Dickblättriger Schwärz-Täubling

Art der Gattung Täublinge (Russula)
(Weitergeleitet von Russula nigricans)

Der bedingt essbare Dickblättrige Schwärz-Täubling (Russula nigricans) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsverwandten. Es ist ein großer, kompakter, erdfarbener Täubling, der unter allen Täublingen die entferntesten und dicksten Lamellen und das härteste Fleisch hat. Das meist mild schmeckende Fleisch rötet zuerst beim Anschneiden und schwärzt dann. Die Fruchtkörper des sehr häufigen Mykorrhizapilzes erscheinen von Juni bis Oktober auf nahezu allen Böden sowohl im Laub- als auch im Nadelwald, am häufigsten unter Rotbuchen und Fichten.

Dickblättriger Schwärz-Täubling

Dickblättriger Schwärz-Täubling (Russula nigricans)

Systematik
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Untergattung: Compacta (Compactae)
Art: Dickblättriger Schwärz-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula nigricans
Fr.

Merkmale

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Fruchtkörper des Dickblättrigen Schwärz-Täublings (R. nigricans) im Längsschnitt mit typischer rötlicher Fleischverfärbung
 
Farbtafel von James Sowerby aus „Coloured Figures of English Fungi or Mushrooms“ (1797)

Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist ein großer, stattlicher Pilz. Sein Hut ist zwischen (5) 7–17 (25) cm breit. Jung ist er blass weißlich und konvex, verflacht aber schon bald und verfärbt sich gräulich bis rußig braun. Später ist er nahezu schwarz und in der Mitte niedergedrückt. Die Huthaut platzt im Alter oft auf und ist etwa zu zwei Dritteln abziehbar.

Die Lamellen stehen sehr weit auseinander. Sie können am Rand einen Abstand von 5 mm und mehr haben. Auch sind sie ungewöhnlich dick und starr. Beim jungen Pilz sind die Lamellen gelblich weiß, im Alter werden sie dann bräunlich schwarz. Unter Druck splittern sie sofort und laufen ziegelrot an, bis sie nach einiger Zeit gräulich-schwarz werden. Die Lamellen sind bis zu 15 mm hoch und stark mit Zwischenlamellen untermischt. Sie sind ausgerandet oder abgerundet am Stiel angewachsen.

Der Stiel ist meist kurz (3–8 cm lang), sehr dick (1,5–3 cm breit), glatt, fest und verfärbt sich wie der Hut. Er ist meist zylindrisch geformt oder zur Basis hin verdickt.

Das Fleisch ist ungewöhnlich fest, und weißlich. Bricht oder schneidet man ein Stück vom Hut oder Stiel ab, verfärbt sich der Pilz innerhalb von wenigen Minuten rötlich. Später verfärbt sich der Pilz innerhalb von Stunden erst gräulich, dann schwärzlich. Der Pilz schmeckt meist mild, manchmal auch leicht schärflich. Der Geruch ist unauffällig. Junge Pilze riechen oft ein wenig fruchtig, während ältere einen dumpfen Geruch haben. Das Sporenpulver ist weiß.[1][2]

Mikroskopische Merkmale

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Die rundlichen bis ellipsoiden Sporen sind 6,4–8,5 µm lang und 5,4–6,6 µm breit. Der Q-Wert (Quotient aus Sporenlänge und -breite) ist 1,1–1,3. Das Sporenornament wird bis zu 0,4 µm hoch und besteht aus zahlreichen, teilweise verlängerten Warzen, die durch feine, selten auch gratige Verbindungen mehrheitlich netzartig verbunden sind. Der Apiculus misst 1,25–1,37 × 1,12–1,25 µm, der Hilarfleck ist inamyloid.

