Kleinblütiges Fingerkraut

Art der Gattung Fingerkräuter (Potentilla)
(Weitergeleitet von Potentilla micrantha)

Das Kleinblütige Fingerkraut (Potentilla micrantha), auch Rheinisches Fingerkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Fingerkräuter (Potentilla) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie ist von Nordafrika über West-, Süd- und Mitteleuropa sowie Kleinasien bis zum Kaukasusraum verbreitet.

Kleinblütiges Fingerkraut

Kleinblütiges Fingerkraut (Potentilla micrantha)

Systematik
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Tribus: Potentilleae
Gattung: Fingerkräuter (Potentilla)
Art: Kleinblütiges Fingerkraut
Wissenschaftlicher Name
Potentilla micrantha
Ramond ex DC.

Beschreibung

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Illustration aus Sturm
 
Geteilte Laubblätter und fünfzählige Blüten

Erscheinungsbild und Blatt

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Das Kleinblütige Fingerkraut ist eine überwinternde grüne, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 10 Zentimetern erreicht.[1] Sie bildet keine Ausläufer. Die vegetativen Pflanzenteile sind dicht fein behaart.[2]

Die in grundständigen Rosetten zusammenstehenden Laubblätter überragen den Blütenstängel.[1] Die Blattoberseite ist dunkelgrün sowie locker anliegend behaart und die Blattunterseite ist heller grün, aber nicht bläulich grün, sowie ziemlich dicht anliegend behaart. Die handförmig geteilte Blattspreite besitzt drei 1 bis 5 Zentimeter lange, verkehrt-eiförmige Blattabschnitte, die jederseits sechs bis elf spitze Zähne besitzen.[1][2] Die Nebenblätter sind 3 bis 5 Millimeter lang und 6 bis 9 Millimeter breit, dreieckig-eiförmig mit zugespitztem oberen Ende.[3]

Blütenstand, Blüte und Frucht

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Die Blüten stehen einzeln oder zu zweit, höchstens zu dritt auf einem Stängel.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Die fünf behaarten[3] Kelchblätter alternieren mit den fünf behaarten[3] Nebenkelchblättern. Sie sind jeweils gleichgestaltig[2] und breit dreieckig oder eiförmig-lanzettlich[2] mit 3 bis 7,5 Millimetern Länge und 2 bis 5 Millimetern Breite.[3] Die fünf Kelchblätter sind innen purpurrot. Die Kronblätter sind höchstens so lang wie die Kelchblätter.[2] Die fünf freien, weißen und an ihrer Basis mehr oder weniger rosafarbenen Kronblätter sind 3 bis 5 (bis 8) Millimeter lang[2] und 3 bis 3,3 Millimeter breit und mehr oder weniger verkehrt-eiförmig.[3] Es sind viele Staubblätter vorhanden. Die Staubfäden sind bandartig verbreitert,[1] fast so breit wie die Staubbeutel und mindestens an der unteren Hälfte bewimpert.[2] Die Staubbeutel sind 0,3 bis 0,5 Millimeter lang und eiförmig.[3] Der Nektardiskus ist gelb bis orangefarben.[3] Es sind viele freie Fruchtblätter vorhanden. Der fadenförmige Griffel ist 1,8 bis 2 Millimeter lang.[3]

Der Blütenboden schwillt bei der Fruchtreife nicht an. Die 1,5 bis 1,8 Millimeter langen, 1,2 bis 1,8 Millimeter breiten, 0,8 bis 0,9 Millimeter hohen und etwa 0,6 g schweren,[4] eiförmigen Nüsschen sind winzig runzelig. Es ist ein Elaiosom vorhanden.[3]

Die Blütezeit erstreckt sich in der Schweiz und in Deutschland von März bis Mai.[4][5]

Chromosomensatz

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Es liegt Diploidie vor, die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[4][6][3]

Ökologie

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Beim Kleinblütigen Fingerkraut handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[1][4]

Blütenökologisch handelt es sich um Scheibenblüten mit mehr oder weniger versteckten Nektar. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten (Entomophilie).[4]

Die Diasporen sind die Nüsschen.[4]

Vorkommen und Gefährdung

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Das Kleinblütige Fingerkraut ist von Nordafrika über West-, Süd- und Mitteleuropa sowie Kleinasien bis zum Kaukasusraum verbreitet.[7] Das Kleinblütige Fingerkraut kommt in Mitteleuropa in Deutschland, Österreich und in der Schweiz vor. Vereinzelt findet man es am Hochrhein, in den Vogesen, in der Westschweiz, im Schweizer Jura, im Berner Oberland, im Wallis und am Alpenfuß, sowie in Ober- und Niederösterreich und in der Steiermark. In Kärnten kommt es nur selten vor.

