Schangaösen

Stadt in Kasachstan
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Schangaösen (kasachisch Жаңаөзен; russisch Жанаозен Schanaosen) ist eine Stadt im Gebiet Mangghystau im westlichen Kasachstan mit rund 81.000 Einwohnern.

Schangaösen
Жаңаөзен (kas.) | Жанаозен (rus.)
Wappen
Wappen
Basisdaten
Staat: Kasachstan
Oblys: Mangghystau
Gegründet: 1968
 
Koordinaten: 43° 18′ N, 52° 48′ OKoordinaten: 43° 18′ 0″ N, 52° 48′ 0″ O
Höhe: 171 m
 
Fläche: 51,5 km²
Einwohner: 74.357 (1. Jan. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.444 Einwohner je km²
 
Telefonvorwahl: (+7) 72934
Postleitzahl: 130200–130203
Kfz-Kennzeichen: 12 (alt: R)
KATO-Code: 471810000
 
Äkim (Bürgermeister): Schanseit Qainarbajew
Website:
Lage in Kasachstan
Schangaösen (Kasachstan)
Schangaösen (Kasachstan)

Geographische Lage

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Schangaösen liegt auf der großen Halbinsel Mangyschlak im Westen Kasachstans, 150 km von der Provinzhauptstadt Aqtau entfernt.

Geschichte

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Die Stadt wurde 1968 als Nowy Usen (Новый Узень) gegründet.

Im Juni 1989 war die Stadt Gegenstand der Berichterstattung, als die infolge der Wirtschaftskrise in den letzten Jahren des Bestehens der Sowjetunion stark zunehmende Arbeitslosigkeit gewalttätige Unruhen auslöste. Sie gingen nach Darstellung von Parteifunktionären von jugendlichen Randalierern aus, die öffentliche Einrichtungen in ihre Gewalt bringen wollten, und setzte sich – wie auch in einigen Städten Usbekistans – mit Angriffen gegen ethnische Minderheiten fort. Nach einigen Todesopfern wurden 700 Transkaukasier aus Armenien, Aserbaidschan und Georgien aus Nowy Usen evakuiert.[2]

1992 wurden die kasachische Form des Stadtnamens Schangaösen sowie deren russische Transkription Schanaosen offiziell. Sie stellen die Übersetzung der früheren russischen Bezeichnung dar: schanga im Kasachischen und nowy im Russischen bedeuten neu; usen, kasachisch ösen ist ein turksprachiges Wort für Fluss.

Im Zuge von Streiks und Protesten der Arbeiter der Öl- und Gasindustrie in Kasachstan kam es am 16. Dezember 2011 zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, die im Schangaösen-Massaker mündeten. Dabei starben nach offiziellen Angaben 11, nach Angaben der Opposition bis zu 70[3] Menschen, rund 90 weitere Personen wurden verletzt. Als Reaktion darauf verhängte der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew den Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre über die Stadt.[4] Beides wurde am 31. Januar 2012 wieder aufgehoben.[5]

In Schangaösen nahmen die landesweiten Proteste Anfang Januar 2022 ihren Ausgang. Am Morgen des 2. Januar 2022 blockierten Anwohner in der Stadt verschiedene Straßen und forderten eine Senkung der Preise für Flüssiggas, mit dem viele Fahrzeuge in der Region betrieben werden. Die Preise dafür hatten sich innerhalb von zwei Tagen mehr als verdoppelt, nachdem zum Jahreswechsel die staatliche Deckelung des Preises aufgehoben wurde. In den folgenden Tagen wurde die Anzahl der protestierenden Menschen in der Stadt immer größer und die Proteste erfassten auch andere Städte des Landes.

Bürgermeister

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Nachfolgend die Bürgermeister der Stadt seit 1992:

  • Ibragim Murassow (1992–1994)
  • Abylchan Maschani (1994–1999)
  • Schalghas Babachanow (1999–2009)
  • Oraq Sarböpejew (2009–2012)
  • Serikbai Turymow (2012–2015)
  • Jelubai Äbilow (2015–2017)
  • Ädilbek Dauylbajew (seit 2017)

Wirtschaft

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Die Wirtschaft wird von Erdöl- und Erdgasförderbetrieben dominiert.

Die Stadt befindet sich am Ende der Abzweigung aus Beineu von der Eisenbahnstrecke MaqatTürkmenabat (Westturanische Magistrale). Am 11. Mai 2013 wurde die 146 Kilometer lange grenzüberschreitende Eisenbahnstrecke, als Fortsetzung dieser Abzweigung, von Schangaösen bis in den turkmenischen Ort Serhetyaka nach dreieinhalb Jahren Bauzeit eröffnet. Sie wird vor allem zum Transport von Öl sowie Getreide benutzt und soll mittelfristig durch eine 470 Kilometer lange Fortsetzung bis zur iranischen Grenze (wo ein Spurwechsel erforderlich ist) eine Verbindung über die Iranische Eisenbahn zum Persischen Golf ermöglichen.

Persönlichkeiten

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Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Численность населения Республики Казахстан в разрезе областей, городов, районов, районных центров и поселков на 1 января 2023 года. (Excel; 109 KB) new.stat.gov.kz, abgerufen am 12. März 2023 (russisch).
  2. UdSSR. Nationale Unruhen in Zentralasien: Usbekistan, Kasachstan in Keesings Archiv der Gegenwart, 17. Juni 1989
  3. Campaign Kazakhstan: Up to 70 peaceful protesters and supporters of striking oil workers killed., abgerufen am 17. Dezember 2011.
  4. Deutsche Welle: Kasachstan: Ausnahmezustand über Öl-Stadt Schanaosen verhängt (Memento vom 10. Januar 2012 im Internet Archive), vom 17. Dezember 2011.
  5. Ausnahmezustand in Streikstadt beendet. In: die tageszeitung, 1. Februar 2012, S. 10