Die keuligen, meist 4-sporigen Basidien messen 40–55 × 8–10 µm. Die zylindrischen bis keuligen, 50–65 µm langen und 3,5–7 µm breiten Cheilozystiden enthalten einen auffallend lichtbrechenden Inhalt, der sich in Sulfobenzaldehyd graubraun anfärbt. Die zahlreichen, ähnlich geformten Pleurozystiden messen 30–55 × 3,5–7 µm.

Die Hutdeckschicht besteht aus haarartigen, 3–7 µm breiten Hyphenendzellen, die mehr oder weniger zylindrisch sind und bisweilen nach oben hin schwach zugespitzt sein können. Teilweise können die ein- bis mehrfach septierten Hyphen auch bis 12 µm dick angeschwollen sein. Sie enthalten ein vakuoläres, braunes Pigment. Pileozystiden kommen nicht vor.[3][4]

Artabgrenzung

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Aufgrund seiner dicken, sehr entfernt stehenden Lamellen und des erst rötenden und dann schwärzenden Fleisches ist der Dickblättrige Schwärz-Täubling mit keinem anderen Täubling zu verwechseln. Am ehesten könnte er noch mit dem seltenen Schwarzanlaufenden Täubling (Russula albonigra) verwechselt werden, dessen Fleisch im Anschnitt erst schwarzviolett und dann gänzlich schwarz anläuft und einen mentholartigen Geschmack hat.

Ökologie

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Alter Fruchtkörper besiedelt mit dem Stäubenden …
 
… und dem Beschleierten Zwitterling, jeweils auf der Hutoberseite.

Verbindung mit Bäumen

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Als Mykorrhizapilz geht der Dickblättrige Schwärz-Täubling mit ganz unterschiedlichen Baumarten eine Symbiose ein. So kommen Fichten, Tannen, Birken, Buchen, Hainbuchen und Eichen als Wirt in Frage. Man findet den Pilz daher zwischen Juni bis Oktober sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern. Auch an den Boden stellt er keine Ansprüche. Er bevorzugt zwar eher saure Böden, wie Sand, Lehm-/Ton- und Silikatböden, kommt aber auch mit Kalksteinböden zurecht. Meist kommt er gesellig vor.[5]

Verbindung mit anderen Pilzen

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Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist nicht nur Mykorrhizapartner von Bäumen, er übernimmt auch als Wirt für einige parasitische Pilze eine wichtige ökologische Funktion. Seine festen Fruchtkörper sind so stabil, dass sie kaum verfaulen, sondern eher vertrocknen und langsam zerfallen. Sie werden dabei völlig schwarz und sehen wie verkohlt aus. Auf diesen überständigen Fruchtkörpern findet man nicht selten kleine Kolonien von weißen, parasitischen Pilzen. Meist handelt es sich dabei meist um den Stäubenden Zwitterling (Asterophora lycoperdoides) oder den Beschleierten Zwitterling (Asterophora parasitica).[2][3]

Verbreitung

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Europäische Länder mit Fundnachweisen des Dickblättrigen Schwärz-Täublings.[5][6][7][8][9][10][11][12][13][14][15][16]
Legende:
  • Länder mit Fundmeldungen
  • Länder ohne Nachweise
  • keine Daten
  • außereuropäische Länder
  • Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist in ganz Europa weit verbreitet und häufig. Er kommt auch in Mittel- und Nordamerika (Kanada, USA, Mexiko, Costa Rica), Nordafrika (Marokko) und Nordasien (Japan, Korea) vor.

    In Deutschland ist der Dickblättrige Schwärz-Täubling weit verbreitet und einer der häufigsten Täublinge.

    Systematik

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    Das lateinische Artattribut (Epitheton) „nigricāns“, bedeutet schwärzlich oder schwarz werdend.[17]

    Infragenerische Einordnung

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    Der Dickblättrige Schwärz-Täubling gehört zur Untergattung Compactae und hier in die Subsektion Nigricantinae, in der Täublinge zusammengefasst werden, deren Fleisch bei Verletzung rötet, graut oder schwärzt. Er ist nahe verwandt mit dem Dichtblättrigen Schwärz-Täubling (Russula densifolia), dem Schwarzanlaufenden Täubling (Russula albonigra) und dem Rauchbraunen Schwärz-Täubling (Russula adusta).[1]

    Bedeutung

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    Der Dickblättrige Schwärz-Täubling ist wegen des harten und wenig aromatischen Fleisches ein ausgesprochen minderwertiger Speisepilz, der nur im ganz jungen Zustand gegessen werden sollte.

