Saint-Malo

französische Gemeinde im Département Ille-et-Vilaine
(Weitergeleitet von St. Malo)

Saint-Malo [sɛ̃ malo] (bretonisch Sant-Maloù; gallo Saent-Malô) ist eine Stadt mit 47.323 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Ille-et-Vilaine in der Region Bretagne im Nordwesten Frankreichs. Die Stadt ist der bedeutendste Hafen an der bretonischen Nordküste und aufgrund ihres originalgetreu wiederaufgebauten historischen Stadtkerns sowie ihrer Festungsanlagen einer der meistbesuchten Orte Frankreichs.

Saint-Malo
Sant-Maloù
Saint-Malo (Frankreich)
Saint-Malo (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Bretagne
Département (Nr.) Ille-et-Vilaine (35)
Arrondissement Saint-Malo (Unterpräfektur)
Kanton Saint-Malo-1, Saint-Malo-2
Gemeindeverband Pays de Saint-Malo Agglomération
Koordinaten 48° 39′ N, 2° 1′ WKoordinaten: 48° 39′ N, 2° 1′ W
Höhe 0–51 m
Fläche 36,58 km²
Einwohner 47.323 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 1.294 Einw./km²
Postleitzahl 35400
INSEE-Code
Website www.ville-saint-malo.fr

Altstadt (links) und Hafenanlagen von Saint-Malo

Geografie

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Altstadt bei Ebbe

Saint-Malo liegt an der Côte d’Émeraude (deutsch: Smaragd-Küste) im Norden der Bretagne an der Mündung des Flusses Rance gegenüber dem Badeort Dinard. Der historische Stadtkern intra muros (innerhalb der Stadtmauern) macht etwa 20 % der Gesamtfläche der Stadt aus und wird von drei Seiten vom Wasser umspült.

Gezeiten

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In der Bucht von Saint-Malo gibt es einen der größten Gezeitenunterschiede Europas, bis zu zwölf Meter Differenz liegen zwischen Niedrigwasser und Hochwasser. Drei der vorgelagerten Inseln Grand Bé und Petit Bé sowie das Fort National (Festungsbau durch Vauban 1689) sind daher bei Niedrigwasser zu Fuß erreichbar. In der Flussmündung der Rance befindet sich mit der Usine marémotrice de la Rance seit 1966 das weltweit erste und bis 2011 größte Gezeitenkraftwerk der Welt.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Saint-Malo
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 6,8 6,7 8,3 10,4 13,2 16 17,8 17,9 16,5 13,7 10,1 7,5 12,1
Mittl. Tagesmax. (°C) 8,7 9 11,1 13,4 16 19 20,7 20,8 19,4 16,2 12 9,4 14,7
Mittl. Tagesmin. (°C) 4,8 4,6 5,7 7,4 10,3 13 14,9 15,1 13,7 11,4 8,2 5,6 9,6
Niederschlag (mm) 99 81 70 64 62 54 53 63 81 110 127 120 Σ 984
Sonnenstunden (h/d) 3,8 4,9 6,5 8,5 9,0 9,7 9,9 8,9 7,6 5,7 4,7 3,9 6,9
Regentage (d) 12 10 9 9 8 7 7 8 9 11 13 12 Σ 115
Luftfeuchtigkeit (%) 82 80 78 76 77 76 76 77 76 79 82 81 78,3

Das Klima zeichnet sich durch warme Sommer und milde Winter aus. 45 % der Niederschläge fallen in den vier Monaten Oktober bis Januar. Der November ist der feuchteste Monat des Jahres und mehr als doppelt so niederschlagsreich wie der Juli, der trockenste Monat des Jahres. Die Niederschlagsmengen nehmen in den Sommermonaten Juni und Juli deutlich ab. Das Klima ist als Ozeanklima (Cfb-Klima) nach Köppen und Geiger klassifiziert. Die Angaben von Temperatur, Wassertemperatur, Niederschlag, Regentag und Luftfeuchtigkeit basieren auf Daten von 1991–2021, Sonnenstunden auf Daten von 1999–2019.

Beschreibung: In Rot unten ein goldenes Flechtgitter und oben ein silberner laufender Hermelin mit wehendem Tuch am goldenen Halsband.

