Pirenzepin (Handelsname: Gastrozepin®, Hersteller: Boehringer Ingelheim), eine Substanz aus der Gruppe der Parasympatholytika, hemmt selektiv muskarinische Acetylcholinrezeptoren und weist dabei eine besonders hohe Affinität gegenüber M1-Acetylcholinrezeptoren auf.

Strukturformel
Struktur von Pirenzepin
Allgemeines
Freiname Pirenzepin
Andere Namen
  • 11-[(4-Methylpiperazin-1-yl)acetyl]6,11-dihydro-5H-pyrido[2,3-b][1,4]benzodiazepin-6-on (IUPAC)
  • Pirenzepinum (Latein)
Summenformel C19H21N5O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 249-228-4
ECHA-InfoCard 100.044.739
PubChem 4848
ChemSpider 4682
DrugBank DB00670
Wikidata Q419550
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A02BX03

Wirkstoffklasse

Ulkustherapeutikum

Wirkmechanismus

Muskarinischer Acetylcholinrezeptor-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 351,40 g·mol−1
Schmelzpunkt
  • 226–228 °C[1]
  • 250–252 °C (Dihydrochlorid-Monohydrat)[2]
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Pirenzepin wird zur Reduktion der Magensäuresekretion verwendet, da durch die Hemmung der M1-Rezeptoren von enterochromaffinartigen Zellen weniger Histamin ausgeschüttet wird und somit die Magensäuresekretion gesenkt wird.

Bei der für die Behandlung üblichen Dosis von 100–150 mg/Tag hemmt Pirenzepin auch die M3-Rezeptoren an der Parietalzelle, mit typisch anticholinergen Wirkungen wie Mundtrockenheit und Tachykardie, deshalb spielt es bei der Ulcustherapie keine Rolle mehr.[6] Bei vermehrtem Speichelfluss (Hypersalivation) kommt Pirenzepin im Off-Label-Gebrauch zur Anwendung.[7]

Pirenzepin wurde zur Behandlung der Kurzsichtigkeit (Myopie) untersucht.[8]

Herstellung

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Die Synthese von Pirenzepin erfolgt in fünf Schritten.[5] Im ersten Schritt wird aus 2-Chlor-3-aminopyridin und 2-Nitrobenzoylchlorid des entsprechenden Benzoesäureamid gebildet. Danach erfolgt in Gegenwart von Raney-Nickel die Hydrierung der Nitrofunktion zum Amin. Der Ringschluss zum 5,11-Dihydro-6H-pyrido-[2,3-b][1,4]benzodiazepin-6-on wird im dritten Schritt bei 200 °C durchgeführt. Danach wird durch die Umsetzung mit Chloracetylchlorid die Seitenkette eingeführt. Im letzten Schritt wird durch eine Substitutionsreaktion mit 1-Methylpiperazin die Zielverbindung erhalten.

 
Synthese von Pirenzepin

Handelsnamen

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Gastricur (D), Gastrozepin (D), Ulcoprotect (D)

Einzelnachweise

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  1. Patent ZA695933DE1795183 (Thomae 1969).
  2. Eintrag zu Pirenzepin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 25. Januar 2015.
  3. Datenblatt Pirenzepine dihydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 16. Juni 2011 (PDF).
  4. Eintrag zu Pirenzepine in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  5. a b c d e f g h i Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher, Dietmar Reichert: Pharmaceutical Substances. 4. Auflage. 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 1-58890-031-2; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.
  6. K. Aktories, U. Förstermann, F. Hofmann, W. Forth: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 9. Auflage. Urban & Fischer bei Elsevier, 2005, ISBN 3-437-42521-8.
  7. S2k-Leitlinie Hypersalivation. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC). 16. September 2018.
  8. Jeffrey J. Walline, Kristina B. Lindsley u. a.: Interventions to slow progression of myopia in children. In: Cochrane Database of Systematic Reviews. 2021, PMID 31930781, doi:10.1002/14651858.CD004916.pub4.