Das Partialmarktmodell (auch: Partialanalyse) ist eines der grundlegendsten Modelle in den Wirtschaftswissenschaften und beschreibt einen Markt für ein einzelnes Gut.

Allgemeines

Bearbeiten

Ein Partialmarkt ist ein Markt für ein einzelnes Gut, das hinreichend homogen ist, damit es einen einzigen Preis gibt. Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass es keine räumlichen oder zeitlichen Differenzen in den Transaktionen zwischen Anbietern und Nachfragern gibt. Des Weiteren liegt vollkommene Markttransparenz vor. Dies bedeutet, dass der Marktpreis allen Wirtschaftsakteuren bekannt ist.

Entgegen der bei Totalanalysen notwendigen Betrachtung der Wechselwirkungen sämtlicher Märkte und Produkte, wird bei der Partialanalyse nur ein Markt betrachtet. Auswirkungen einer Entscheidung auf andere Parameter werden vernachlässigt. Diese starke Vereinfachung der Wirklichkeit dient dazu, dass Entscheidungen auf einem Markt isoliert betrachtet werden können. In der Realität sinnvolle Ergebnisse können generiert werden, wenn die Elastizitäten anderer Märkte auf Veränderungen des betrachteten Marktes gering sind.

Beschreibung des Partialmarktes

Bearbeiten

Angebot und Nachfrage

Bearbeiten

Im Partialmarktmodell wird vereinfachend davon ausgegangen, dass sich der Markt eindeutig durch eine Nachfrage- und eine Angebotsfunktion darstellen lässt. Die Nachfragefunktion drückt aus, wie viele Einheiten zu einem festen Preis von den Konsumenten nachgefragt werden, die Angebotsfunktion, wie viele Einheiten zu einem festen Preis von den Produzenten angeboten werden.

  (Nachfragefunktion)
  (Angebotsfunktion)

Überschussnachfragefunktion

Bearbeiten

Die Differenz von Nachfrage und Angebot wird als Überschussnachfrage bezeichnet.

  (Angebotsfunktion)

Bedeutung des Partialmarktmodells

Bearbeiten

Beim Partialmarktmodell handelt es sich um eine hypothetische Ceteris-paribus-Betrachtung. Die Frage ist also – vorausgesetzt, der Rest der Ökonomie verändert sich nicht – wie der Preis mit der Nachfrage und dem Angebot zusammenhängt. Dabei werden grundsätzlich keine besonders starken Annahmen getätigt. Die einzigen Annahmen sind, dass Angebot und Nachfrage Funktionen sind. Dies bedeutet, dass für einen Preis eine eindeutig bestimmte nachgefragte und eine eindeutig bestimmte angebotene Menge des Gutes vorhanden ist.

Marktgleichgewicht

Bearbeiten

Der Gleichgewichtspreis

Bearbeiten

Ein Gleichgewichtspreis ist ein Preis, bei dem Angebot gleich Nachfrage ist.

 

Existenz

Bearbeiten

Für die Existenz eines Marktgleichgewichts ist nach dem Zwischenwertsatz Folgendes hinreichend, wenn die Überschussnachfrage stetig ist

 

Eindeutigkeit

Bearbeiten

Für die Eindeutigkeit eines Marktgleichgewichts ist strikte Pseudo-Monotonie hinreichend:

 

Stabilität von Marktgleichgewichten

Bearbeiten

Ein Problem des Marktgleichgewichts als theoretisches Konzept ist, dass es nicht darstellt, was passiert, wenn im Partialmarkt der Preis nicht der Gleichgewichtspreis ist. Dafür muss zum Modell noch ein dynamischer Prozess für die Preisänderung hinzugefügt werden.

Dynamisches System

Bearbeiten

Eine Bewegung  , wobei   die Menge aller möglichen Preise und   die Menge aller Zeitpunkte ist, heißt dynamisches System, wenn

 
 

Ein häufig verwendetes Dynamisches System ist der Têtonnement-Prozess, bei dem

 

Die Interpretation dahinter ist, dass der Preis tendenziell bei positiver Überschussnachfrage steigt und bei einem Überangebot sinkt.

Stabilität

Bearbeiten

Ein Dynamisches System konvergiert lokal asymptotisch stabil gegen  , wenn

 

Ein Dynamisches System konvergiert global asymptotisch stabil gegen  , wenn

 

Rationalisierbarkeit

Bearbeiten

Nachfrage und Angebot in einem Partialmarkt heißt rationalisierbar, wenn man der Nachfragefunktion eine zugehörige Nutzenfunktion und einer Angebotsfunktion eine zugehörige Kostenfunktion zuordnen kann.

Nachfrage

Bearbeiten

Wenn eine invertierbare und integrierbare Nachfragefunktion   gegeben ist, wobei p ein Preis und x eine nachgefragte Menge auf einem Partialmarkt ist, dann gilt für die Nutzenfunktion des repräsentativen Agenten

 

wenn eine quasilineare Nutzenfunktion   unterstellt wird. Für die Nutzenfunktion des repräsentativen Agenten ergibt sich, da  , daher

 

Die zugehörige Präferenzenrelation ergibt sich dann mit

 
 

Wenn eine invertierbare und integrierbare Angebotsfunktion   gegeben ist, wobei   ein Preis und   eine angebotene Menge auf einem Partialmarkt ist, dann gilt für die Kostenfunktion einer repräsentativen Firma

 

wenn eine Gewinnfunktion   unterstellt wird. Da   gilt

 

Andere Gleichgewichtsmodelle

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Andreu Mas-Colell, Michael Whinston und Jerry Green: Microeconomic Theory. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-195-07340-1.