Police nationale

Staatliche Polizei in Frankreich
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Die Police nationale (deutsch Nationalpolizei; früher Sûreté nationale) ist neben der Gendarmerie nationale das wesentliche polizeiliche Exekutivorgan in Frankreich.

FrankreichFrankreich
Police Nationale
Aufsichts­behörde(n) Ministerium des Inneren
Bestehen 14. August 1941
Hauptsitz Paris
Haushalt 11,1 Mrd. Euro (2020)
Behördenleitung Innenminister: Gérald Darmanin
Directeur général: Frédéric Veaux
Préfet de Police de Paris: Didier Lallement
Mitarbeiter 149.058 (2020)

Die Police nationale ist dabei für die Städte zuständig, während die Gendarmerie die polizeilichen Aufgaben im ländlichen Raum übernimmt.

Auto der Police nationale
Wasserwerfer der Police nationale
Polizisten auf Streifengang
Fahrradpolizei am Seine-Ufer in Paris im März 2015 unweit des Eiffelturms
Kleintransporter der Police nationale am Place Charles-de-Gaulle in Paris im März 2015

Geschichte

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Nach der Französischen Revolution wurde eine staatliche Polizei eingerichtet. Unter Napoleon Bonaparte erfuhr diese Organisation eine Vereinheitlichung: Das Polizeiministerium berief für jede Stadt mit mehr 5000 Einwohnern einen Polizeikommissar, der dem örtlichen Präfekten unterstellt war. Allerdings durfte der Polizeikommissar als einziger regionaler Beamter direkten Kontakt mit dem Polizeiministerium aufnehmen. Dadurch übte er Kontrolle über den Präfekten, die Bürgermeister, örtliche Richter und die in der Region stationierten Mitglieder der Gendarmerie impériale aus, wurde seinerseits aber auch von diesen kontrolliert. Zugleich konnte der Polizeikommissar die Gendarmerie zur Unterstützung verpflichten. Oft rekrutierten sich die Polizeikommissaren aus ehemaligen revolutionären Politikern. Sie waren befugt, verdächtige Personen und Unruhestifter auch ohne Gerichtsentscheidung unter Polizeiüberwachung zu stellen oder zum Militärdienst einziehen zu lassen.[1]

Ein weiterer Vorläufer der Police nationale ist die Ende 1811 von Eugène François Vidocq ins Leben gerufene Sicherheitsbehörde Sûreté unter dem Dach der Pariser Polizei. Die Sûreté gilt heute als Vorreiter aller kriminalpolizeilichen Organisationen in der Welt. Am 23. April 1941 wurde die französische Polizei unter dem Vichy-Regime verstaatlicht und erstmals als Police nationale bezeichnet. Von der Verstaatlichung ausgenommen war nur die Polizeipräfektur von Paris. 1944 wurde die Police nationale von der Sûreté Nationale ersetzt, die Organisationsform aber im Großen und Ganzen beibehalten. Am 9. Juli 1964 wurde die Polizeipräfektur von Paris ebenfalls der Sûreté Nationale unterstellt, und am 10. Juli 1966 erfolgte die endgültige Umorganisation in die Police nationale in der heutigen Form.

Im Jahr 2019 wurde eine dreißigtägige allgemeine Dienstpflicht beim Service national universel (SNU), dem "Allgemeinen Nationaldienst" beschlossen, der zum Teil auch bei der Police nationale abgeleistet werden kann.[2]

Nachdem Beamte der Police nationale ein Camp von mehreren Tausend Migranten auf dem Platz der Republik in Paris gewaltsam geräumt hatten, ordnete Innenminister Gérald Darmanin eine interne Untersuchung der Generalinspektion der Nationalpolizei (IGPN) an. Auf zahlreichen Videos war zu sehen, wie Beamte der PN Personen aus ihren Zelten ziehen, mit Schlagstöcken traktieren und Tränengas gegen Migranten und Demonstrierende einsetzten.[3]

Der Generaldirektion der Police nationale (DGPN, Direction générale de la police nationale) sind fünf Zentraldirektionen, drei Direktionen, zwei Dienste sowie die Generalinspektion und die Polizeipräfektur nachgeordnet:

  • Direktion für die Verwaltung der Police nationale (Direction de l'administration de la police nationale, DAPN)
  • Direktion für die Ausbildung der Police nationale (Direction de la formation de police nationale, DFPN)
  • Zentraldirektion für die Kriminalpolizei (Direction centrale de la police judiciaire, DCPJ)

