Hypersalivation

medizinischer Begriff für vermehrten Speichelfluss
(Weitergeleitet von Sialorrhoe)
Klassifikation nach ICD-10
K11.7 Ptyalismus
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Hypersalivation (auch Sialorrhö, Sialorrhoe, Sialismus, Polysialie oder – in Bezug auf das ständige Ausspucken des Speichels – Ptyalismus)[1][2] ist der medizinische Begriff für vermehrten Speichelfluss aufgrund gesteigerter Speichelproduktion oder des Unvermögens, Speichel abzuschlucken. Bei der Hypersalivation beträgt der Speichelfluss in Ruhe in der Sialometrie > 1 ml/min, stimuliert > 3,5 ml/min[3] (als Normalwert gilt etwa 0,7 ml/min).

Eine Hypersalivation kann vielfältige Ursachen haben. Neben Erkrankungen der Speicheldrüsen (Sialadenitis) und der Mundhöhle (Zahnerkrankungen, Stomatitis, Tumoren) können auch Vergiftungen (z. B. Blei, Organophosphate), psychoneurale Ursachen (Aufregung, Schmerzen, Kinetose) und eine Kupferstoffwechselstörung (Morbus Wilson)[4] eine vermehrte Speichelproduktion auslösen. Bei den Abschluckstörungen spielen vor allem Erkrankungen des Zentralnervensystems, sowohl infektiöse (z. B. Tollwut) als auch degenerative (z. B. Parkinson-Krankheit), sowie Lähmungen einiger Hirnnerven (Nervus vagus, Nervus glossopharyngeus) eine Rolle. Ptyalismus kann auch als Begleiterscheinung einer Schwangerschaft auftreten (Ptyalismus gravidarum) und wird häufig zusammen mit einer Hyperemesis gravidarum angetroffen.[5]

Verschiedene Medikamente, wie zum Beispiel die meisten Neuroleptika oder auch manche Antidepressiva wirken sich je nach Fall mehr oder weniger stark auf den Speichelfluss aus.

Das Gegenteil der Hypersalivation ist die Hyposalivation, bei der ein zu geringer Speichelfluss vorliegt.

Therapie

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Die medikamentöse Therapie der Hypersalivation besteht in der Hemmung der Speichelsekretion durch anticholinerge Muscarinrezeptor-Antagonisten, wie z. B. Atropin, Scopolamin, Pirenzepin und Glycopyrrolat.[6] Bei extremer Hypersalivation ist es möglich, den Speichelfluss mittels Botulinumtoxin, das in die Speicheldrüsen injiziert wird, abzuschwächen.

Etymologie

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Hypersalivation leitet sich von der altgriechischen Präposition ὑπέρ hypér ‚über ... hinaus‘ sowie dem lat. saliva ‚Speichel‘ ab. Ptyalismus lässt sich auf das Verb πτύειν ptýein ‚spucken‘ zurückführen.[7][8]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Pschyrembel. Medizinisches Wörterbuch. 257. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1993, ISBN 3-933203-04-X, S. 1266.
  2. Hans Adolf Kühn: Krankheiten der Speicheldrüsen. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 750 (Funktionelle Störungen der Speichelsekretion).
  3. ZM Heft 22/2000, Udo Stratmann, Kai Mokrys: Mundtrockenheit
  4. Pfister, E.-D., Morbus Wilson - update 2015 in Kinder- und Jugendmedizin 2016; 16: 1-84
  5. Horst Kremling: Zur Geschichte der Gestose. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 17, 1998, S. 261–274, hier: S. 261 f.
  6. Aktualisierung der S2k-Leitlinie „Hypersalivation“ AWMF-Registernummer 017-075. www.awmf.org
  7. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965.
  8. Erich Pertsch: Langenscheidts Großes Schulwörterbuch Lateinisch-Deutsch. Langenscheidt, Berlin 1978, ISBN 3-468-07201-5.