragweite (mit besonderer Berücksichtigung des Neuroseproblems). Friedli, Bern 1943.
Weblinks
BearbeitenBelege
Bearbeiten- ↑ Plautus: Persa bei Wikisource
- ↑ Werner Eisenhut: Die lateinische Sprache, Patmos-Verlag, Düsseldorf, 5. Auflage, 2006, S. 48.
- ↑ Hans Martin Sutermeister: Grundbegriffe der Psychologie von heute. Elfenau, Basel 1976, DNB 201026058, S. 417.
- ↑ Nominative Determinism. In: Wikipedia. Abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
- ↑ Kitty Trewhitt: Nominative determinism: when names say more about us than we know. LEaF Translations, abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch).
- ↑ Wie der Name, so der Beruf. In: Frankfurter Rundschau. 13. Januar 2019, abgerufen am 6. Februar 2024.
- ↑ Feedback. In: New Scientist. 17. Dezember 1994, abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch, viele Beispiele englischer Forschernamen.).
- ↑ De / Name mit Bedeutung. In: TV Tropes. Abgerufen am 6. Februar 2024 (deutsch).
- ↑ Prophetic Names. In: TV Tropes. Abgerufen am 6. Februar 2024 (englisch, viele Beispiele fiktionaler Charaktere).