Signatursatz von Hirzebruch

Aussage aus dem mathematischen Teilgebiet der globalen Analysis
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Der Signatursatz von Hirzebruch ist eine Aussage aus dem mathematischen Teilgebiet der globalen Analysis. Er ist benannt nach dem Mathematiker Friedrich Hirzebruch und kann als Spezialfall des Atiyah-Singer-Indexsatzes angewandt auf den Signatur-Operator aufgefasst werden. Der Signatursatz gibt einen Zusammenhang zwischen der Signatur und dem L-Geschlecht einer Mannigfaltigkeit. Bewiesen wurde er 1953 von Friedrich Hirzebruch mittels Kobordismustheorie.[1][2]

Aussage des Signatursatzes

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Sei   eine orientierte kompakte glatte Mannigfaltigkeit der Dimension  . Mit   wird die Signatur von   bezeichnet, die als Signatur der Schnittform definiert ist. Dann gilt

 

wobei   das L-Geschlecht von   ist. Es ist definiert als

 

wobei   der Raum der  -Differentialformen und   die Riemannsche Krümmung ist.[3]

Signatur-Operator und Signatur-Komplex

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In diesem Abschnitt wird ein bestimmter Dirac-Operator, der Signatur-Operator genannt wird, definiert. Er steht in einem engen Zusammenhang zum Signatursatz. Sein Fredholm-Index ist nämlich gerade die auf der linken Seite des hirzebruchschen Satzes auftretende Signatur. Um den Signatur-Operator zu definieren, wird eine  -Graduierung auf dem Raum der Differentialformen benötigt. Der Signatur-Operator ist nun ein Dirac-Operator, der diese Graduierung beachtet. Mit ihm kann ein Komplex mit zwei Termen induziert werden, der ein elliptischer Komplex ist. Dieser Komplex wird Signatur-Komplex genannt.

In diesem Abschnitt wird mit   eine kompakte orientierbare Riemannsche Mannigfaltigkeit der Dimension   bezeichnet. Das komplexifizierte Kotangentialbündel von   wird daher mit   notiert und mit   wird die Algebra der Differentialformen über dem komplexifizierten Kotangentialbündel notiert.

Graduierung der Algebra der Differentialformen

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Eine  -Graduierung von   wird durch den involutiven Operator   für   induziert, wobei   der Hodge-Stern-Operator ist. Die Graduierung ist also durch   mit

 

und

 

gegeben.[4]

Signatur-Operator

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Der Signatur-Operator ist nun der zum äußeren Bündel assoziierte Dirac-Operator. Mit Hilfe der äußeren Ableitung   kann dieser konkret angegeben werden. Mit   wird der zur äußeren Ableitung adjungierte Operator bezeichnet. Dieser heißt auch Hodge-Ableitung. Auf kompakten orientierbaren Riemannschen Mannigfaltigkeiten gilt die Beziehung  . Der Operator   respektiert die zuvor definierte Graduierung und ist somit der gesuchte Signatur-Operator[4]

 

Da er ein Dirac-Operator ist, ist er auch elliptisch und besitzt einen analytischen Index. Dieser ist durch die Signatur   der Mannigfaltigkeit   gegeben.[4]

Signatur-Komplex

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Der Signatur-Komplex ist der Komplex

 .

Dies ist ein elliptischer Komplex, das heißt, neben dem oben dargestellten Komplex ist auch der Komplex seiner Symbole

 

exakt.[5]

Beweisidee und Bezug zum Atiyah-Singer-Indexsatz

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Mittels der Hodge-Theorie kann gezeigt werden, dass die Signatur   der kompakten riemannschen Mannigfaltigkeit   mit dem Fredholm-Index des Signatur-Operators übereinstimmt.[4] Aus dem Atiyah-Singer-Indexsatz oder seinem Spezialfall für Dirac-Operatoren folgt, dass sich der Index eines Dirac-Operators als Polynom in den Pontrjagin-Klassen darstellen lässt. Im Fall des Signatur-Operators ist dieses Polynom gerade das L-Geschlecht.[3] Hirzebruch selbst bewies 1953 den Signatursatz mit Methoden der Kobordismustheorie, bevor Atiyah und Singer ihren Indexsatz veröffentlichten.

Verallgemeinerung

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Der Signatursatz von Hirzebruch wurde im Jahr 1975 von Michael Francis Atiyah, Vijay Kumar Patodi und Isadore M. Singer für eine spezielle Klasse von riemannschen Mannigfaltigkeiten mit Rand verallgemeinert.[6] Im Gegensatz zum hirzebruchschen Signatursatz tritt in dieser verallgemeinerten Fassung eine weitere Invariante, die  -Invariante auf. Diese Invariante ist weder eine topologische noch eine differentialgeometrische. Die  -Invariante wird aus den Eigenwerten eines zum Signatur-Operator assoziierten Differentialoperators, dem sogenannten tangentialen Signatur-Operator berechnet.[7]

Einzelnachweise

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  1. Nicole Berline, Ezra Getzler, Michèle Vergne: Heat kernels and Dirac operators (= Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 298). Berlin u. a. Springer 1992, ISBN 0-387-53340-0, S. 161.
  2. Hirzebruch The Signature Theorem. Reminiscences and recreation. Prospects in Mathematics, Annals of Mathematical Studies, Band 70, 1971, S. 3–31.
  3. a b Nicole Berline, Ezra Getzler, Michèle Vergne: Heat kernels and Dirac operators (= Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 298). Berlin u. a. Springer 1992, ISBN 0-387-53340-0, S. 146.
  4. a b c d Nicole Berline, Ezra Getzler, Michèle Vergne: Heat kernels and Dirac operators (= Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 298). Berlin u. a. Springer 1992, ISBN 0-387-53340-0, S. 127–129.
  5. Charles Nash: Differential Topology and Quantum Field Theory. 1992, S. 110.
  6. Atiyah, Patodi, Singer: Spectral asymmetry and Riemannian Geometry. I. Math. Proc. Camp. Phil. Soc. (1975), 77, 43–69.
  7. Peter B. Gilkey: Invariance theory, the heat equation, and the Atiyah-Singer index theorem (= Mathematics Lecture Series 11). Publish or Perish Inc., Wilmington DE 1984, ISBN 0-914098-20-9, S. 269 (Online)