Ein Plumeau (von französisch plume ‚Feder‘), auch Fußdeckbett[1] oder Fußkissen[2], ist ein veraltender Begriff für ein halblanges, dickeres Federbett.[3]
Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten die kurzen Plumeaus zur Bettausstattung.[4] Man benutzte sie zum Wärmen der Füße im Bett, zusätzlich zur Bettdecke, sie halfen beim Einschlafen (bei kalten Füßen).[5]
Beschreibung
BearbeitenNachdem im Jahr 1818 der Belgier M. Nuellens die Spiralfedern zu Matratzen erfunden hatte,[6] ging der Trend allmählich weg von den Himmelbetten, da sie die Lüftung erschwerten, und den „schweren, dumpfigen“ Federkissen. Nur auf die Füße deckte man besondere Federkissen (Plumeau). In Deutschland kamen die Kastenbetten aus Holz in Mode, während die Amerikaner und Engländer leichte Bettgestelle aus Metall bevorzugten.[7]
Federbetten galten als stickig und ungesund und wurden ersetzt. Um dennoch nachts in den Betten nicht zu frieren, wurde nun am Fußende des Bettes über eine wattierte Steppdecke oder eine Wolldecke noch ein mit Daunenfedern gefülltes Fußdeckbett gelegt.[8] Das sogenannte Plumeau hatte die gleiche Breite wie das Bett und reichte bis über die Kniegegend.[9] Eine Zeitschrift des Kaufhaus des Westens präsentierte 1913 Bettdecken in der Größe 200 × 130 cm, während die Plumeaus in der Größe 120 × 130 cm angeboten wurden.[10]
Begriff
Bearbeiten„Plümo“ hat sich bis heute als Gallizismus im Rheinland, in Süddeutschland[11][12], in der Pfalz[13] und in Österreich als gebräuchliches Synonym für Bettdecke und Bettüberwurf erhalten.
Im Französischen bezeichnet Plumeau einen Staubwedel aus Federn. Vor allem im 19. Jahrhundert war dieser Begriff auch in Deutschland in dieser Form in Verwendung.[14] Die gepolsterte und gesteppte Decke, die nur einen Teil des Bettes bedeckt und dazu dient, die Beine und Füße warm zu halten, bezeichnet man auf Französisch hingegen couvre-pieds, dabei kann es sich um eine Cretonne-Decke mit Satin handeln.[15]
Rezeption
BearbeitenDas „seidene Plumeau am Fußende des Bettes“ in Wilhelm Hauffs Der Mann im Mond von 1827 wird von der Protagonistin Ida weggeschoben, als sie von ihrem Geliebten träumte. 1891 in Heinrich Hansjakobs Erzählung Der Schneeballen trifft man auf das Zitat „Da liegt der gute Jaköble nicht im Bett, sondern bloß unter dem ‚Plumeau‘, das begreiflicherweise den ganzen Mann nicht deckte“. 1929 bei Karl Wilke in Prisonnier Halm. Die Geschichte einer Gefangenschaft waren es „nur Plumeaus, wie Reusch sie nannte, das heißt, sie reichten knapp von den Füßen bis zum Nabel“.[16]
Literatur
Bearbeiten- Pascal Dibie: Wie man sich bettet. Die Kulturgeschichte des Schlafzimmers. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 978-3-608-93135-8.
- Josef Kern: Wie man sich bettet... Anmerkungen zum Thema Schlafzimmer, in: Bayerische Blätter f. Volkskunde, NF 4 (2002) Ht. 1.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Edward Lohmeyer: Unsere Umgangssprache: Verdeutschung der hauptsächlichsten im täglichen Leben und Verkehr gebrauchten Fremdwörter. Allgemeiner deutscher Sprachverein, 1915, S. 121.
- ↑ Der Sprach-Brockhaus: deutsches Bilderwörterbuch für jedermann. E. Brockhaus, 1955, S. 82.
- ↑ Plumeau. In: duden.de. Abgerufen am 21. Dezember 2022.
- ↑ Illustrirte Frauen-Zeitung: Ausgabe der "Modenwelt" mit Unterhaltungsblatt. Edelmann, 1876, S. 26.
- ↑ Franz Külbs: Gesundes Leben. G. Thieme, 1935, S. 26.
- ↑ Mitteilungen zur Geschichte der Medizin, der Naturwissenschaften und der Technik. Verlag von Leopold Voss, Leipzig /Hamburg 1914, S. 409.
- ↑ Kultur im Heim. Verlag die Wirtschaft, 1984, S. 4.
- ↑ Max Berg: Allgemeine Grundlagen der Krankenpflege. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 1918, S. 81.
- ↑ Carl Falkenhorst: Ein gutes Bett. In: Das Buch von der gesunden und praktischen Wohnung. E. Keil's Nachfolger, 1891, S. 288.
- ↑ Kaufhaus des Westens - Illustrierter Hauptkatalog. Georg Olms Verlag, Berlin 1913, S. 112 (google.de [abgerufen am 21. Dezember 2022]).
- ↑ Plumeau. In: BAdW · Bayerisches Wörterbuch. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
- ↑ Plümo. In: Südhessisches Wörterbuch. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
- ↑ „Plümo, n.“, Pfälzisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
- ↑ Plumeau, 2. In: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 22. Dezember 2022.
- ↑ Académie française: Dictionnaire de l’Académie française. Abgerufen am 22. Dezember 2022 (französisch).
- ↑ Deutsches Fremdwörterbuch : "Plumeau". Abgerufen am 22. Dezember 2022.