Guzianka (Ruciane-Nida)

polnischer Stadtteil
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Guzianka (deutsch Guszianka, 1938 bis 1945 Guschienen) ist ein Stadtteil von Ruciane-Nida (Rudczanny, 1938 bis 1945 Niedersee, sowie: Nieden) im Powiat Piski (Johannisburger Kreis) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Von 1945 bis 1957 war der Ort dem Powiat Mrągowski (Sensburger Kreis) angegliedert. Er war bis in die 1920er Jahre ein selbständiger Ort im ostpreußischen Kreis Sensburg gewesen.

Guzianka
?
Guzianka (Polen)
Guzianka (Polen)
Guzianka
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Stadtteil von: Ruciane-Nida
Geographische Lage: 53° 40′ N, 21° 34′ OKoordinaten: 53° 39′ 40″ N, 21° 33′ 56″ O
Einwohner:
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Ruciane-NidaWejsunyOnufryjewoWierzba
Eisenbahn: Olsztyn–Ełk
Bahnstation: Ruciane-Nida
Nächster int. Flughafen: Danzig
Wohnhaus in Guzianka
Straßenübergang an der Schleuse Guzianka

Geographische Lage

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Guzianka liegt in der ostpreußischen Landschaft Ermland-Masuren im Norden der Stadt Ruciane-Nida und stößt im Nordwesten an den Bełdany (deutsch Beldahnsee), im Nordosten an den Guzianka Mała (Kleiner Guszin-See, 1938 bis 1945 Kleiner Guschiener See) und im Südosten an den Guzianka Wielka (Großer Guszin-See, Großer Guschiener See).[1] Die ehemalige Kreisstadt Mrągowo (deutsch Sensburg) liegt 29 Kilometer nordwestlich, während die derzeitige Kreismetropole Pisz (deutsch Johannisburg) 16 Kilometer in östlicher Richtung entfernt ist.

Geschichte

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Im Jahr 1785 wird Guzianka als ein Chatoulort am Johannisburger Kanal mit einem kölmischem Krug und zwei Feuerstellen (Haushaltungen) beschrieben, der zum Besitz des Königs gehört.[2]

Das nach 1785 Guzianka, nach 1871 Gusianka und bis 1938 Guszianka (auch: Gußianka, Guschianka) genannte Dorf[3] wurde 1689 gegründet. Es wurde Sitz eines Forstamtes und einer Försterei.

Am 8. April 1874 erhielt der Ort den Rang eines Amtsdorfes und wurde namensgebend für einen Amtsbezirk[4], der – 1938 in „Amtsbezirk Guschienen“ umbenannt – bis 1945 bestand und zum Kreis Sensburg im Regierungsbezirk Gumbinnen (ab 1905: Regierungsbezirk Allenstein) in der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Im Jahre 1910 zählte der Gutsbezirk Oberförsterei Guszianka 185 Einwohner[5]. In den Jahren 1928/29 gab der Ort seine Eigenständigkeit auf und wurde in den Nachbarort Rudczanny (polnisch Ruciane, heute Stadtteil von Ruciane-Nida) eingegliedert.

Aus politisch-ideologischen Gründen der Abwehr fremdländisch klingender Ortsnamen wurde Guszianka am 3. Juni 1938 in „Guschienen“ umbenannt.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region während der Ostpreußischen Operation Ende Januar 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde Guszianka zusammen mit dem südlichen Ostpreußen von der Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Der Ort erhielt die polnische Namensform „Guzianka“ und es begann der Zuzug polnischer Migranten. Soweit die deutschen Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit vertrieben. Es wurde den Einwohnern später nicht erlaubt, in ihren Besitz zurückzukehren.

1957 wurde die Ortschaft in die mit Nida (Nieden) vereinte und zum Powiat Piski gehörende Gromada Ruciane (Rudczanny, 1938 bis 1945 Niedersee) eingegliedert, die ab 1966 die Stadt Ruciane-Nida bildete.

Bevölkerungsentwicklung bis 1929
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1782 Chatoulort mit Krug und zwei Feuerstellen (Haushaltungen)[2]
1818 20 [6]
1867 307 königlicher Forst Gusianka, am 3. Dezember[7]
1871 343 am 1. Dezember, davon 230 Evangelische und 113 Katholiken[7]
1910 185 Oberförsterei Guszianka, am 1. Dezember, davon 52 mit deutscher Muttersprache (50 Evangelische, zwei Katholiken), ein Einwohner mit polnischer Muttersprache (katholisch) und 124 mit masurischer Muttersprache (sämtlich Evangelische)[8][9][1]

Amtsbezirk Guszianka/Guschienen (1874–1945)

