Das Schloss Ralswiek ist ein Herrenhaus im Ort Ralswiek auf der Insel Rügen. Es liegt auf einem Hügel oberhalb des Großen Jasmunder Boddens.
Geschichte
BearbeitenRalswiek ist ein alter Siedlungsplatz und war im Lehensbesitz verschiedener rügenscher Adelsfamilien. Das alte Herrenhaus befindet sich links neben dem Schloss. Der ursprünglich nur eingeschossige Bau wurde im 19. Jahrhundert abgerissen und mit zwei Etagen und einem Neorenaissance-Giebel neu aufgebaut.
Im Jahr 1891 wurde das Gut an den Fabrikanten Hugo Sholto Graf Douglas aus Aschersleben verkauft. Dieser ließ von 1894 bis 1896 das Schloss nach Entwürfen des Berliner Architekten Gustav Stroh errichten, die Neorenaissance-Architektur folgt den Vorbildern französischer Renaissance-Schlösser. Das rechteckige Gebäude wird von zwei Türmen mit Kegeldächern flankiert. Die Ostseite des Gebäudes ist dem Bodden zugewandt. Die Haube des Turms, der sich vor dem Eingang befindet, überragt die beiden äußeren Türme. Im Hauptbau befindet sich ein überdachter Innenhof. 1913 erfolgte der Anbau des Marstalls nach Entwurf des Stralsunder Baumeisters Franz Juhre. Der Landschaftspark entstand 1810 und wurde um 1900 erweitert. Die weitgehend erhaltene Inneneinrichtung (Eingangshalle, Treppenhaus, Vertäfelungen, Türgriffe, Glasfenster) wurde teilweise von dem bedeutenden Jugendstil-Architekten Henry van de Velde entworfen.
1913 übernahm der Sohn Angus Graf Douglas (1870–1938) die Begüterung und war somit der 2. Fideikommissherr auf Ralswiek. Er war zweimal verheiratet.[1] Aus der geschiedenen Ehe mit Margareta[2] von Enckevort-Vogelsang stammte der eigentliche Erbe Angus jun. von Douglas, zuerst liiert mit Huberta von Trotha-Skopau. Deren Söhne sind 1940 und 1942 noch in Ralswiek geboren.
Ende 1938 gehörten zum Besitz Ralswiek das Rittergut Gnies und Flächen in Jarnitz, gesamt 885 ha. Pächter waren Karl Mußmann und Helmut von Massow. Auch das 214 ha Rittergut Stedar und das 203 ha Gut Strössendorf, beide ebenso in Pacht gegeben, waren Teil von Ralswiek.[3] 1939 wurde das Schloss enteignet, der Bodden wurde Kriegshafen, das Douglasschloss Kasino.[4] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss als Altenheim und später als Behinderten- und Pflegeheim des Deutschen Roten Kreuzes genutzt. Von 1999 bis 2002 wurde das Schloss zu einem Hotel umgestaltet.
Zu Füßen des Gebäudes befindet sich an den Ufern des Großen Jasmunder Boddens eine Naturbühne. Diese Bühne wurde Ende der 50er Jahre angelegt für 7000 Zuschauer. Auf dieser werden von Ende Juni bis Anfang September die Störtebeker-Festspiele aufgeführt.
Der weitläufige, das Haus umgebende Park ist aufgrund seiner botanischen Vielfalt einer der sehenswertesten Gartenanlagen Rügens. Er wurde im Jahr 1810 angelegt und von Graf Douglas nachfolgend erweitert und ausgebaut.
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Schlossportal
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Schloss Ralswiek – Vorderfront
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Blick vom Schloss auf den Großen Jasmunder Bodden
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Eingangshalle Schloss Ralswiek
Literatur
Bearbeiten- Sabine Bock, Thomas Helms: Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen. 3. aktualisierte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2011, ISBN 978-3-86108-912-4, S. 140–144.
- Sabine Bock: Rügen. Burgen und Schlösser, Kirchen und Kapellen, Rittersitze und Herrenhäuser. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2022, ISBN 978-3-944033-42-6, S. 109–113.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert) 1953. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014 erschienen. Band I, Nr. 6. C. A. Starke, 1953, ISSN 0435-2408, S. 88–89.
- ↑ Geschichtliche Nachrichten über die Familie v. Enckevort, III. Teil. Eigentliche Familiengeschichte in kurzen Lebensabrissen. Kapitel 4. Brandenburgische Linie. B. Vogelsanger Linie. Als Manuskript gedruckt C. A. Starke, Görlitz, 1908. S. 192.
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 47–55.
- ↑ Udo von Alvensleben-Wittenmoor: Besuche vor dem Untergang, Adelssitze zwischen Altmark und Masuren, Aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald, Frankfurt/M.-Berlin 1968, S. 234.
Koordinaten: 54° 28′ 36,4″ N, 13° 26′ 31″ O