Gespinstblattwespen

Familie der Ordnung Hautflügler (Hymenoptera)
(Weitergeleitet von Pamphiliidae)

Die Familie der Gespinstblattwespen (Pamphiliidae) gehört zur Unterordnung der Pflanzenwespen (Symphyta). Zur Familie werden etwa 300 Arten gezählt, wovon 60 in Europa vorkommen[1], zwei Drittel aller Arten sind aus Ostasien bekannt[2]. Alle Arten leben innerhalb der Holarktis.

Gespinstblattwespen

Larven der Birnengespinstblattwespe (Neurotoma flaviventris)

Systematik
Unterstamm: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
ohne Rang: Holometabole Insekten (Holometabola)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Überfamilie: Gespinstblattwespenartige (Pamphilioidea)
Familie: Gespinstblattwespen
Wissenschaftlicher Name
Pamphiliidae
Cameron, 1890
Larven der Birnengespinstblattwespe in ihrem Gespinst.

Merkmale

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Die Tiere haben einen verhältnismäßig großen Kopf. Die langen Fühler sind fadenförmig und bestehen aus 18 bis 36 Gliedern[3]. Die Mandibeln sind auffallend groß und kräftig. Der Thorax ist dreiteilig; das erste Segment, der Prothorax, ist am Hinterrand nur sehr leicht ausgebuchtet, der Mesothorax groß und kräftig entwickelt, der Metathorax deutlich kleiner. Die Flügel sind groß und reich geadert. Der Hinterleib ist deutlich abgeflacht und breit, die Tergite sind seitlich gekielt; die ersten beiden in der Mitte geteilt. Der Legebohrer der ♀ ist sehr kurz und ragt kaum über das Hinterleibsende hinaus, die männlichen Genitalien sind orthandrisch (nicht gedreht wie bei den meisten anderen Pflanzenwespengruppen). Viele Arten sind kontrastreich gezeichnet, einige auffallend bunt gefärbt. Die Hauptflugzeit der meisten Arten in Mitteleuropa ist der Mai; die Tiere sind rasante Flieger[4].

Die Larven haben schlecht ausgebildete Thorakalbeine, ihre Bauchbeine fehlen vollständig. Sie haben siebengliedrige Fühler.

Lebensweise

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Die Weibchen legen ihre Eier einzeln oder in Gruppen an den Futterpflanzen ab, dazu wird ein kleiner Schnitt erzeugt, an welchen die Eier gelegt werden.

Wie die meisten anderen Pflanzenwespen leben die Larven phytophag von den Blättern von Laub- oder Nadelhölzern. Bei einigen Arten leben die Larven gesellig in gemeinsam gesponnenen Gespinsten, in dem sich mit fortschreitender Entwicklung Kot ansammelt, weshalb sie gelegentlich als „Kotsack-Blattwespen“ bezeichnet werden. Bei den meisten Arten leben die Larven aber alleine.

Die Larven aus der Unterfamilie Cephalciinae leben ausschließlich auf Nadelgehölzen aus der Gruppe der Kieferngewächse. Einige Arten können in der Forstwirtschaft Schäden anrichten[5][6][7][8][9] (Auswahl). Auffallend ist, dass manche Arten bestimmte Alterstadien oder Höhenzonen ihrer Nahrungspflanzen bevorzugen; die Kiefernschonungs-Gespinstblattwespe (Acantholyda erythrocephala) ist regelmäßig nur an jungen Kiefern bis etwa 3 m Höhe zu finden.

Die Larven aus der Unterfamilie Pamphiliinae leben an Bedecktsamern, besonders aus den Familien Rosengewächse, Birkengewächse und Weidengewächse. Zur Aufklärung der Lebensweise der Arten der Gattung Pamphilius haben neben Walter Stritt[10][11][12][13][14] viele weitere Autoren[15][16] (Auswahl) beigetragen. Die einzeln lebenden Larven schneiden Blätter ihrer Nahrungspflanzen in Streifen und wickeln sie zu Wohnröhren oder -tüten auf, die sie mit Gespinstfäden fixieren. Solche Röhren sind z. B. an Zitterpappel häufig zu finden – weit häufiger als gemeinhin die zugehörigen Imagines gefunden werden können.

Die Birnen-Gespinstblattwespe, Neurotoma saltuum, die mit ihrer auffälligen Lebensweise gelegentlich als „Schädling“ bezeichnet wird, ist normalerweise sehr selten[17]. Dies trifft auch auf die meisten anderen Arten zu[18]. Allerdings mehren sich Hinweise, dass die behauptete „Seltenheit“ bei einigen europäischen Arten durch ihre Lebensweise in hohen Baumkronen ein Beobachtungsartefakt ist. Auch schon als Schädling genannt wurde Pamphilius silvaticus, eine der wenigen häufigeren Arten der Gattung[19].

Die Verpuppung findet nicht in einem Kokon, sondern im Erdboden statt, wo die Tiere auch überwintern.

Gattungen und Arten

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(Quelle:[20])

Die Gattungen und Arten können mit Viitasaari, M. (2002) bestimmt werden.