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Zum Amtsbezirk Guszianka gehörten ursprünglich fünf Orte. Trotz struktureller Veränderungen blieb es bis zum Januar 1945 beim Amtsbezirk Guschienen bei dieser Zahl[4]:

Name Geänderter Name
1938 bis 1945
Polnischer Name Bemerkungen
Diebowo Dybówko
Guszianka Guschienen Guzianka 1928/29 nach Rudczanny eingemeindet
Popiellnen (ab 1928:)
Spirding
Popielno
Warnold Warnowo 1929 nach Piasken-Onufrigowen eingegliedert
Wigrinnen Wygryny
nach 1908:
Piaska-Onufrigowen (ab 1929:)
Rehfelde
Piaski und Onufryjewo
Rudczanny Niedersee Ruciane

Am 1. Januar 1945 gehörten Niedersee, Rehfelde, Spirding, Wigrinnen mit noch dem Gutsbezirk Johannisburger Heide, Anteil Sensburg, Forst, zum Amtsbezirk.

Religionen

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Guszianka waren evangelischerseits in das Filialdorf Rudczanny der Kirche Alt Ukta in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union bzw. katholischerseits in die Kirche Sensburg im Bistum Ermland eingepfarrt.

Heute gehört Guzianka zur katholischen Pfarrei Ruciane-Nida im Bistum Ełk der Römisch-katholischen Kirche in Polen. Die evangelischen Einwohner halten sich zur Pfarrei in Pisz (Johannisburg), die in Wejsuny (Weissuhnen) eine Filialkirche unterhält und der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugehört.

Sehenswürdigkeiten

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Schleuse Guzianka
 
Schutzbunker bei Guzianka

Schleusen Guzianka

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Die heute noch im Betrieb befindliche Schleuse in Guzianka wurde 1879 gebaut. Sie verfügt über eine Länge von 44 Metern, eine Breite von 7,5 Metern und überwindet einen Höhenunterschied von 2 Metern zwischen dem Bełdany (Beldahnsee) und dem Guzianka Mała (Kleiner Guszianka-See/Kleiner Guschiener See) und sichert den Schifffahrtsweg vom Śniardwy (deutsch Spirding-See) bis zum Jezioro Nidzkie (Niedersee).

2020 wurde die Schleuse Guzianka II in Betrieb genommen. Das Schleusenbecken ist 50 Meter lang und 7,50 Meter breit und bietet Platz für rund zehn Schiffe. Dadurch werden die Schleusenzeiten verkürzt, denn in der alten Schleuse hatten grundsätzlich die Fahrgastschiffe Vorrang. Die Kosten der Schleuse betrugen rund 6,8 Mill. Euro, davon wurden 3,6 Mio. von der Europäischen Union getragen. In der Saison 2020 wurden alle Benutzer auf den staatlichen inländischen Wasserwegen von jeglichen Abgaben befreit.[10]

Aufgrund des Vorrückens der Roten Armee errichtete die Wehrmacht 1944/45 hier Bunkeranlagen. Noch heute ist der oberirdische Schutzbunker direkt an der Schleuse erhalten.

Der Stadtteil Guzianka liegt an einer städtischen Ausfallstraße, die entlang des Jezioro Bełdany bis nach Wierzba (Wiersba, 1938 bis 1945 Beldahnsee) führt. Die nächste Bahnstation ist der Bahnhof Ruciane-Nida an der Bahnstrecke Olsztyn–Ełk.

Literatur

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  • Nieden, Kreis Sensburg, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Nieden und des Niedensees, einschließlich der Ortschaft Guszianka nördlich des Großen Guschiensees, südlich des Kleinen Guschiensees und südwestlich des bedansees)
  • Guszianka, Kreis Sensburg, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912)
  • Heinrich Hoffheinz: Geschichtliche Uebersicht der Besitzverhältnisse der Mühlen zu Guszianka und Nieden und des Flössereibetriebes in den anliegenden Gewässern. In: Altpreußische Monatsschrift, Band 15, Königsberg in Pr. 1878, S. 396–411 (Digitalisat).
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Commons: Guzianka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Guszianka, Kreis Sensburg, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912)
  2. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen, Königsberg/Leipzig 1785, Anhang: Volständige Topographie vom Litthauischen Cammer-Departement, S. 50.
  3. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Guschienen
  4. a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Guszianka/Guschienen
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Sensburg
  6. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: Gr–Ko, Halle 1821, S. 107
  7. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 324–325, Ziffer 147.
  8. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft I: Regierungsbezirk Allenstein, S. 66–67, Ziffer 152: Nieden.
  9. Landkreis Sensburg - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  10. Schleuse in Betrieb, Preußische Allgemeine Zeitung, 30. Juli 2020, Seite 13