Hartbach (Inn)

Nebenfluss des Inns in Oberösterreich
(Weitergeleitet von Reichersberger Bach)

Der Hartbach, auch Reichersberger Bach, ist ein kleiner Nebenfluss des Inn im Westen des oberösterreichischen Bezirk Ried im Innkreis, bei Reichersberg.

Hartbach
(Reichersberger Bach)
Reichersberger Bach im Ortsgebiet Reichersberg nahe dem Stifts-Gutshof

Reichersberger Bach im Ortsgebiet Reichersberg nahe dem Stifts-Gutshof

Daten
Lage Innviertel, Oberösterreich
Flusssystem Donau
Abfluss über Inn → Donau → Schwarzes Meer
Ausleitung Senftenbach (Eiserne Schiene) bei St. Martin im Innkreis
48° 17′ 14″ N, 13° 25′ 57″ O
Quellhöhe um 380 m ü. A.
Mündung in die Innauen bei ReichersbergKoordinaten: 48° 20′ 24″ N, 13° 21′ 37″ O
48° 20′ 24″ N, 13° 21′ 37″ O
Mündungshöhe etwa 320 m ü. A.
Höhenunterschied etwa 60 m
Sohlgefälle etwa 6,3 ‰
Länge 9,5 km[1]
Einzugsgebiet 9,723 km²[2]
Linke Nebenflüsse Sindhöringer Bach
Kleinstädte Reichersberg
Gemeinden St. Martin i.I., Reichersberg
wasserbauliche Regulierung des Hochmittelalters

abiotische Typisierung von österreichischen Fließgewässern:[3]

Lauf und Landschaft

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Der Hartbach entspringt in der Gemeinde St. Martin im Innkreis und fließt nordwestlich über Sindhöring und Hart (westlich von Ort im Innkreis) und dann nordwestwärts südlich des Hartwalds. Sein Unterlauf ist der Reichersberger Bach durch die Marktgemeinde Reichersberg, wo er sich nach etwa 9,5 km Lauf[1] in den Innauen am Unteren Inn verliert, die zwischen dem Kraftwerk Egglfing-Obernberg und dem Staubereich des Kraftwerks Schärding-Neuhaus liegen.

Nebenbach ist links der Sindhöringer Bach ().

Geschichte und Verbauung

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Der Unterlauf des Hartbachs, der heutige Reichersberger Bach,[4] wurde schon im 11. Jahrhundert von den Chorherren des Stifts Reichersberg großräumig umgeleitet[5] und auf etwa 5,5 km an den Hang beim Meierhof verlegt, um dessen Wässer zur Versorgung des Stifts und seiner Anbauflächen zu nutzen. Dabei wurde der Lauf schon früh stark mäandrierend angelegt – eine zeitgenössische Quelle spricht von dem Rat, „den Bach so zu graben, wie der Saubär prunzet“[6] – und entspricht so sogar heutigen Vorstellungen naturnahen Wasserbaus.

Auch der Ursprung des Baches[7] ist hochgradig unstrukturiert, Quellen finden sich bei der Ortschaft Karchham (beim Aichingergut ) und bei Sankt Ulrich, Ortschaft der Gemeinde Senftenbach (), den Gutteil seines Wassers bekommt er aber östlich davon, wo der Senftenbach, ein Nebenfluss der Antiesen, so umfassend umgeleitet ist, dass dieser nur mehr marginales Restwasser zur Antiesen beträgt. Ab dem Eiserne Schiene genannten Wehr[8] beim St. Martiner Bahnhof wird über etwa 2 km das Wasser dem Hartbach zugeleitet (). Auch dieser wasserbauliche Eingriff datiert ins frühe Hochmittelalter, ebenfalls von den Reichersberger Chorherren veranlasst. Um 1085 wurde begonnen, die feuchten Auwiesen der Talwasserscheide Hartbach–Senftenbach im Umfeld des heutigen Schloss Arco-Zinneberg trockenzulegen, und auch um die Wasserversorgung des Stifts sicherzustellen, diese Ausleitung geschaffen. Der Hartbach diente auch am Oberlauf zur Wiesenbewässerung und Energiegewinnung, und hier finden sich ebenfalls alte künstliche Mäander.[7] Außerdem ist er mit einem Stichgraben mit der Antiesen, knapp unterhalb der Senftenbach-Mündung, verbunden.

Der Mündungsbereich ist als Unterer Inn eines der wichtigsten Naturschutzgebiete Österreichs (Naturschutz- und Europaschutzgebiet, Europareservat, Ramsarschutzgebiet und Important Bird Area), wobei die Hartbach-Mündung die Südgrenze des Nordabschnitts des Europaschutzgebiets (FFH und Vogelschutz) Unterer Inn (eu01, AT3105000) markiert, das zwischen Reichersberg und Obernberg unterbrochen ist.[9][10]

Literatur

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  • Stefan Reifeltshammer: Der Reichersberger Bach – Ein Beispiel kluger Landschaftsinwertsetzung. In: Innviertler Volkskundehaus (Hrsg.): Der Bundschuh. Schriftenreihe Museum Innviertler Volkskundehaus. Band 3, 2000, S. 13–18.
  • Stefan Reifeltshammer: Der Reichersberger Bach – Ein Beispiel kluger Landschaftsinwertsetzung. In: Landschaftsplanerische Beiträge aus dem Innviertel. Wien 2001, S. 102–114 (Beilage: Vegetationstabellen und Karten).

Anmerkungen

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  1. a b Gesamtlänge ab Ausleitung Senftenbach genannt in Clemens Gumpinger, Simonetta Siligato: Wehrkataster der Antiesen und ihrer Zubringer. In: Maria Hofbauer, Amt der Oö. Landesregierung (Hrsg.): Gewässerschutz-Bericht. Band 37, November 2007, Senftenbach, S. 54 (land-oberoesterreich.gv.at [PDF] >Themen >Umwelt >Wasser >Oberflächengewässer).
  2. Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung Oberflächengewässerwirtschaft/DORIS →Wasser & Geologie →GEO Juhu (i) →Detaileinzugsgebiete: Hartbach – vom Sindhöringer Bach bis zur Mündung in den Inn 6,2925; Hartbach – bis zur Zuleitung vom Senftenbach 3,43
  3. nach Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umweltschutz und Wasserwirtschaft (Hrsg.): EU Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG – Österreichischer Bericht über die IST. Bestandsaufnahme. Wien 2000. Daten in: Max H. Fink, Otto Moog, Reinhard Wimmer: Fließgewässer-Naturräume Österreichs. In: Umweltbundesamt (Hrsg.): Monographien. (M-128). Band 128. Wien 2000, ISBN 3-85457-558-0, 4.2.2 Innviertler- und Hausruckviertler Hügelland, S. 67 (umweltbundesamt.at [PDF]).
  4. Lit. Reifeltshammer 2000, zit. n. Michael Hohla: „Flora von Reichersberg“ Reuss 1819 einst und jetzt – (k)ein Vergleich! In: Naturschutzabteilung – Oberösterreich (Hrsg.): ÖKO·L. Nr. 24/2, S. 17–23 (flora-deutschlands.de [PDF; abgerufen am 4. Oktober 2010] Fundstelle pdf S. 5f, mit Abb. 17: Ausschnitt aus der leider undatierten Karte von Maurer …).
  5. Roger M Allmannsberger; Gerhard Schwentner: Teil Innviertel Das Landgericht Ried. In: Oberösterreichisches Landesarchiv (Hrsg.): Historischer Atlas von Bayern. 1. Auflage. Band 2, 2017, ISBN 978-3-902801-27-2, S. 700.
  6. nämlich im Gehen; Zitat bei Reifeltshammer 2000, zit. n. Hohla 2002
  7. a b Lit. Reifeltshammer 2000, zit. n. Gumpinger, Siligato: Wehrkataster der Antiesen. S. 54, Sp. 2.
  8. Gumpinger, Siligato: Wehrkataster. (interne Nummer des Bauwerkes im Kataster: Querbauwerk Nr. 3–17).
  9. Europaschutzgebiet Unterer Inn. In: Genisys Detailansicht. Land Oberösterreich, abgerufen am 23. Juni 2010.
  10. FFH- und Vogelschutzgebiet Unterer Inn. In: land-oberoesterreich.gv.at >Natura 2000 Schutzgebiete. Land Oberösterreich, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Oktober 2014; abgerufen am 23. Juni 2010.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.land-oberoesterreich.gv.at