St. Marien (Jajce)
Die Kirche Hl. Marien (serbokroatisch Црква свете Марије Crkva svete Marije), später Sultan-Sülejman-Moschee (Султан-Сулејманова џамија Sultan-Sulejmanova džamija) oder Fethija (Фетхија, von türkisch fethetti ‚erobert‘), war ein Gotteshaus im historischen Zentrum der bosnisch-herzegowinischen Stadt Jajce, am Fuße der Zitadelle. Zusammen mit dem Überbleibsel des angrenzenden Sankt-Lukas-Glockenturms (Звоник светог Луке Zvonik svijetog Luke) ist es ein bosnisches Nationaldenkmal.
Herkunft und Beschreibung
BearbeitenDas Bauwerk erfuhr mehrere Umgestaltungen, was die genaue Bestimmung von Alter und Herkunft erschwert. Es wird angenommen, dass die Kirche im 12. Jahrhundert als einfache Basilika im romanischen Stil errichtet wurde.[1] Das Gotteshaus verfiel bis zum Ende des 14. Jahrhunderts zusehends, danach wurde es restauriert und der Geheiligten Jungfrau Marie gewidmet. Es ist nicht klar, wer die Wiederherstellung des Gebäudes in Auftrag gab; als Auftraggeber kommen entweder Franziskaner, die sich in der Gegend ansiedelten, oder Hrvoje Vukčić Hrvatinić, der führende Magnat des Königreichs Bosnien sowie Stadtgründer von Jajce, in Frage.[2]
Im frühen 15. Jahrhundert wurde die Marienkirche dem damals üblichen gotischen Stil angepasst, nachdem die Könige von Bosnien sich Jaitze aneigneten – im Zuge der Heirat von König Stefan Ostoja mit Hrvojes Witwe Jelena Nelipitsch.[1][3][2] Die erhaltenen Fresken, welche aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen, sind ein typisches Beispiel der spätgotischen Kunst; die herausragendste Komposition bildete das Jüngste Gericht ab, ein weitverbreitetes Thema im damaligen Europa.[1]
Königliche Kirche
BearbeitenNach dem Verlust Serbiens an die osmanischen Türken 1459 kehrte Stefan Tomaschewitsch von Bosnien, der Sohn von König Stjepan Tomašević, zusammen mit seiner Frau Marie und seiner Familie zurück. Nachdem Marie die Gebeine des Evangelisten Lukas hierher brachte, wurde neben der Kirche ein Glockenturm mit dem Namen des Heiligen errichtet.[2] Am 17. November 1461 diente die Kirche als Krönungsort von Stjepan Tomašević; es war die letzte Krönung in Bosnien.[1][4] Die osmanische Eroberung von Bosnien fand nur zwei Jahre später statt, was zur jahrhundertelangen Fremdherrschaft über Bosnien führte. König Stjepan Tomašević wurde nach einem Scheinprozess hingerichtet, während Königin Marie die Gebeine aus der Kirche mitnahm und sie an die Republik Venedig verkaufte.[2]
Moschee
BearbeitenIm Jahre 1582 wurde die Kirche der Heiligen Maria mitsamt dem Heilig-Lukas-Glockenturm in eine Moschee umgewandelt und nach dem osmanischen Sultan Süleyman II. dem Prächtigen benannt. Das ehemals christliche Gebäude brannte unter der Türkenherrschaft mehrmals ab, die verheerendste Brandzerstörung fand 1658 statt. Der letzte Großbrand im Jahre 1832 hinterließ nichts außer den Mauern; seitdem wurde das Gebäude nicht mehr genutzt.[1]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e Crkva sv. Marije (pretvorena u Fethija, odnosno Sultan Sulejmanovu džamiju, 1528. godine) sa zvonikom sv. Luke, graditeljska cjelina. Bosnia and Herzegovina Commission to Preserve National Monuments, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2015; abgerufen im Jahr 2003. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c d Crkva sv. Marije. Franjevački samostan sv. Luke, Jajce, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juni 2016; abgerufen am 15. Juni 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bruno Ljubez: Jajce Grad: prilog povijesti posljednje bosanske prijestolnice. HKD Napredak, 2009, S. 122 (kroatisch).
- ↑ John Van Antwerp Fine Jr.: The Bosnian Church: a New Interpretation. A Study of the Bosnian Church and Its Place in State and Society from the 13th to the 15th Centuries (= East European Quarterly). Cambridge University Press, 1975, ISBN 0-914710-03-6, S. 339 (englisch).
Koordinaten: 44° 20′ 21,8″ N, 17° 16′ 8,4″ O