In Deutschland kommt das Kleinblütige Fingerkraut sehr lokal und zerstreut am Mittelrhein, dem südlichen Hunsrück und der zentralen Pfalz sowie selten in der Eifel vor. Es wurde seit 1789 im Botanischen Garten Karlsruhe kultiviert.[8] Um Schaffhausen und im Karwendel gibt es isolierte Vorkommen. Einzelfunde gibt es im nordwestlichen Hessen.[9] In Bayern gibt es Fundortangaben für das Mangfallgebirge im Landkreis Miesbach an den Abhängen zum Schlier-, Tegern- und Spitzingsee.[10] Für Deutschland bewertet man das Kleinblütige Fingerkraut als nicht gefährdet, in Baden-Württemberg sowie in Rheinland-Pfalz ist es nicht gefährdet, in Hamburg kommt es nur unbeständig vor, in Hessen ist es potentiell gefährdet und es wird in der Roten Liste Bayerns aus dem Jahr 2003 als stark gefährdet eingestuft.[10][9]

Das Kleinblütige Fingerkraut braucht kalkhaltige, humusreiche Lehmböden in Gegenden mit sommerwarmem Klima, es bevorzugt aber Halbschatten. Es besiedelt lichte Laubwälder und begleitet wärmeliebende Gebüsche. Es gedeiht in Gesellschaften der Ordnung Quercetalia pubescentis, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Erico-Pinion, Berberidion oder Carpinion vor.[11]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]

Systematik

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Die Erstbeschreibung von Potentilla micrantha erfolgte 1805 durch Augustin-Pyrame de Candolle auf der Grundlage von durch Louis Ramond gesammeltem und provisorisch benanntem Material.[12][13] Das Artepitheton micrantha bedeutet „kleinstblütig“.[14] Synonyme für Potentilla micrantha Ramond ex DC. sind: Potentilla breviscapa Vest, Potentilla fragaria Ten. nom. illeg., Potentilla parviflora Clairv., Potentilla tineoi Lojac., Potentilla fragariastrum subsp. micrantha (DC.) Bonnier & Layens und Potentilla micrantha subsp. breviscapa (Vest) Gams.[7]

Potentilla micrantha gehört innerhalb der Gattung Potentilla zur Untergattung Fragariastrum (Heist. ex Fabr.) Rchb.[3]

Literatur

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  • A. Guillén, Enrique Rico: Potentilla. In: Santiago Castroviejo, Félix Muñoz Garmendia, Carmen Navarro (Hrsg.): Flora Ibérica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Vol. VI. Rosaceae. Real Jardín Botánico, C.S.I.C., Madrid 1998, ISBN 84-00-06221-3, S. 139 (floraiberica.es [PDF]).
  • Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 95. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3: Nachtkerzengewächse bis Rötegewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Kleinblütiges Fingerkraut. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f g P. W. Ball, B. Pawłowski, S. M. Walters: Potentilla. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 47 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c d e f g h i j k A. Guillén, Enrique Rico: Potentilla. In: Santiago Castroviejo, Félix Muñoz Garmendia, Carmen Navarro (Hrsg.): Flora Ibérica. Plantas vasculares de la Península Ibérica e Islas Baleares. Vol. VI. Rosaceae. Real Jardín Botánico, C.S.I.C., Madrid 1998, ISBN 84-00-06221-3, S. 139 (floraiberica.es [PDF]).
  4. a b c d e f Datenblatt bei BiolFlor - der Datenbank zu biologisch-ökologischen Merkmalen der Gefäßpflanzen in Deutschland, Version 1.1 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.ufz.de
  5. a b Potentilla micrantha DC. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 30. März 2021.
  6. Potentilla micrantha bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  7. a b A. Kurtto: Rosaceae (pro parte majore). Potentilla micrantha. In: Euro+Med Plantbase. The information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2009.
  8. Carl Christian Gmelin: Flora Badensis Alsatica, Band 4. Müller, Karlsruhe 1826, S. 388.
  9. a b Datenblatt bei Flora von Deutschland - Eine Bilder-Datenbank, Version 2.32 von Michael Hassler und Bernd Schmitt.
  10. a b Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
  11. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 537.
  12. Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet de Lamarck, Augustin-Pyramus de Candolle: Flore française, ou descriptions succinctes de toutes les plantes qui croissent naturellement en France, Disposées selon une nouvelle Méthode d'Analyse, et précédées par un Exposé des Principes élémentaires de la Botanique. 3. Auflage. Band 4, Teil 2, H. Agasse, Paris 1805, S. 468 (PDF).
  13. Potentilla micrantha bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 15. Mai 2014.
  14. Datenblatt mit Fotos von Günther Blaich.
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