Lean (Droge)

Codeinhaltige Partydroge aus Nordamerika
(Weitergeleitet von Purple Drank)

Lean oder Purple Drank sind Slang-Ausdrücke für ein Mischgetränk aus verschreibungspflichtigem Hustensaft, Limonade und zerkrümelten Bonbons, das seinen Ursprung in Houston (Texas) hat und in der Hip-Hop-Kultur popularisiert wurde.[1]

Zutaten zur Herstellung von Lean, einschließlich Codein-Promethazin-Hustensaft, Jolly Rancher-Bonbons und Sprite.

Der Begriff Lean für englisch „sich lehnen“ bezieht sich darauf, dass die Konsumenten unter dem Einfluss der Droge häufig Schwierigkeiten haben, aufrecht zu stehen.[2] Purple Drank in Englisch etwa „lila Getränk“ bezieht sich auf die typisch violette Farbe der verwendeten Hustensäfte, und ist zugleich eine afroamerikanische Bezeichnung für ein alkoholisches oder berauschendes Getränk. Andere Bezeichnungen sind „sizzurp“, „syrup“, „drank“, „barre“, „purple jelly“, „wok“, „wock“, „Texas tea“, „Memphis mud“ und „dirty Sprite“.[3][4][5][6]

 
Typische lila Farbe eines Hustensafts mit Codein und Promethazin

Inhaltsstoffe

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Lean besteht typischerweise aus verschreibungspflichtigem (d. h. besonders starkem und daher nicht im freien Handel erhältlichem) Hustensaft oder Tabletten mit den Inhaltsstoffen Codein oder Dextromethorphan und Promethazin, kohlensäurehaltiger Limonade und zerkrümelten Bonbons, die zur Süßung des Getränks dienen. In seltenen Fällen wird Alkohol hinzugefügt, der aber zu verstärkter Übelkeit oder Ohnmacht führen kann. Resultat ist ein „durchdringend nach Medizin riechendes, sirupartiges Getränk mit einer intensiven, charakteristischen Lilafärbung“, die es durch den Hustensaft-Anteil erhält.[7][8] Insgesamt finden sich zahlreiche Variationen des Konsums. So ist es beispielsweise ebenso üblich, Benzodiazepine und Opiate in Tabletten- oder Pulverform zu konsumieren[9] und diese mit alkoholhaltigem Hustensaft verdünnt, mit zuckerhaltigen Getränken (häufig 1:5) sowie geschmacksaufwertenden Stoffen wie Brausepulver zu einer maximal wirkverstärkenden und gefährlichen Mischung zu kombinieren.

Hauptwirkstoffe von Lean sind das im Hustensaft oder Tabletten enthaltene Codein (Opiat) und Promethazin (Sedativum):[7] Promethazin setzt am zentralen Nervensystem an und in hoher Dosierung blockiert es die Signalübertragung für die Verdauung und Müdigkeit. Codein selbst hat keine aktive Wirkung, wird aber durch die Leber bis zu einem gewissen Grad in Morphin umgesetzt, das Schmerzen lindert und den Hustenreiz unterdrückt, bei hohen Dosen aber auch die Atmung und Verdauung beeinträchtigt.[10]

Es erzeugt leichte Euphorie, die mit Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten, Lethargie, Schläfrigkeit und einem dissoziativen Gefühl gegenüber allen anderen Körperteilen einhergehen.[11] Es wird vermutet, dass die süße Kombination aus Limonade, Hustensaft und Bonbons einen Geschmack erzeugt, der länger auf der Zunge bleibt und für Erstkonsumenten häufig attraktiv ist.[12]

In den verschreibungsüblichen Mengen ist der Hustensaft zwar recht unbedenklich, durch eine Überdosierung beeinträchtigt das Promethazin aber das zentrale Nervensystem und Codein die Atmung, was zu einer Atemdepression oder sogar einem Atemstillstand führen kann.[13][14] Die kombinierte Einnahme mit anderen Drogen, wie Alkohol, erhöht dabei das Risiko einer Atemdepression.[13] Weitere Risiken sind Verstopfung und Harnprobleme, sowie bei regelmäßiger Einnahme Karies und Gewichtszunahme.[15] Beide Substanzen erzeugen eine starke Abhängigkeit, sodass eine Abgewöhnung zu starken physischen Entzugserscheinungen führen kann.[13]

