Steppen-Glockenblume
Die Steppen-Glockenblume (Campanula sibirica), auch Sibirische Glockenblume[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Glockenblumen (Campanula) innerhalb der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae). Sie ist im südöstlichen Europa verbreitet.
Steppen-Glockenblume | ||||||||||||
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Steppen-Glockenblume (Campanula sibirica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Campanula sibirica | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDie Steppen-Glockenblume wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 40, selten bis zu 60 Zentimeter. Der verzweigte Stängel ist kurz behaart. Die Laubblätter sind in einer grundständigen Rosette und wechselständig am Stängel verteilt angeordnet. Die Grundblätter sind schmal-eiförmig bis schmal-lanzettlich, gegen den Grund allmählich in den Stiel verschmälert, am Rand unregelmäßig und wenig gezähnt. Die Stängelblätter sind länglich-linealisch und am Rand wellig.
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August. Die Blüten stehen während der Anthese aufrecht und verblüht nickend in einem allseitswendigen, traubigen Blütenstand.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind grün. Das Kelchanhängsel ist bei einer Länge von 1,5 bis 3 Millimetern schmal dreieckig bis länglich und steht vom Fruchtknoten ab. Die fünf dunkel-blaulilafarbenen Kronblätter sind trichterartig glockig verwachsen, 15 bis 20 Millimeter lang und innen am Rand (fast) kahl.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[2]
Standortbedingungen in Mitteleuropa
BearbeitenDie Steppen-Glockenblume braucht kalkhaltige oder wenigstens basische, locker-trockene, oft sandige oder etwas steinige Böden. Sie besiedelt Halbtrockenrasen, gelegentlich auch Wegränder. Sie ist eine Charakterart der Ordnung Festucetalia valesiacae.[2]
Systematik und Verbreitung
BearbeitenDie Erstveröffentlichung von Campanula sibirica erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, S. 167.[3] Das Artepitheton sibirica bedeutet aus Sibirien. Für Campanula sibirica L. gibt es folgende Synonyme: Campanula charkeviczii Fed., Campanula divergens Willd., Campanula hohenackeri Fisch. & C.A.Mey., Campanula talievii Juz., Campanula taurica Juz.
Die Hauptverbreitung der Steppen-Glockenblume liegt in den Steppen von Südosteuropa und im südlichen Osteuropa (Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres). Sie kommt auch in der Türkei und im westlichen Sibirien vor.[3] Im östlichen Mitteleuropa findet man sie selten, in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, am Alpensüdfuß und am Ostabhang des Wienerwaldes tritt sie örtlich zerstreut auf.
Je nach Autor gibt es mehrere Unterarten (Auswahl):[4][3]
- Campanula sibirica subsp. divergens (Waldst. & Kit. ex Willd.) Nyman: Sie kommt im östlichen Mitteleuropa und in Südosteuropa vor.[4]
- Campanula sibirica subsp. elatior (Fomin) Fed.: Sie kommt von der Ukraine bis zum Kaukasusraum vor.[4]
- Campanula sibirica subsp. hohenackeri (Fisch. & C.A.Mey.) Damboldt: Sie kommt von der nördlichen und östlichen Türkei bei zum nordwestlichen Iran vor.[4]
- Campanula sibirica subsp. parviflora Ancev: Sie kommt in Bulgarien vor. Sie wurde 2012 erstbeschrieben.[4]
- Campanula sibirica subsp. sibirica: Sie ist von den europäischen Gebirgen bis zum uigurisches autonomen Gebiet Xinjiang weitverbreitet.[4][3]
- Campanula sibirica subsp. taurica (Juz.) Fed.: Sie kommt im Kaukasusraum und auf der Krim vor.[4]
Quellen
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 95. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 4: Nachtschattengewächse bis Korbblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Campanula sibirica L., Sibirische Glockenblume. auf FloraWeb.de
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 891.
- ↑ a b c d Campanula sibirica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 4. April 2016.
- ↑ a b c d e f g Rafaël Govaerts (Hrsg.): Campanula - Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 4. April 2016.
Weblinks
Bearbeiten- Campanula sibirica subsp. sibirica L., Sibirische Glockenblume (Unterart). auf FloraWeb.de
- Steppen-Glockenblume. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Thomas Meyer: Glockenblume Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Datenblatt mit Beschreibung nach Hermann Wagner (1882) und Links zu Fotos.
- Günther Blaich: Datenblatt mit Fotos.