Geschichte

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Blick von der Stadtfestung auf das Fort National

Ursprung der Stadt war die gallo-römische Siedlung Aleth, die auf einer Halbinsel dem heutigen Stadtteil Saint-Servan vorgelagert war. Lange schützte die strategisch günstige Lage die Bewohner vor Eindringlingen. Im 6. Jahrhundert begann der englische Mönch Aaron mit der Missionierung der Einwohner. Später stieß der (vermutlich) walisische Mönch Machutus hinzu, auch Maclou oder Maclovius genannt, dessen Name im Französischen zu Malo wurde. Allmählich begann die Siedlung zu wachsen und sich auf das benachbarte Festland auszudehnen. Der Schutzheilige und damit Namensgeber des neuen Stadtteiles wurde der Heilige Servan. Aleth selber wurde zunächst nach Aaron zu Saint Aaron umbenannt[1], 1150 durch Jean de la Grille in Saint-Malo.

Im 12. Jahrhundert verstärkte sich der Druck auf die Siedlung durch Überfälle der Normannen immer mehr. Die nördlich gelegene Insel, heute Intra muros, schien den nötigen Schutz zu bieten. 1142 siedelte auch der Bischof auf die Insel und errichtete dort eine Kathedrale (Saint-Vincent). In den folgenden Jahren begann der Bau einer mächtigen Wehrmauer, die der Stadt lange Zeit Sicherheit und Unabhängigkeit gab.

Ihre Blütezeit erreichte die Stadt im 16. Jahrhundert. Durch Fischfang und Handel (auch Kaperfahrten, Schleichhandel und Sklavenhandel) erlangte Saint-Malo Wohlstand. 1590 wurde eine eigene Republik ausgerufen, die jedoch nur bis 1594 bestand. Sie war Grundlage für das Selbstbewusstsein der Bewohner, die sich Malouinen (frz. malouins) nannten. Gefürchtet war Saint-Malo bei holländischen und englischen Handelsschiffen, denn die Stadt war auch Heimat von Korsaren, allen voran Robert Surcouf (1773–1827), der mit seinem schnellen und wendigen Schiff „Renard“ (Fuchs) auf Beutezug ging. Er war dabei so erfolgreich, dass er sich mit 35 Jahren zur Ruhe setzen konnte.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Saint-Malo im Juni 1940 von den Deutschen besetzt.[2] Im August 1944, nach der Landung der Alliierten in der Normandie, wurde die Innenstadt von Saint-Malo (intra muros) zu etwa 85 Prozent durch anglo-amerikanische Bombardierungen zerstört, da der damalige Festungskommandant Oberst Andreas von Aulock sich weigerte, zu kapitulieren. Als Datum der Befreiung gilt der 17. August 1944.[3] Im Gegensatz zu anderen stark zerstörten Städten wie Calais bemühte sich Saint-Malo aber um einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau zwischen 1945 und 1971, der europaweit als vorbildlich gilt.[4] Man stützte sich dazu auf alte Pläne und Abbildungen der Stadt.

1967 wurden die benachbarten Orte Saint-Servan und Paramé eingemeindet.

Panorama der Altstadt mit Stadtmauern, links die Bastion St. Philippe und mittig der Turm der Kathedrale St. Vincent (2017)
Panorama La Cité und Cap-Hornier sowie les Corbières mit dem Quai Sébastopol (2017)
 
Grand Rue und Turm der Cathédrale Saint-Vincent

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1856 1901 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2018
Einwohner 10.809 11.486 17.137 42.2971 45.030 46.347 48.057 50.675 52.737 46.478
Quellen: Cassini und INSEE; 1 nach dem Zusammenschluss von Saint-Malo, Saint-Servan und Paramé im Jahr 1962

Saint-Malo heute

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Heute hat Saint-Malo etwa 47.323 Einwohner (Stand Januar 2021) und ist nicht nur ein Touristenort, sondern auch ein wichtiges Industriezentrum. Die Industriebetriebe befinden sich aber alle „extra muros“, also außerhalb der (Stadt-)Mauern.

Im Wappen der Stadt befindet sich ein Hermelin, das mit dem Armenmantel über das Stadttor geht, sowie der Wahlspruch der Stadt „semper fidelis“ (immer treu). Da die Einwohner von Saint-Malo sehr stolz auf ihre Stadt sind, lautet ihr Leitspruch: „Ni Français, ni Breton, Malouin suis“ (weder Franzose, noch Bretone, Einwohner von Saint-Malo bin ich).