Außerdem direkt der Generaldirektion zugehörig sind

Bis zum 1. Juli 2008 gab es die Direktion für die Überwachung des Territoriums (Direction de la surveillance du territoire, DST), die als Inlandsgeheimdienst fungierte und die Zentraldirektion für allgemeine Auskünfte (Direction centrale des renseignements généraux, DCRG), welche als Zentralarchiv fungierte und für die Überwachung von Glücksspiel und Pferdewetten zuständig war. Beide Direktionen wurden in der neuen Behörde „Zentraldirektion für Inlandsnachrichtendienste“ (Direction centrale du renseignement intérieur, DCRI) zusammengelegt. Die neue Behörde ist eigenständig und nicht mehr Teil der Police nationale.

Polizeibeamte

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Bis zum Jahr 1953 und erneut seit 1972 wurden Beamte des gehobenen Dienstes als Inspecteur de police bezeichnet (in verschiedenen Gradabstufungen). 1995 wurden die Laufbahnen der Inspecteurs de police (Kriminalpolizei) und jener der Officiers de paix (Schutzpolizei) zum Corps de commandement vereinigt, das die Dienstgradbezeichnungen der Officiers de paix übernahm. Die zuletzt genutzten Dienstgradbezeichnungen Inspecteur (seit 1995 Lieutenant), Inspecteur principal (Capitaine), Inspecteur divisionnaire (Commandant), Chef inspecteur divisionnaire (Commandant) entfielen.[4]

Unterhalb des Corps des inspecteurs de police existierte zwischen 1972 und 1995 das Corps des enquêteurs (Enquêteur de 2e classe, Enquêteur de 1ère classe und Chef-enquêteur), die als Verhörbeamte fungierten. Rangmäßig waren sie den Angehörigen des Corps des gardiens de la paix et des gradés bei der Schutzpolizei gleichgestellt. 1995 wurden die Enquêteurs als Gardien de la paix, Brigadier und in dem damals neuen Dienstgrad (Brigadier-)Major eingestuft.[5][6]

Die Polizeibeamten werden heute in vier Laufbahnen eingeordnet:

  • Les adjoints de sécurité (Sicherheitsassistenten; entspricht dem einfachen Dienst in Deutschland)
  • Corps d'application et d'encadrement (Korps der Ausbildung und Betreuung; entspricht dem mittleren Dienst in Deutschland)
  • Corps de commandement (Korps des Kommandos; entspricht dem gehobenen Dienst in Deutschland)
  • Corps de conception et de direction (Korps der Konzeption und Führung; entspricht dem höheren Dienst in Deutschland)

Die leitenden Beamten der Generaldirektion der Police nationale ergänzen sich aus den Angehörigen des höheren Dienstes.[7] Der Generaldirektor der Police nationale ist in der Regel ein ehemaliger Präfekt (Corps préfectoral).

Laufbahnen

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Bildungsvoraussetzungen
Zutrittsvoraussetzungen
Ausbildung Eingangsamt Spitzenamt
Corps de conception et de direction[8][9]
Magister 22 Monaten bei École nationale supérieure de la Police Commissaire Commissaire général
Staatsbeamter, Soldat, Staatsangestellter
mit 4 Jahren Dienst
Corps de commandement [10]
Bachelor 18 Monaten bei École nationale supérieure des officiers de police Lieutenant de police stagiaire Commandant divisionnaire fonctionnel
Beamter in einem Dienst unter der Aufsicht des Innenministers
mit 4 Jahren Dienst
Corps d'application et d'encadrement[11]
Hochschulreife 12 Monaten bei Écoles nationales de police et Centre de formation Gardien de la paix Major de police responsable d'une unité locale de police
Adjoints de sécurité, Kadetten der Republik, Freiwillige Wehrpflichtige, die in der Gendarmerie dient
mit 1 Jahre Dienst
Adjoints de sécurité[12]
Keine besondere Bildungsvoraussetzungen 14 Wochen bei Écoles nationales de police et Centre de formation Adjoint de sécurité

Amtsbezeichnungen und Amtskennzeichen

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Einfacher und Mittlerer Dienst

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Adjoints de sécurité[13] und Corps d'application et d'encadrement.[14]