    Literatur

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    • Hans E. Laux (Hrsg.): Der Kosmos PilzAtlas. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-10622-5, S. 184.
    • H. Romagnesi: Russula nigricans. In: Les Russules d’Europe et d’Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website, abgerufen am 8. Mai 2011 (französisch).
    • Russula nigricans. CBS Fungual Biodiversity Centre, abgerufen am 8. Mai 2011.

    Einzelnachweise

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    1. a b Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 54.
    2. a b Westfälische Pilzbriefe: Pilze rundum Beschreibung des Dickblättrigen Schwärz-Täublings (PDF; 6,4 MB, S. 178).
    3. a b Artbeschreibung von Russula nigricans in Singer „Monographie der Gattung Russula“; erschienen in "Beihefte zum Botanischen Centralblatt", Herausgeber A. Pascher (1932) S. 368. (Memento des Originals vom 14. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bibdigital.rjb.csic.es (PDF; 354 kB) und S. 369. (Memento des Originals vom 14. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bibdigital.rjb.csic.es (PDF; 343 kB).
    4. Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 6: Russulaceae. Milchlinge, Täublinge. Mykologia, Luzern 2005, ISBN 3-85604-060-9, S. 208.
    5. a b Russula nigricans in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21. August 2011.
    6. Basidiomycota Checklist-Online – Russula nigricans. In: basidiochecklist.info. Abgerufen am 27. September 2012.
    7. Belgian Species List 2012 – Russula nigricans. In: species.be. Abgerufen am 7. Juni 2012.
    8. Cvetomir M. Denchev, Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. Band 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (online [PDF; 592 kB; abgerufen am 31. August 2011]).
    9. Z. Tkalcec, A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. Band 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 293 (cybertruffle.org.uk [abgerufen am 31. August 2011]).
    10. Estonian eBiodiversity Species description Russula nigricans. In: elurikkus.ut.ee. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. März 2018; abgerufen am 13. Juni 2012 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/elurikkus.ut.ee
    11. Weltweite Verbreitung von Russula nigricans. In: gbif.org. Abgerufen am 18. Januar 2023.
    12. Elias Polemis u. a.: Mycodiversity studies in selected ecosystems of Greece: 5. (PDF; 330 kB) Basidiomycetes associated with woods dominated by Castanea sativa (Nafpactia Mts., central Greece). In: Mycotaxon 115 / mycotaxon.com. 2008, S. 16 ff, abgerufen am 22. August 2011.
    13. Gordana Kasom, Mitko Karadelev: Survey of the family Russulaceae (Agaricomycetes, Fungi) in Montenegro. In: Warsaw Versita (Hrsg.): Acta Botanica Croatica. Band 71, Nr. (2), 2012, ISSN 0365-0588, S. 1–14 (online [PDF]). online (Memento des Originals vom 27. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/versita.metapress.com
    14. Russula nigricans / Norwegian Mycology Database. In: nhm2.uio.no / Norwegian Mycology Database. Abgerufen am 27. September 2012 (englisch).
    15. NMV Verspreidingsatlas | Russula nigricans. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 7. Mai 2012.
    16. T. V. Andrianova u. a.: Russula nigricans. Fungi of Ukraine. In: www.cybertruffle.org.uk/ukrafung/eng. 2006, abgerufen am 3. Mai 2012 (englisch).
    17. nigricans : Deutsch → Latein : PONS.eu Sprachportal. Abgerufen am 6. Juni 2012.
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