Der Obervermögensverwalter, auch „Oberhausvorsteher“, „Obergütervorsteher“ oder „Oberdomänenverwalter“, war ein wichtiges Amt am altägyptischen Hof vom Mittleren Reich bis in die Spätzeit.

Obervermögensverwalter in Hieroglyphen
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Imi-ra-per-wer
Jmj-r3-pr-wr
Obervermögensverwalter

Das Amt ist seit der frühen 12. Dynastie mit dem Titelträger Meketre bezeugt. Die Funktion eines „staatlichen Vermögensverwalters“ (imi-ra-per) wurde vorher von einem einfachen Verwaltungsbeamten ausgeübt (z. B. Henenu). Der Obervermögensverwalter war verantwortlich für die königlichen und staatlichen Ländereien sowie die Domänen. Die Liegenschaften hatten zumeist die Funktion, den Palast und seine Angestellten mit Nahrung zu versorgen. Die Position des Obervermögensverwalters stellte einen der höchsten Beamtentitel am königlichen Hof dar. In der 12. Dynastie gab es jeweils einen Beamten mit diesem Titel; ab der 13. Dynastie konnten ihn jedoch mehrere Beamte tragen.

Vor allem während der 18. Dynastie war mit diesem Amt große Macht verbunden, da die Obervermögensverwalter die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes kontrollierten. Sie begannen ihre Karriere oftmals als Militärs. Ihre Grabanlagen gehören zu den größten ihrer Zeit, wurden aber oftmals schon zu Lebzeiten der Beamten oder kurz danach verwüstet, was auf Machtkämpfe am Hof schließen lässt. Bekannte Titelträger waren Senenmut unter Hatschepsut oder Haremhab, bevor er König (Pharao) wurde.

In der 19. Dynastie nahm die Bedeutung etwas ab. Den Titel tragen seit dem Neuen Reich auch Verwalter der Amun-Domänen und anderer Domänen. Obervermögensverwalter sind auch noch in der Spätzeit gut bezeugt, vor allem die Gutsverwalter der Gottesgemahlinnen des Amun trugen diesen Titel und waren wiederum machtvolle Beamte, die die eigentlichen Herrscher von Oberägypten gewesen zu sein scheinen.

Siehe auch

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Literatur

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  • Hans-Wolfgang Helck: Der Einfluss der Militaerfuehrer in der 18. aegyptischen Dynastie (= Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Aegyptens. Band 14). Hinrichs, Leipzig 1939 (Zugleich: Dissertation, Philosophische Fakultät, Universität Göttingen).
  • Stephen Quirke: Titles and bureaux of Egypt 1850–1700 BC (= Egyptology. Band 1). Golden House Publications, London 2004, ISBN 0-9547218-0-2, S. 50–51 und 61.