Zur Schmerzhaften Muttergottes (Illerbachen)

Kirchengebäude in Illerbachen
(Weitergeleitet von St. Josef (Illerbachen))

Die Kirche Zur Schmerzhaften Muttergottes[Anm. 1] ist die 1707/08 erbaute römisch-katholische Kirche in Illerbachen, einem Teilort von Berkheim. Sie ist eine Filialkirche der Seelsorgeeinheit Rot-Iller im Landkreis Biberach in Oberschwaben.

Filialkirche Zur Schmerzhaften Muttergottes Illerbachen

Geschichte und Lage

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Fra Angelico (1395–1455): Geißelung Christi. Heute im Museo di San Marco, Florenz.

Die kleine Kirche liegt zentral in der Ortsmitte an der Kreisstraße nach Zell, einem Teilort von Rot an der Rot, einen Kilometer südlich von Berkheim. Die Kirche ist von einer schulterhohen Mauer umfriedet, innerhalb derer sich der Friedhof der Teilgemeinde Illerbachen befindet. Illerbachen war, wie Berkheim, bis zum Reichsdeputationshauptschluss am 27. April 1803 Bestandteil des geistlichen Territoriums der Prämonstratenser-Reichsabtei Rot an der Rot.

Bei der Kirche handelt es sich um einen Rechteckbau mit eingezogenem Chor und Turmsakristei. Der Turm der Kirche hat einen Glockenstuhl und sieben Schallöffnungen. Die Zwiebelhaube war bis in die 60er Jahre mit Ziegeln gedeckt, die bei der Renovierung 1967 durch eine kupferne Ummantelung ersetzt wurden. Unterhalb der Traufe des Kirchturmes sind drei Zifferblätter der Kirchturmuhr eingelassen. An der Außenwand des Turmes nach Osten befindet sich ein Gemälde der sogenannten Steinbacher Muttergottes, der Patronin der Illerflößer.

Ausstattung

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Ferdinand Kaltenbacher (1856–1929): Geißelung Christi. Deckengemälde Illerbachen. Foto P. Brixle.

Herausragendes Merkmal im Inneren der Kirche ist die bemalte Holzdecke der Fassmaler Johann Jakob Kuen, Johann Baptist Kuen und Michael Fetz[Anm. 2] aus dem Jahre 1708. Der Hochaltar ist auf das Jahr 1707 datiert. Das Illerbacher Wallfahrtsbild, eine Pietà, ist eine Kopie eines Originals aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde „wegen allseitiger Verehrung“ 1744 dort eingesetzt.[Anm. 3] Das Patrozinium Zur Schmerzhaften Muttergottes wird am „Schmerzhaften Freitag“, dem Freitag vor Palmsonntag, alljährlich begangen.[1] Die reich verzierten und vergoldeten Seitenaltäre von 1688 stammen aus der Vorgängerkirche oder einer anderen Kirche des geistlichen Territoriums, wobei ein gemaltes Antependium von 1657 am südlichen Seitenaltar, dem St.-Josefs-Altar, bemerkenswert ist. An der Südwand hängt ein Gnadenbild der Schwarzen Madonna von Maria Einsiedeln.

Die Kirche ist im Wesentlichen im ursprünglichen Zustand erhalten. Verschiedene Renovierungen in den Jahren 1836, 1900, 1907, 1951 und 1967 dienten der Erhaltung der Kirche.[2]

Im Rahmen der umfassenden Renovierung vor 1900 wurden die in die Decke eingelassenen Leinwandbilder zu Themen der Passion bzw. des Schmerzhaften Rosenkranzes einschließlich der Auferstehung nach den verfallenen alten Vorlagen von 1707 von dem Münchner Kunstmaler Ferdinand Kaltenbacher (1856–1929)[3] neu erstellt.[Anm. 4] Bemerkenswert dabei ist, dass laut dem Kunsthistoriker Detzel die „Geißelung Christi“ „wie in dem gleichen Bilde von Fra Angelico da Fiesole“ ausgeführt wurde.[Anm. 5]

Die Kreuztragung wurde mit seinen Worten „wie in der betreffenden Darstellung Raphaels“ ausgeführt, also nach Raffaels Werk „Lo Spasimo di Sicilia“, der „Kreuztragung Christi“, heute im Museo del Prado in Madrid.[Anm. 6] Beide Werke haben laut Detzel durch Farben und Gestik, ebenso durch Bildeinteilung und Ausdruck als direkte Vorbilder für die Illerbacher Ausführungen gewirkt, die sonst eher im Stil der Nazarener gehalten sind.