Geschichte

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Lean wurde bereits in den 1960er-Jahren in Texas als preiswertes und einfach herzustellendes Partygetränk erfunden.[15] Ende der 1990er-Jahre popularisierte der aus Houston stammende Discjockey DJ Screw Lean als passendes Getränk zu seinem langsamen, narkoseähnlichen Hip-Hop-Stil, den sog. Screw-Rhythmen. Als dieser Stil populär wurde, hielt Lean in den Südstaaten und in der regionalen Hip-Hop-Szene Einzug.[16] 2004 gaben 8,3 Prozent aller Oberschüler aus Texas an, Erfahrungen mit Lean gemacht zu haben.[7] Der für seinen Lean-Konsum bekannte Rapper Big Moe brachte u. a. zwei Alben mit den einschlägigen Namen City of Syrup und Purple World heraus. Auch deutschsprachige Rapper wie Bonez MC, RAF Camora, Ufo361, Gzuz, Money Boy, Hustensaft Jüngling, Bausa, Capital Bra, Yin Kalle, T-Low, Sääftig und Lil Lano erwähnen in ihren Texten ihren Konsum der Droge.

Typischerweise wird Lean aus zwei ineinander gestapelten weißen Styroporbechern („double cup“) getrunken. Durch die Verwendung im Lean erzielt ein Pint des verschreibungspflichtigen Hustensirups auf dem Schwarzmarkt Preise bis zu 350 US-Dollar.[8]

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Commons: Lean – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Tamara Palmer: Country Fried Soul: Adventures in Dirty South Hip-hop. Hal Leonard Corporation, 2005, ISBN 0-87930-857-5, S. 188 (google.de [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
  2. Use of Promethazine with Cough Syrup. Texas State Board of Pharmacy, 16. Mai 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. Oktober 2023.
  3. Bryan Robinson: Cough Syrup Abuse in Texas Takes Center Stage. In: A.B.C. News. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (englisch).
  4. Rai Cornell: What Is Lean (Purple Drank), How It’s Made, Side Effects and Dangers. American Addiction Centers, abgerufen am 5. Oktober 2023 (englisch).
  5. Sipping On Some Nonsense: What Is Lean? In: The Ranch PA. 4. November 2019, abgerufen am 5. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Eric Skelton: Lil Yachty Took the WoOoOOoOoock to Poland. In: Complex. Abgerufen am 5. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  7. a b c DEA warns of soft drink-cough syrup mix, USA Today.
  8. a b DEA Cracks Down on Sizzurp: Hip Hop’s Potent Prescription. (Memento vom 16. November 2012 im Internet Archive) ktla.com
  9. Andreas Maurer: Der Rausch aus der Apotheke: Wie 15-Jährige süchtig nach Xanax werden und was Eltern dagegen tun können. In: Aargauer Zeitung. 22. August 2020, abgerufen am 26. Januar 2021.
  10. Bernard Hsu: A TikToker Chugged 1 Liter Of Lean. This Is What Happened To His Brain. In: YouTube. Chubbyemu, 2. November 2020, abgerufen am 5. Oktober 2023 (deutsch).
  11. Melissa Leon: Lil Wayne Hospitalization: What the Hell Is Sizzurp? In: The Daily Beast. 17. März 2013 (thedailybeast.com [abgerufen am 5. Oktober 2023]).
  12. Marah Eakin: Learn all about the long, lean history of "sizzurp" with this 7-minute audio primer. In: A.V. Club. 26. März 2013, abgerufen am 5. Oktober 2023 (englisch).
  13. a b c Amina Khan: Doctor explains sizzurp's powerful high -- and deadly side effects. In: Los Angeles Times. 18. März 2013, abgerufen am 5. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  14. All Access: Lil’ Wayne. CBS News.
  15. a b Resurgence in Abuse of ‘Purple Drank’ (PDF) U.S. Department of Justice.
  16. Chopped and Screwed: A History, mtv.com