Schlüsselburg

Stadt in der russischen Oblast Leningrad
(Weitergeleitet von Oreschek)

Schlüsselburg (russisch Шлиссельбург Schlisselburg, 1944–1992 Петрокрепость/Petrokrepost, im Mittelalter Орешек/Oreschek; historisch schwedisch Nöteborg, finnisch Pähkinälinna) ist eine Stadt am linken Ufer der Newa, wo diese den Ladogasee verlässt, 35 Kilometer östlich von Sankt Petersburg. Die zur Oblast Leningrad gehörende Stadt hat 13.170 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010).[1]

Stadt
Schlüsselburg
Шлиссельбург
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Leningrad
Rajon Kirowsk
Erste Erwähnung 13. Jahrhundert
Stadt seit 1780
Fläche 16 km²
Bevölkerung 13.170 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 823 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 15 m
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 81362
Postleitzahl 187320
Kfz-Kennzeichen 47
OKATO 41 475
Geographische Lage
Koordinaten 59° 57′ N, 31° 2′ OKoordinaten: 59° 56′ 31″ N, 31° 2′ 4″ O
Schlüsselburg (Europäisches Russland)
Schlüsselburg (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Schlüsselburg (Oblast Leningrad)
Schlüsselburg (Oblast Leningrad)
Lage in der Oblast Leningrad
Liste der Städte in Russland

Die historische Altstadt und die Festung Schlüsselburg auf einer Flussinsel vor der Stadt wurden 1990 von der UNESCO in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen.

Schlüsselburg aus der Vogelschau mit Ladogasee (links) und Newa (rechts)

Geschichte

Bearbeiten

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Bearbeiten

Vor der eigentlichen Siedlung entstand im 14. Jahrhundert an derselben Stelle eine hölzerne Festung auf der vorgelagerten Insel in der Newa. Die Festung wurde der russischen Geschichtsschreibung zufolge von Juri I. Daniilowitsch angelegt, der Großfürst von Moskau und gleichzeitig Fürst von Nowgorod war. Nach der schwedischen Version wurde die Insel erstmals 1299 vom Schweden Torgils Knutsson befestigt.

1323 wurden in der Festung Verhandlungen um den russisch-schwedischen Grenzverlauf in Karelien geführt. Der Abschluss wird in der deutschsprachigen Geschichtsschreibung meist als Vertrag von Nöteborg bezeichnet. Die Festung selbst verblieb bei Nowgorod. Im Mai 1612 fiel die Festung nach neunmonatiger Belagerung im Ingermanländischen Krieg an Schweden. Während des Großen Nordischen Krieges konnte Peter I. die Festung im Jahr 1702 nach einem zehntägigen Beschuss für Russland endgültig zurückerobern. Er gab der Festung daraufhin den deutschen Namen „Schlüsselburg“, wohl weil er sie als „Schlüssel“ zur Eroberung eines Ostseezugangs ansah.

Am linken Ufer der Newa entwickelte sich ab 1702 auch die Siedlung Schlüsselburg. Sie erhielt im Jahre 1780 Stadtstatus. Ihre Anlage wurde durch die Kanal- und Schleusenanlagen des seit 1719 entstandenen, für die Newa-Schifffahrt wichtigen Ladogakanals geprägt.

 
Kreuzung in Schlüsselburg

Am 8. September 1941 wurde Schlüsselburg nach schweren Kämpfen von der deutschen Wehrmacht eingenommen. Am 18. Januar 1943 konnte die Stadt von der Roten Armee im Rahmen der Operation Iskra zurückerobert werden.[2]

Im Jahr 1944 wurde Schlüsselburg im Zuge der Tilgung deutscher Ortsnamen nach Peter dem Großen in Petrokrepost (Петрокрепость, wörtlich „Petersfestung“) umbenannt. 1992 erhielt die Stadt ihren alten Namen zurück.

Bezug zu Schlüsselburg in Deutschland

Bearbeiten

In der Nähe von Nienburg (Weser) gibt es ebenfalls den Ort Schlüsselburg.

Zum Gedenken an die Kämpfe im Zweiten Weltkrieg ist am dortigen Kriegerdenkmal ein Schild mit folgender Inschrift angebracht worden:

SCHLÜSSELBURG A / NEVA UND DER
GLEICHNAMIGE ORT A / WESER
MÖGEN DIE BRÜCKE SCHLAGEN ZUR
VÖLKERVERSTÄNDIGUNG UND FÜR DEN FRIEDEN.
UND DAS GEDENKEN AN DIE GEFALLENEN
BEIDER VÖLKER EHREN DIE IHR LEBEN
LIESSEN BEIM STURM DES
INF REGTS 424 UNTER OBERST HARRY HOPPE
AUF DIE NEVA – STADT AM 8.9.1942

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten
Jahr 1897 1939 1959 1970 1979 1989 2002 2010
Einwohner 5.284 9.715 7.164 8.466 10.212 12.589 12.401 13.305

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Wirtschaft

Bearbeiten

Es gibt mehrere Schiffswerften in Schlüsselburg.

 
Die Schleusen des alten Ladogakanals

Der Bahnstation von Petrokrepost, auf dem anderen Ufer der Newa gegenüber von Schlüsselburg, hat Anschluss zum Ladoga-Bahnhof in St. Petersburg.

Die Fernstraßen A120, die St. Petersburg umgibt, und R21, die St. Petersburg und Murmansk verbindet, verlaufen einige Kilometer südlich der Stadt.

Die Newa und der Ladogasee sind schiffbar. Der neue Ladogakanal, der als Teil des Wolga-Ostsee-Kanals bei Schlüsselburg beginnt, verbindet den Wolchow mit der Newa.

Architektur

Bearbeiten
 
Kathedrale Mariä Verkündigung (2018)
 
Nikolski Kirche in Schlüsselburg

Nur wenige historische Gebäude, abgesehen von ein paar Kirchen aus dem 18. Jahrhundert, sind erhalten geblieben. Die vielleicht bemerkenswerteste Sehenswürdigkeit ist der Alt-Ladoga-Kanal, der auf Geheiß Peters des Großen im Jahre 1719 begonnen und unter der Leitung von Feldmarschall Münnich zwölf Jahre später vollendet wurde.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Harrison E. Salisbury: 900 Tage. Die Belagerung von Leningrad (= Fischer-Taschenbücher 4425 Geschichte). Ungekürzte Ausgabe. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-24425-0, S. 319–320.
Bearbeiten
Commons: Schlüsselburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien