Sudburg (Goslar)

Wüstung am Sudmerberg in Goslar-Oker (Niedersachsen)
(Weitergeleitet von Reindertingerode)

Die Sudburg, historisch auch Sutborch u. ä, war eine befestigte Anlage mit Ansiedlung und Kirche am Osthang des Sudmerbergs in Goslar-Oker. Urkundlich belegt im 11. Jahrhundert, entstand sie wahrscheinlich deutlich eher. Im 14. Jahrhundert wurde sie aufgegeben und verfiel. Eine Ausgrabung im Jahr 1933 legte die Grundmauern der Kirche und den Mauerring des Kirchhofs frei. Das Grabungsfeld wurde wieder zugeschüttet, die Dokumentation und das Fundgut sind verschollen.

Sudburg
Grabungsskizze der Sudburg-Kirche, 1933

Grabungsskizze der Sudburg-Kirche, 1933

Staat Deutschland
Ort Goslar
Entstehungszeit 9. Jahrhundert
Burgentyp Niederungsburg
Erhaltungszustand Gräben, Wälle
Ständische Stellung Niederadel
Geographische Lage 51° 55′ N, 10° 29′ OKoordinaten: 51° 54′ 45,9″ N, 10° 28′ 56,4″ O
Sudburg (Niedersachsen)
Sudburg (Niedersachsen)
Grabungsfeld Sudburg, Blick nach Westen, Zustand 2017 und Ausgrabung 1933
Blick nach Nordosten, in der Aufnahme 1933 der Bogen der Ringmauer

Geschichte

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Die Sudburg war ein Stützpunkt der Königsmacht im nördlichen Harzvorland. Sie gehörte zum Verwaltungssystem der Königspfalz Werla, von der aus sie südlich lag – daher der Name –, und war Sitz des forestarius, des Oberaufsehers der königlichen Waldungen zwischen Innerste und Ecker. Zugleich beherrschte sie den nahen Okerübergang der Straße von Goslar nach Halberstadt (heute Landesstraße 518).

Die Kirche der Sudburg hatte das Patrozinium St. Romani et Petri.[1] Sie ist erstmals in einer Urkunde Heinrichs IV. von 1064 erwähnt, geht aber auf wesentlich frühere Zeit zurück. Sie wurde mehrmals erweitert. Die Burg lag westlich des Kirchhofs. Die Siedlung nahe der Burg hieß ursprünglich Reindertingerode, wuchs aber mit der Burgsiedlung zusammen und wurde später nur noch nach der Burg genannt. Der Berg, an dessen Fuß sie lag, hieß nach ihr Sudburgerberg, woraus sich der heutige Name Sudmerberg entwickelte.[2]

Zwischen 1240 und 1312 erscheint ein Ministerialengeschlecht der Herren von Sudburg in der historischen Überlieferung.

Parallel zur Pfalz Werla verlor auch die zugehörige Sudburg ihre strategische und administrative Bedeutung. Im Hochmittelalter gehörte sie zum Hochstift Hildesheim[3] und wurde im 14. Jahrhundert, vielleicht im Zusammenhang mit dem welfisch-hildesheimischen Krieg 1367, von den letzten Bewohnern verlassen. In der Nähe der Wüstung wurde im Spätmittelalter der Okerturm der äußeren Goslarer Landwehr errichtet.[4]

An die Sudburg erinnert der Name des Burgwegs, der den Burgbereich mit dem Okerufer bei der Abzuchtmündung verbindet.

Beschreibung

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Die Ausgrabungen legten die Kirche des ehemaligen Dorfes Sudburg sowie weitere Gebäudereste frei, die der ehemaligen Burg zugeordnet werden können. Von letzteren ist aber nur eine sehr grobe Beschreibung veröffentlicht worden. Sie bestanden demnach aus einem rechteckigen Bau von 15 × 10 m Größe aus mit Lehm gebundenen, ca. 1 m starken Mauern. An den Bau waren zwei quadratische Anbauten von jeweils ca. 5 m Seitenlänge angefügt. Darüber hinaus befand sich im Bereich des Gebäudes ein Brunnen. Reste einer Befestigung werden nicht erwähnt, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Größe der Grabungsfläche unbekannt ist.

Der Kirchenbau des 9. Jahrhunderts ist im 11. Jahrhundert durch einen Turm und eine halbrunde Apsis ergänzt worden. Um die Kirche erstreckte sich ein Friedhof.

Literatur

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  • Oskar Kiecker, Carl Borchers, Hans Lütgens: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, Heft 22, Hannover 1937, S. 243–244
  • Paul Jonas Meier: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Wolfenbüttel mit Ausschluss der Stadt Wolfenbüttel (= Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig. Band 3,2). Wolfenbüttel 1906, S. 424.
  • Bernd Sternal/Wolfgang Braun: Burgen und Schlösser der Harzregion. Band 5. Norderstedt 2014, S. 87 f.
  • Gerhard Streich, Wehranlagen (Burgen und Landwehren). In: Niels Petersen/Gudrun Pischke (Hrsg.): Regionalkarte zur Geschichte und Landeskunde. Teil 3: Blätter Goslar und Bad Lauterberg, Hannover 2014, S. 67–87 hier S. 84 f.
  • Otto Hahne: Die mittelalterlichen Burgen und Erdwälle am Okerlauf. Oeding, Braunschweig 1965, S. 39 f.
  • Wilhelm Lüders: Die Sudburg und ihr Verhältnis zu Werla, Goslar und dem Gebiet der Harzburg. In: Braunschweigisches Magazin. Band 29, 1923, S. 1–9.
  • Eduard Jacobs: Der Grafen von Wernigerode Vorbehalt für den Fall einer Wiederbebauung der Flur des wüsten Dorfes Sudburg bei Goslar. In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde. Band 24, 1891, S. 507 f.
  • Gerhard Laub: Die Sudburg bei Oker. In: Unser Harz. Band 20, 1972, S. 28–31.
  • Gerhard Laub: Zu den Grabungen auf Sudburger Gelände bei Goslar vor 70 Jahren. In: Unser Harz. Band 51, 2003, S. 226–229.
  • Hans-Günter Griep: Ausgrabungen und Bodenfunde im Stadtgebiet Goslar (III). In: Harz-Zeitschrift. Band 15, S. 1–50 hier S. 24–30.
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Commons: Sudburg (Goslar) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag von Stefan Eismann zu Sudburg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts

Einzelnachweise

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  1. Elke Frobese: Verfassungs- und Besitzgeschichte des Stifts St. Peter in Goslar. In: Braunschweigische Heimat 75/1989, hier: S. 29
  2. Franz Eduard Volger: Urkunden der Bischöfe von Hildesheim. Hannover 1846, S. 76
  3. Auf der Karte des Hochstifts von 1643 ist an der Mündung der Abzucht („Atugt“) in die Oker keine Siedlung mehr verzeichnet.
  4. Thomas Künzel: Klöster und Städte. Reflexionen zu einem ambivalenten Verhältnis, S. 19