Einzelnachweise

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  1. Pamphiliidae. In: Fauna Europaea. Abgerufen am 19. April 2023.
  2. Shinohara, A. (2004): Leaf-rolling Sawflies of the Subfamily Pamphiliinae (Hymenoptera, Pamphiliidae) in Eastern Asia: A Preliminary Review. IN: Akiyama, S. & et al., 2004: Proceedings of the 5th and 6th Symposia on Collection Building and Natural History - 24, 255-272
  3. Viitasaari, M. (2002): The Northern European taxa of Pamphiliidae (Hymenoptera). IN: Viitasaari, M.; (Hrsg.) 2002: Sawflies (Hymenoptera, Symphyta) I. A review of the suborder, the Western Palaearctic taxa of Xyeloidea and Pamphilioidea. - Tremex Press, S. 235–358
  4. Benson, R.B. (1951): Hymenoptera. Part 2a, Symphyta: Xyelidae, Pamphiidae, Megalodontidae, Xiphydriidae, Siricidae, Cephidae etc. - Handb. Ident. Brit. Insects 6, 1-49, London: p.9
  5. Boas, J.E.V. (1934): Ein ernster Angriff von Lyda arvensis Panzer. - Zeitschrift für Angewandte Entomologie 20 (1933), 268-280, Berlin
  6. Goossen, H. (1953): Bekämpfung der stahlblauen Kiefernschonungsgespinstblattwespe (Acantholyda erythrocephala L.). - Mitt. Biol. Zentralanst. Land- u. Forstw. Berlin 75, 146-151, Berlin
  7. Hellrigl, K. (1996): Forstschädliche Kiefernblattwespen in Südtirol (Hym., Symphyta, Pamphiliidae, Diprionidae). Eiablage, Diapauseverhalten, Voltinismus - Schriftenr. wiss. Stud., Landesabt. Forstwirtsch. Autonome Prov. Bozen-Südtirol 3, 1-88, Bozen
  8. Jahn, E. (1967): Über eine Massenvermehrung der stahlblauen Kieferngespinstblattwespe, Acantholyda erythrocephala Chr. im Steinfeld, Niederösterreich, 1964–1967. - Anzeiger für Schädlingskunde 40, 145-152, Wien
  9. Jahn, E. (1976): Die Fichtengespinstblattwespe, Cephalcia abietis L., als gefährlicher Bestandes- und Kulturschädling in Oberösterreich. - Anz. Schädlingsk. Pflanzensch. Umweltsch. 49, 145-149
  10. Stritt, W. (1934): Eine bisher unbekannte Blattwespenlarve (Pamphilius neglectus Zadd.) (Hymenoptera, Tenthredinoidea). - Mitteilungen der Deutschen Entomologischen Gesellschaft 5, 20-22, Berlin
  11. Stritt, W. (1934): Zwei weitere bisher unbekannte Larven der Blattwespengattung Pamphilius Latr. - Deutsche Entomologische Zeitschrift [1934], 334-336, Berlin
  12. Stritt, W. (1935): Beiträge zur Biologie der Blattwespengattung Pamphilius Latr. - Verh. Naturw. Ver. Karlsruhe 31 (1927-35), 137-153, Karlsruhe
  13. Stritt, W. (1937): Die Larve des Pamphilius marginatus Lep. - Mitteilungen der Deutschen Entomologischen Gesellschaft 8, 20-22, Berlin
  14. Walter Stritt: Die Biologie der Blattwespe Pamphilius aurantiacus Gir. (Hym., Symph.). In: Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland. Band 10. Karlsruhe 1951, S. 137–141 (zobodat.at [PDF; 376 kB; abgerufen am 14. April 2023]).
  15. Chambers, V.H. (1952): A natural history of some Pamphilius species (Hym., Pamphiliidae). - Transactions of the Society for British Entomology 11, 125-140, London
  16. Kangas, E., Kangas, J. (1965): Weitere biologische Beobachtungen und Neubeschreibung der Larve von Pamphilius albopictus Thoms. (Hym., Pamph.). - Annales Entomologici Fennici 31, 31-37, Helsinki
  17. Blommers, L.H.M. (1994): Een kweek van de perespinselbladwesp Neurotoma saltuum (Hymenoptera: Pamphiliidae). - Ent. Berichten 54, 7-10
  18. Jansen, E. (1984): Eine seltene Gespinstblattwespe aus dem Bühler Tal bei Tübingen: Onycholyda kervillei (Hym., Pamph.). - Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ., 57/58, 91-92
  19. Zirngiebl, L. (1940): Pamphilius silvaticus L., ein Obstbaumschädling. - Verh. Naturhist. Med. Ver. Heidelberg 18, 207-222, Heidelberg
  20. Achterberg, C. van, Aartsen, B.V. (1986): The european Pamphiliidae (Hym., Symph.) with special reference to the Netherlands. - Zool. Verhandelingen Leiden, 234, 1-98

Literatur

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Commons: Gespinstblattwespen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien