Saxonette ist die Bezeichnung der von Fichtel und Sachs produzierten Fahrräder mit Zweitakt-Einbaumotoren und der Einbaumotoren. Das erste Modell mit 60 cm³ Hubraum wurde von 1938 bis 1940 produziert,[1] das zweite Modell mit 30 cm³ Hubraum von 1987 bis 2011.[2][3] Die Bezeichnung wird auch für Elektrofahrräder verwendet.
Erste Saxonette
Bearbeiten1937 stellte Fichtel und Sachs auf der Automobilausstellung in Berlin einen Radnaben-Zweitaktmotor mit einem Hubraum von 60 cm³ und einer Leistung von 1,2 PS bei 3500/min vor. Fichtel und Sachs lieferte seinen Abnehmern in der Fahrradindustrie das komplette Hinterrad mit eingebautem Motor[4]. Darunter waren u. a. die deutschen Hersteller Anker, Bismarck, Brennabor, Elfa, Excelsior, Gold-Rad, Hecker, Meister, Panther, Presto, Urania, Victoria und Wanderer. Hecker bevorzugte den Einbau in das Vorderrad.[5] Die Höchstgeschwindigkeit betrug 30 km/h.[6][7] „An Brennstoff wird 1,5-1,8 Liter auf 100 km verbraucht. Der Motor ist drehbar um die Nabenachse aufgehängt. Das rückwirkende Drehmoment wird nach dem Patent Hartmann federnd aufgenommen, so dass die Saxonette fast vibrationsfrei arbeitet.“[8]
- Technische Daten (Erste Saxonette)[9]
- Hubraum: 60 cm³
- Bohrung 45 mm
- Hub 38 mm
- Verdichtungsverhältnis: 6:1
- Dauerleistung: 1,2 PS
- Höchstleistung: 1,5 PS
- Tankinhalt: 2,25 L (Satteltank, Victoria-Saxonette, Herrenmodell)
- Kraftstoffart: Zweitaktmischung Öl-Kraftstoff im Verhältnis 1:20
- Eigenmasse eines vollständigen 26-Zoll-Hinterrades: 14,5 kg
- Höchstgeschwindigkeit: auf ca. 30 km/h begrenzt
Zweite Saxonette
BearbeitenDie zweite Baureihe der Saxonette wurde 1987 in Deutschland unter dem Label Hercules auf den Markt gebracht.[10] Der Sachs-301-Einbaumotor wurde unter dem Handelsnamen Spartamet unter anderem in den Niederlanden und Großbritannien ab 1993 für verschiedene Fahrradtypen verwendet und darf ohne Helm und Führerschein gefahren werden.[11] Dieses Leichtmofa war ein Fahrrad mit Hilfsmotor, das je nach Rahmenhöhe (50 bis 58 cm) und -ausführung 24 bis 27 kg wog und so auch noch gut mit den Pedalen fortbewegt werden konnte.
Technische Daten (Zweite Saxonette):
- Motor: Fahrtwindgekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor mit Einganggetriebe am Hinterrad
- Hubraum: 30 cm³
- Verdichtungsverhältnis: 7,5:1
- Vergaser: TK 2981001 oder BING 81/8/101B
- Leistung: 0,5 kW/0,7 PS bei 3750/min
- Max. Drehmoment: 1,59 Nm bei 3750/min
- Kraftstoffart: Zweitaktmischung Öl-Kraftstoff im Verhältnis 1:100
- Startsystem: Elektro- oder Seilzugstart
- Tankinhalt: 1,7 l
- Starrrahmen (Diamantrahmen oder Rahmen mit Durchstieg) mit ungefederter Gabel
- Rahmenhöhe: 48 cm
- Bremsen vorne: Trommelbremse
- Bremsen hinten: Trommelbremse/Rücktritt
- Bereifung: vorne 42-590 / hinten 44-590 (26 Zoll)
- Gewicht: 32 kg
- Sitzhöhe: von 900 mm-1005 mm
- Zulässiges Gesamtgewicht: 130 kg
- Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h
- Steigfähigkeit: 5 % bei Motorbetrieb
Literatur
Bearbeiten- Johann Kleine Vennekate: Kleine Maschinen ganz groß. Motorfahrräder Saxonette Kleinkrafträder. 1930–1955. 1. Auflage. Schrader Verlag, Stuttgart 1996. ISBN 3-613-87150-5.
- Manfred Nabinger: Fahrradmotoren, Sesselräder und Roller-Raritäten – Neue Geschichten der Kleinmotorisierung. Podszun, Brilon 2006. ISBN 3-86133-392-9.
- Manfred Nabinger: Hilfsmotoren, Stadtrutscher und Mopedträume – Die Geschichte der Kleinmotorisierung. Podszun, Brilon 2003. ISBN 3-86133-320-1.
- Andy Schwietzer: Typenkompass Hercules/Sachs (seit 1948). Motorbuch Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-613-02834-0.
- Manfred Nabinger: Deutsche Fahrrad-Motoren 1898 bis 1988. Podszun-Motorbücher, Brilon 1988. ISBN 3-923448-49-X.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Johann Kleine Vennekate: S. 89
- ↑ Andy Schwietzer: S. 117
- ↑ Vgl. Sachs Bikes SFM GmbH, Modellprospekt Elo-Bike Electra Saxonette Eagle Kobold Prima E 2011, S. 4.
- ↑ Johann Kleine Vennekate S. 90
- ↑ Vgl. Johann Kleine Vennekate.
- ↑ Sachs Bikes SFM GmbH, Modellprospekt Elo-Bike Electra Saxonette Eagle Kobold Prima E 2011, S. 6
- ↑ oldsachsmotor.de
- ↑ Werbematerial Fichtel & Sachs
- ↑ J. F.: Victoria-'Saxonette' 60 ccm – Prüfungsbericht M Nr. 209. In: Motor und Sport 15. Jahrgang 1938, Nr. 33, S. 29–30
- ↑ Ohne Helm und Führerschein. In: Der Spiegel. Nr. 16, 1987, S. 269 (online).
- ↑ oldiemofa.de