Schwebescheiben sind runde Stahlscheiben eines spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Plattenpanzers, die zum Schutz der Achselhöhlen an Lederriemen herabhingen. Wenn der Träger eines Plattenpanzers zum Hieb ausholte, war die Achselhöhle ansonsten ungeschützt. Diese Scheiben waren meist rund mit einer leicht konvexen oder konkaven Oberfläche. Sie waren beweglich („schwebend“) angebracht, um Stiche seitlich auf die Plattenrüstung abzuleiten, von der die Klingenspitze abglitt.
Schwebescheiben sind seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt und hielten sich vereinzelt bis in das 16. Jahrhundert. Im späten 15. Jahrhundert wurden vereinzelt weitere Schwebescheiben an den Ellenbogen oder bei Kettenpanzer am Handrücken angebracht.[1] Später wurden die Achselhöhlen durch Schulterpanzersegmente geschützt.
Schwebescheiben sind nicht zu verwechseln mit Achselschilden (Ailetten), die vielleicht zum Schutz der Schultern gedacht waren und das Wappen des Ritters trugen.
Galerie
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Gotischer Plattenpanzer mit Schwebescheiben
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Plattenpanzer des 16. oder 17. Jahrhunderts mit Schwebescheiben im Zwingermuseum in Dresden
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Epitaph eines Schwanenordensritters in gotischem Feldharnisch mit Schwebescheiben im Kloster Heilsbronn
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Gotische Rüstung Maximilians I. mit Schwebescheiben von 1475 (Zeichnung von Wendelin Boeheim)
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Epitaph von Frank XII. von Cronberg in Feldharnisch mit Schwebescheiben an Achseln und Ellenbogen in der Marienstiftskirche in Lich in Hessen
Literatur
Bearbeiten- August Demmin: Die Kriegswaffen in ihrer historischen Entwickelung von der Steinzeit bis zur Erfindung des Zündnadelgewehrs. Ein Handbuch der Waffenkunde. Seemann, Leipzig 1869, S. 254.
- Heinrich Müller, Rolf Wirtgen (Hrsg.): Geharnischte Zeiten. 2000 Jahre Körperschutz des Soldaten vom antiken Muskelpanzer zur kugelsicheren Weste. Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, Koblenz 1995, ISBN 3-927038-60-1.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ spätgotische Darstellung der Auferstehung Jesu Christi um 1473 des Flügelaltars der Pfarrkirche St. Dionysius in Munderkingen bei Ulm und spätgotischen Epitaph von Frank XII. von Cronberg in der Marienstiftskirche in Lich.