Codex Sangallensis 904

irische Handschrift der Institutiones grammaticae des römischen Grammatikers Priscian
(Weitergeleitet von St. Galler Priscian)

Der Codex Sangallensis 904, bekannt als St. Galler Priscian, ist eine irische Handschrift der Institutiones grammaticae des römischen Grammatikers Priscian. Sie befindet sich in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Die Handschrift enthält über 9412 Glossen, darunter 3478 in altirischer Sprache.[1] Zusammen mit den Würzburger Glossen zu den Briefen des Paulus und den Mailänder Glossen zu den Kommentaren zu Psalm 14 und 40 bietet die Handschrift die Hauptquelle von altirischem Text und gilt als wichtige Referenz für die linguistische Forschung zur altirischen Sprache.[2][3]

Codex Sangallensis 904, Seite 3

Herkunft der Handschrift

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Das ursprüngliche Institutiones Grammaticae wurde zwischen 526 und 527 veröffentlicht und danach als Lehrmittel für die lateinische Grammatik in Irland benutzt.[2] Cod. Sang. 904 ist eine von vier überlieferten Handschriften.

Die Handschrift scheint um 845 n. Chr. erstellt worden zu sein, womöglich in der nordirischen Stadt Bangor, der ursprünglichen Heimat des St. Gallus.[4]

Aufgrund expliziter Hinweise im zweiten Teil der Handschrift lässt sich sagen, dass es zwei Hauptschreiber und wahrscheinlich drei Korrektoren gab.[2][5] Nach einer Notiz auf Seite 89 wurde die Handschrift von zwei Vorlagen kopiert.[5] Ein Loblied auf den Kölner Erzbischof Gunthar (850–863) in karolingischer Schrift suggeriert, dass die Handschrift nach ihrer Erstellung nach Köln gelangte. Der früheste Nachweis im Bestand des Klosters St. Gallen findet sich im Jahre 1460.[3]

Inhalt und Beschrieb

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Der St. Galler Priscian umfasst 249 Seiten, jedoch springt die Paginierung von Seite 78 auf Seite 88, womit die eigentliche Seitenzahl des Manuskripts auf 240 Seiten reduziert wird.[5] Die Handschrift besteht aus dickem, grauem Pergament und enthält mehrere Löcher, welche ausgeflickt wurden, sowie Fettflecken an einigen Stellen. Die Seiten sind in zwei Spalten mit jeweils 42 Zeilen geteilt. Die Tinte ist dunkelbraun und schwarz. Die Initialen am Anfang der Bücher und Kapitel sind mit Elementen aus Flora und Fauna geschmückt.

Die Handschrift beinhaltet die ersten 16 Bücher des Priscian sowie einen Teil des 17. Buches bis zur Stelle GL 3, 147, 18 "naturaliter". Abgesehen von einer Zäsur am Ende des 15. Bogens wurde der Text kontinuierlich geschrieben. Die Handschrift wurde in insularer Minuskel geschrieben.[2][3]

Cod. Sang. 904 ist bekannt für die große Anzahl von Glossen in Latein und Altirisch. Dazu kommen acht Glossen in der Ogham-Schrift, welche als älteste überlieferte Quelle der Ogham-Schrift in einer Handschrift gelten.[4]

Zu den wertvollsten Glossen gehören zwei verschiedene altirische Gedichte, welche nur in dieser Handschrift existieren. Das erste Gedicht ist ein anonymes Gedicht aus dem 9. Jahrhundert, bekannt als Is acher in gaíth in-nocht.[6] Das zweite Gedicht auf Seite 203 liest sich in der englischen Übersetzung folgendermaßen:

(m.i.) Domfarcai fidbaidae fál. fomchain lóid luin lúad nad cél. huas mo lebrán indlínech. fomchain trírech innaṅén .., Fommchain cói menn medair mass. hiṁbrot glass de dindgnaib doss. debrath nomchoimmdiu cóima. cáinscríbaimm foróida r<oss>. "A hedge of trees surrounds me: a blackbird’s lay sings to me—praise which I will not hide— above my booklet the lined one the trilling of the birds sings to me. In a gray mantle the cuckoo’s beautiful chant sings to me from the tops of bushes: may the Lord be kind to me! I write well under the greenwood."[7]

Siehe auch

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Commons: Codex Sangallensis 904 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rafael Schwemmer, Douglas Kim, Roger Klein, Torsten Schaßan: Cod. Sang. 904. Virtuelle Handschriftenbibliothek der Schweiz, abgerufen am 21. Juni 2020.
  2. a b c d Rijcklof Hofman: The Sankt Gall Priscian Commentary. Hrsg.: Erich Poppe. Band 1. Nodus Publikationen, Münster 1996, ISBN 3-89323-611-2.
  3. a b c Cornel Dora, Franziska Schnoor (Hrsg.): An der Wiege Europas. Irische Buchkultur des Frühmittelalters. Verlag am Klosterhof, St. Gallen 2018, ISBN 978-3-905906-28-8.
  4. a b Cornel Dora, Philipp Lenz, Franziska Schnoor, Peter Erhart, Michele C Ferrari, Klaus-Peter Schäffel: Im Paradies des Alphabets Die Entwicklung der lateinischen Schrift in den Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. 2., leicht veränderte Auflage. Verlag am Klosterhof, St. Gallen 2018, ISBN 978-3-905906-31-8.
  5. a b c Cod. Sang. 904. In: unifr.ch. Virtuelle Handschriftenbibliothek der Schweiz, abgerufen am 21. Juni 2020.
  6. Kenneth Jackson: A Grammar of Old Irish. R. Thurneysen, D. A. Binchy, Osborn Bergin. In: Speculum. Band 23, Nr. 2, April 1948, ISSN 0038-7134, S. 335–339, doi:10.2307/2852977.
  7. e-codices – Virtuelle Handschriftenbibliothek der Schweiz. In: www.e-codices.unifr.ch. Abgerufen am 21. Juni 2020.