René-Just Haüy, auch Abbé Haüy, (* 28. Februar 1743 in Saint-Just-en-Chaussée an der Oise; † 1. Juni 1822[1] in Paris) war ein französischer Mineraloge. Nach ihm ist das Mineral Haüyn benannt.[2] Er gilt als Entdecker der Piezoelektrizität.
Leben und Wirken
BearbeitenHaüy war der Sohn des Webers Just Haüy und seiner Ehefrau Madeleine Candelot.[1] Er hatte einen jüngeren Bruder, Valentin Haüy. Seine schulische Ausbildung erhielt er zunächst am Collège de Navarre und später am Collège du Cardinal Lemoine.[3] Darauf war er römisch-katholischer Pfarrer. Er wurde Lehrer am Collège Lemoine und befasste sich besonders mit Botanik. 1783 wurde er in die Akademie der Wissenschaften in Paris gewählt.
Im August 1792 kam er wie andere Priester ins Gefängnis und sein Leben war in Gefahr, er wurde aber durch Fürsprache seines Schülers Étienne Geoffroy Saint-Hilaire und anderer Wissenschaftler entlassen (viele der übrigen gefangenen Priester fielen wenig später einem Massaker zum Opfer). 1802 wurde er Professor am Naturgeschichtsmuseum und gründete das Museum für Mineralogie. Mit Ende der Napoleonischen Ära verlor er seinen Posten und geriet in Armut.[1]
1804 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt; seit 1812 war er Ehrenmitglied.[4] 1809 wurde er korrespondierendes Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften[5] und 1818 auswärtiges Mitglied der Royal Society.[6] Er war Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg sowie der Royal Society of Edinburgh.[7] 1810 wurde er als Ehrenritter in den Ritterorden des Heiligen Michael aufgenommen.[8]
Haüy beschrieb das Symmetriegesetz der Kristallographie. Er ließ einen Kristall von Kalkspat zu Boden fallen und stellte fest, dass die Bruchstücke wieder dieselbe Form haben wie der ursprüngliche Kristall. Daraus folgerte er, dass Kristalle aus kleineren Einheiten aufgebaut sind, die dieselbe Form haben wie der Kristall selbst. Diese kleineren Einheiten nannte er integrierende Moleküle.
Aus diesem Experiment von 1784 folgt das Gesetz der rationalen Indizes, nach dem sich jede Kristallfläche durch drei (normalerweise kleine) Ganze Zahlen beschreiben lässt (siehe auch Millersche Indizes). Dieses Gesetz gilt für fast alle Kristalle mit Ausnahme der aperiodischen Kristalle. Außerdem stammen von ihm Entdeckungen zur Pyroelektrizität.
Haüy ist namentlich auf dem Eiffelturm verewigt, siehe: Die 72 Namen auf dem Eiffelturm.
Werke (Auswahl)
Bearbeiten- Essai d’une théorie sur la structure des crystaux. Paris 1784
- Traité des caractères physiques des pierres précieuses. Paris 1817
- Exposition raisonnée de la théorie de l’électricite et du magnétisme, d’après les principes de M. Aepinus, des académies de Pétersbourg, de Turin, &c. Par M. l’abbé Haüy (1787) BNF
- De la structure considérée comme caractère distinctif des minéraux (1793)
- Exposition abrégée de la théorie sur la structure des crystaux, par M. Haüy (1793) BNF
- Extrait d’un traité élémentaire de minéralogie (1797)
- Traité de minéralogie (5 vols, 1801) BNF: Tome 1 Tome 2 Tome 3 Tome 4 Tome 5
- Traité élémentaire de physique (2 vols 1803, 1806)
- Tableau comparatif des résultats de la cristallographie, et de l’analyse chimique relativement à la classification des minéraux (1809)
- Traité des pierres précieuses (1817)
- Traité de cristallographie (2 vols, 1822)
Weblinks
Bearbeiten- HERBERT P. WHITLOCK: RENE-JUST HAÜY AND HIS INFLUENCE. Volume 3,(1918) S. 92-98, New York State Museum. Copyright © 1918 - 2004 Mineralogical Society of America
- Eintrag zu Hauy, Rene Just (1743 - 1822) im Archiv der Royal Society, London
- François Farges: Haüy 2022. 2022 (englisch, französisch, umfangreich illustrierte Informationen zu Leben und Werk).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Alfred Lacroix, « La vie et l'œuvre de l'abbé Haüy », Bulletin de la Société française de Minéralogie, vol. 67 « La célébration du deuxième centenaire de la naissance de l'abbé Haüy », nos 1-6, 1944, p. 15-226. (doi:10.3406/bulmi.1944.4560) Am oft auch als Todestag genannten 3. Juni wurde er beerdingt.
- ↑ François Farges: The Haüyne. 2022, abgerufen am 25. Juni 2022 (englisch, französisch).
- ↑ PREMIER CONSERVATEUR DES COLLECTIONS DE L'ÈCOLE DES MINES - QUELQUES REPERES ( vom 15. September 2017 im Internet Archive)
- ↑ René-Just Haüy. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 25. Juni 2022.
- ↑ Past Members: René Just Haüy (1743 – 1822). Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 17. Dezember 2019.
- ↑ Eintrag zu Hauy; René Just (1743 - 1822) im Archiv der Royal Society, London; royalsociety.org
- ↑ Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 25. Juni 2022.
- ↑ Verzeichnis der Mitglieder des altbayerischen Hausritterordens vom heiligen Michael (Großkreuze, Ritter, Ehrenritter)
Personendaten | |
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NAME | Haüy, René-Just |
ALTERNATIVNAMEN | Haüy, Abbé |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Mineraloge |
GEBURTSDATUM | 28. Februar 1743 |
GEBURTSORT | Saint-Just-en-Chaussée an der Oise |
STERBEDATUM | 3. Juni 1822 |
STERBEORT | Paris |