Eine letzte aufwendige Kirchenrenovation fand in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts statt.

Kirchenfahnen, wertvolle Prozessionsstangen und Prozessionskreuze wurden über Jahrhunderte gepflegt, aufbewahrt und entweder in der Kirche aufgestellt oder sie befinden sich im Kirchenschatz. Empore und Orgel sind bemalt.

 
Raffael (1483–1520): Kreuztragung. Prado Madrid.

Literatur

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Ferdinand Kaltenbacher: Kreuztragung. Deckengemälde Illerbachen. Foto P. Brixle
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Commons: Zur Schmerzhaften Muttergottes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Die Kirche hat seit dem Mittelalter ein Marienpatrozinium, der Roter Chronist Stadelhofer erwähnt ein Kirchenpatrozinium „Zur Schmerzhaften Muttergottes“ vom Jahr 1611, im Jahr 1744 wird das Wallfahrtsbild der Pietà im Hochaltar aufgestellt. Rauß/Ruß Bd. II S. 357; Festbuch S. 100 ff. (Konstantin Maier, Burghart); www.leo-bw.de „Illerbachen“; Berkheim Heimatbuch S. 34 Gertrud Beck; Homepage der Seelsorgeeinheit Rot-Iller.
  2. Andere lesen Michel Feh. Die Inschrift ist nicht eindeutig zu entziffern.
  3. Bei der letzten Kirchenrenovation in den 1990er Jahren wurde der Hochaltar von dem aufgetragenen Grau befreit und das heute seltene, ursprüngliche leuchtende Smalteblau freigelegt.
  4. Laut Detzel 1900, S. 69–70 waren die „vollständig defekten […] Kompositionen nicht unbedeutend […] und ein nicht ungewandter Meister in Zeichnung und Kolorit“ war ihr Maler gewesen. Kaltenbacher hatte den Auftrag, „die alten, im Charakter ihrer Zeit […] gut entworfenen Bilder getreu zu copiren“. Dies sollte erfolgen „mit der Bedingung striktester Einhaltung (der) Grundsätze, […] daß hier der ursprüngliche Zustand, selbst in allen Details, erhalten oder, wo nöthig, erneuert werde.“
  5. Detzel bezieht sich auf das Bild „La Flagellazione di Cristo“. von Fra Angelico, das heute im Museo di San Marco in Florenz ausgestellt ist. In seinem Grundlagenwerk „Christliche Ikonographie“ (1894) nennt Detzel Fra Angelico durchgängig „Fiesole“ wie damals üblich (vgl. dazu auch die Wikipedia-Seite Fra Angelico). Das zweibändige Werk wurde seit 2019 mehrmals neu aufgelegt. Detzel bringt einen sw-Stich der Geißelungsdarstellung von Fra Angelico (Bd. 1 S. 369: „Fig. 152, Geißelung Christi.“ Akademie Florenz). Er beschreibt das Werk und seine eigenen Vorschläge für die Gestaltung der Szene ausführlich auf den Seiten 370 bis 373. Besonders hebt er den inneren Ausdruck Christi hervor, wie er ihn auch in den Illerbacher Deckenbildern – in Anlehnung an das Vorbild von Fra Angelico – anregte und verwirklicht sieht.
  6. Detzel 1900, S. 71. Das Werk ist im Internet zu finden unter Kreuztragung Christi (Raffael). Die Kreuztragung Raffaels ist in Detzels Ikonographie von 1894 in einem zwei Seiten überspannenden sw-Großdruck dargestellt (Fig. 160. Raphael, Kreuztragung. Prado in Madrid). Ausführlich beschrieben ist das Bild auf Seite 384: „Raphael hat in seiner Kreuztragung, dem Spasimo di Sicilia, den Herrn unter der Last des Kreuzes erliegend dargestellt und diese Wendung des Hauptes nach den heiligen Frauen hin zum Motiv der Bewegung genommen.“ Bei Detzel 1900, S. 71, heißt es in der Beschreibung der Illerbacher Darstellung: „Er wendet, wie in der betreffenden Darstellung Raphaels, sein Haupt rückwärts, ohne daß aber hier, wie dort, die heiligen Frauen anwesend wären.“

Einzelnachweise

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  1. Kirche zur Schmerzhaften Mutter Gottes, Illerbachen. In: se-rot-iller.drs.de. Abgerufen am 30. Juli 2024.
  2. Alfred Rauß und Eugen Ruß 2018, S. 358.
  3. Kaltenbachers Werke sind gesammelt unter Ferdinand Kaltenbacher

Koordinaten: 48° 1′ 45″ N, 10° 5′ 5,5″ O