Sehenswürdigkeiten

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Grand Aquarium

Außerdem sehenswert ist die vollständig erhaltene Stadtmauer, in der eine wunderschöne Altstadt mit bretonischem Flair liegt.

Städtepartnerschaften

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Saint-Malo pflegt Partnerschaften mit den folgenden Städten:

Regionalzug nach Rennes im alten Bahnhof (1992)
TGV- und TER-Züge in der neuen Station (2014)

Die Stadt ist Endpunkt der Bahnstrecke Rennes–Saint-Malo, der Bahnhof wurde am 27. Juni 1864 durch die Compagnie des chemins de fer de l’Ouest eröffnet. Im Zuge der Elektrifizierung der Strecke wurde er im Jahr 2005 durch eine neue, 260 Meter östlich angelegte Station ersetzt. Seit 2017 verkehren Hochgeschwindigkeitszüge des Typs TGV Atlantique zwischen Saint-Malo und dem Bahnhof Paris-Montparnasse. Im Regionalverkehr ist die Stadt in das Netz des TER Bretagne eingebunden.

Im Stadtgebiet verkehren zehn Buslinien, darüber hinaus gibt es neun Vorortbuslinien, die alle von Malo Agglo Transports (MAT) betrieben werden.[6]

Regelmäßige Fährverbindungen bestehen u. a. zur Insel Jersey (St. Helier), zur Insel Guernsey (St. Peter Port) und nach Portsmouth in Großbritannien.

Weiteres

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1764 wurde unter französischer Herrschaft von Louis Antoine de Bougainville die erste Siedlung auf den Falklandinseln gegründet. Erste Siedler waren Seeleute und Fischer aus Saint-Malo; nach diesen wurde die französische Bezeichnung der Inselgruppe – „Îles Malouines“ geschaffen. Der argentinische Name Islas Malvinas geht auf den französischen Namen zurück.

1966 strahlte das französische Fernsehen die Serie Die Männer von Saint Malo aus, eine Mantel-und-Degen-Geschichte im Piratenmilieu, die zu Beginn in Saint Malo spielt.

Im Juli 1980 war Saint-Malo das erste Testgebiet für das französische Minitel, einen Onlinedienst vergleichbar mit dem deutschen BTX.[7]

Die Geschichte des Romans Alles Licht, das wir nicht sehen des Schriftstellers Anthony Doerr spielt in der Stadt Saint-Malo. Die Verfilmung des Romans wurde im Jahr 2023 auf Netflix veröffentlicht.

Der Roman „Bretonische Spezialitäten – Kommissar Dupins neunter Fall“ (2020) von Jean-Luc Bannalec spielt in Saint-Malo.

Persönlichkeiten

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Grabmal von Chateaubriand, im Hintergrund die Île de la Cézembre

Siehe auch:

Literatur

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  • Le Patrimoine des Communes d’Ille-et-Vilaine. Flohic Editions, Band 2, Paris 2000, ISBN 2-84234-072-8, S. 1513–1569.
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Commons: Saint-Malo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Saint-Malo – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Joachim Schäfer: Artikel Aaron von Cesambre, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - [1], abgerufen am 21. Juni 2024
  2. Les bombardements ont détruit les trois-quarts de la ville bei saint-malo.maville.com, abgerufen am 28. Juni 2022
  3. Redaktion: Opération « Overlord ». In: Michel Lefevre, Gaïdz Minassian, Yann Plougastel (Hrsg.): Résistants : Missak Manouchian et sa compagne Mélinée entrent au Panthéon. Historiens et descendants racontent l’engagement des combattants étrangers (= Le Monde, Hors-série). Paris 2024, ISBN 978-2-36804-160-4, S. 68 f. (Karte).
  4. This Medieval Walled Town with a Storied History Shows How Traditional Urbanism Can Support High Density, Englischsprachig, ArchDaily, 15. Februar 2018
  5. International collaboration. In: gmiezno.eu. Gniezno, abgerufen am 8. November 2021 (polnisch).
  6. Netzplan der Buslinien, abgerufen am 25. April 2023
  7. Le monde du Minitel se paye Le Monde. Abgerufen am 28. September 2021 (französisch).