 
Amtskennzeichen einfacher und mittlerer Dienst.
Amt Amtsbezeichnung Deutsches Äquivalent
Adjoint de sécurité Polizeioberwachtmeister
Gardien de la paix stagiaire Polizeimeister auf Probe
Gardien de la paix Gardien de la Paix Polizeimeister
Sous-brigadier de police
Mit 12 Jahren im Amt
Brigadier de police Polizeiobermeister
Brigadier chef de police Polizeihauptmeister
Major de police Major de police Polizeihauptmeister mit Amtszulage
Major de police responsable d'une unité locale de police
Als Polizeistationsleiter
kein Äquivalent

Gehobener Dienst

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Corps de commandement.[15]

 
Amtskennzeichen gehobener Dienst.
Amt Amtsbezeichnung Deutsches Äquivalent
Élève lieutenant de police Polizeikommissaranwärter
Lieutenant de police stagiaire Polizeikommissar auf Probe
Capitaine de police Lieutenant de police Polizeioberkommissar
Capitaine de police
Mit vier Jahren im Amt
Polizeihauptkommissar
Commandant de police Erster Polizeihauptkommissar
Commandant divisionnaire de police kein Äquivalent
Commandant divisionnaire fonctionnel de police kein Äquivalent

Höherer Dienst

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Corps de conception et de direction de la police nationale.[16]

 
Amtskennzeichen höherer Dienst.
Amt Amtsbezeichnung Deutsches Äquivalent
Élève commissaires de police Polizeiratanwärter
Commissaire de police stagiaire Polizeirat auf Probe
Commissaire de police Polizeirat
Commissaire principal de police
Amt ist abgeschafft, Neubeförderungen unterbleiben
(Polizeioberrat)
(Polizeidirektor)
Commissaire divisionnaire de police Leitender Polizeidirektor
Commissaire général de police
ungefähr ranggleich dem Général de brigade der Gendarmerie nationale
Direktor der Polizei

Leitende Beamte der Generaldirektion der Police nationale

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Amtskennzeichen für leitende Beamte der Generaldirektion der Police nationale.
Amt Amtsbezeichnung Deutsches Äquivalent
Controleur général de la police nationale
ranggleich dem Général de brigade der Gendarmerie nationale
Direktor der Polizei
Inspecteur général de la police nationale Erster Direktor der Polizei
Directeur de la police nationale
Directeur des services actifs de la police nationale Ministerialdirektor
Directeur général de la police nationale Präsident
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Commons: Police nationale (France) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Michael Broers: The Napoleonic police and their legacy. In: History Today, May 1999. S. 29–32.
  2. faz.net
  3. tagesschau.de: Paris: Empörung nach Polizeieinsatz gegen Migranten. Abgerufen am 24. November 2020.
  4. Philippe Vénère: Les flics sont-ils devenus incompétents ?: Le commissaire aux 40.000 gardes a vue passe aux aveux. Paris 2010, ISBN 978-2-35341-095-8.
  5. Malcolm Anderson: In Thrall to Political Change: Police and Gendarmerie in France. Oxford University Press 2011, ISBN 978-0-19-969364-1.
  6. Geneviève Pruvost: Profession : policier. Sexe : féminin. 2007, ISBN 978-2-7351-1146-6.
  7. "Promotion interne." La Police nationale recrute. 2018-02-28.
  8. „Commissaire de police.“ Police Nationale Recrute, abgerufen am 19. Februar 2018.
  9. „Concours Commissaire de police.“ Police Nationale Recrute., abgerufen am 19. Februar 2018.
  10. „Officier de police.“ Police Nationale Recrute, abgerufen am 19. Februar 2018.
  11. „Gardien de la paix.“ Police Nationale Recrute, abgerufen am 19. Februar 2018.
  12. „Adjoint de sécurité.“ Police Nationale Recrute, abgerufen am 19. Februar 2018.
  13. "Décret n° 2016-684 du 26 mai 2016 modifiant le code de la sécurité intérieure et relatif au recrutement des adjoints de sécurité. Version consolidée au 28 février 2018." Legifrance. 2018-02-28.
  14. "Décret n°2004-1439 du 23 décembre 2004 portant statut particulier du corps d'encadrement et d'application de la police nationale. Version consolidée au 28 février 2018." Legifrance. 2018-02-28.
  15. "Décret n° 2017-216 du 20 février 2017 modifiant le décret n° 2005-716 du 29 juin 2005 portant statut particulier du corps de commandement de la police nationale. Version consolidée au 28 février 2018." Legifrance. 2018-02-28.
  16. "Décret n°2005-939 du 2 août 2005 portant statut particulier du corps de conception et de direction de la police nationale. Version consolidée au 28 février 2018." Legifrance. 2018-12-28.