Rostroter Wimperfarn
Der Rostrote Wimperfarn (Woodsia ilvensis), auch Südlicher Wimperfarn[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Wimperfarne (Woodsia) innerhalb der Familie der Wimperfarngewächse (Woodsiaceae).
Rostroter Wimperfarn | ||||||||||||
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Rostroter Wimperfarn (Woodsia ilvensis) in Nordamerika | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Woodsia ilvensis | ||||||||||||
(L.) R.Br. |
Beschreibung
BearbeitenDer Rostrote Wimperfarn ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10–20 Zentimetern erreicht. Er besitzt einen vielköpfiges, kurzes Rhizom, das dicht mit den Überresten der Wedelstiele besetzt ist. Der 1,5 bis 11 Zentimeter lange Wedelstiel ist im unteren Teil schwarz sowie dicht mit lanzettlichen Spreuschuppen besetzt, im oberen Teil ist er glänzend rotbraun und seine Spreuschuppen sind pfriemenförmig. Der Wedelstiel besitzt in der Mitte eine leicht knotige Verdickung, die Abbruchstelle der Wedel. Der Wedelstiel ist kürzer oder höchstens so lang wir die Wedelspreite. Die Wedelspreite ist grün, grau-grün oder bräunlich-grün, im Umriss länglich-lanzettlich und gefiedert und mit zahlreichen gebogenen Haaren besetzt. Die Spreite besitzt auf jeder Seite 7 bis 20 Fiedern; sie sind kurz gestielt, meist alle 1,5- bis 2-mal so lang wie breit und selbst wieder fiederschnittig. Die Spreite ist unterseits wie auch auf den Fiedern dicht mit bleichen Spreuschuppen und Haaren besetzt. Die Fiederabschnitte sind eiförmig, abgerundet und leicht kerbig gesägt.
Die Sori sind meist dem Rand genähert und schließlich zusammenfließend. Ihre Schleier (Indusien) sind fransig zerschlitzt.
Die Sporenreife ist im Juli und August.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 78, seltener 82.[2]
Vorkommen
BearbeitenSein zirkumpolares Verbreitungsgebiet liegt in Nordeuropa, in Europa kommt er zerstreut von den Alpen und Mittelgebirgen bis zu den Karpaten und dem Kaukasus vor. Außerdem gedeiht er in Sibirien, Zentralasien, Nordamerika und Grönland.
Der Rostrote Wimperfarn gedeiht in Mitteleuropa in Felsspalten an trockenen, exponierten oder leicht beschatteten, kalkarmen, aber basenreichen Silikat-Felsen und Steinschutthalden. Er ist eine Charakterart des Woodsio-Asplenietum aus dem Verband Androsacion vandellii, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Androsacion alpinae oder Galeopsion vor.[3] Die Art ist in Deutschland gesetzlich geschützt.[1]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[4]
Taxonomie
BearbeitenDie Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Acrostichum ilvense durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 2, S. 1071. Die Neukombination zu Woodsia ilvensis (L.) R.Br. wurde 1810 durch Robert Brown in Prodromus Florae Novae Hollandiae, S. 158 veröffentlicht.[5] Der Gattungsname Woodsia ehrt den englischen Architekten und Botaniker Joseph Woods (1776–1864).[6] Das Artepitheton ilvensis leitet sich von lateinisch Ilva für Elba her; die Verwendung beruht auf einer Verwechslung, da diese Farnart auf Elba nicht vorkommt.[7]
Weitere Synonyme für Woodsia ilvensis (L.) R.Br. sind: Aspidium rufidulum (Michx.) Sw., Athyrium rufidulum (Michx.) A.A.Eaton, Nephrodium rufidulum Michx., Notholaena rufidula (Michx.) Desv., Notholaena setigera Desv., Polypodium ilvense (L.) Vill., Woodsia frigida Gand., Woodsia hyperborea var. rufidula (Michx.) W.D.J.Koch, Woodsia ilvensis var. rufidula (Michx.) Asch. & P.Graebn., Woodsia raiana Newman, Woodsia subcordata Turcz., Woodsia uralensis Gand., Woodsia rufidula (Michx.) L.C.Beck.[5]
Literatur
Bearbeiten- A. O. Chater: Woodsia R.Br. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 25–26 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Josef Dostál: Woodsia, Wimperfarn. In: Karl Ulrich Kramer (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I; Teil 1: Pteridophyta. Paul Parey, Berlin / Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2, S. 201–203.
- Georg Philippi: Woodsia. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2., ergänzte Auflage. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3322-9, S. 156–158.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Michael Koltzenburg: Woodsia. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 137.
- ↑ Woodsia ilvensis bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 80–81.
- ↑ Woodsia ilvensis (L.) R. Br. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 9. April 2021.
- ↑ a b Woodsia ilvensis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 30. Juli 2016.
- ↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1]
- ↑ Josef Dostál: Woodsia. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. Seite 201–203.
Weblinks
Bearbeiten- Woodsia ilvensis (L.) R. Br., Rostroter Wimperfarn. auf FloraWeb.de
- Rostroter Wimperfarn. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Wimpernfarn Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).