Sappenfeld

Ortsteil der Gemeinde Schernfeld im oberbayerischen Landkreis Eichstätt

Sappenfeld ist ein Kirchdorf und Ortsteil der oberbayerischen Gemeinde Schernfeld im Landkreis Eichstätt.

Sappenfeld
Gemeinde Schernfeld
Koordinaten: 48° 55′ N, 11° 8′ OKoordinaten: 48° 55′ 17″ N, 11° 7′ 33″ O
Höhe: 550 m ü. NN
Einwohner: 385 (1987)
Eingemeindung: 1. Januar 1971
Postleitzahl: 85132
Vorwahl: 08421
Die Kirche von Sappenfeld

Geographische Lage

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Das Straßendorf liegt nordwestlich der Kreisstadt Eichstätt auf der Hochfläche der Fränkischen Alb westlich der Bundesstraße 13 und nördlich der Staatsstraße 2047. Die Häuser reihen sich hauptsächlich an eine von Osten nach Westen zum nahen Weißenburger Forst verlaufende Dorfstraße.[1]

Ortsname

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Der Ortsname leitet sich vom Personennamen „Sappo“ ab und lässt eine adelige Gründung erkennen.[2]

Geschichte

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Zugehörigkeit im Alten Reich

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Sappenfeld gehörte den Gaugrafen des Sualafeldgaues, die in Dollnstein saßen und später als Grafen von Hirschberg die Schutzvögte der Eichstätter Kirche waren.[3] 1130 ist der Ort erstmals genannt, und zwar im Zusammenhang mit einem Ablassbrief für die St. Anna-Kapelle, die dadurch zur Wallfahrtskapelle wurde.[4] In der Auseinandersetzung um das „Hirschberger Erbe“ nach dem Aussterben der Hirschberger Vögte mit Graf Gebhard VII. wurde 1305 „Sappenuelde“ dem Bischof von Eichstätt zugesprochen, wobei nur das Dorfgericht gemeint sein kann, wie spätere Besitzverhältnisse zeigen:[5] 1347 verkauften die Grafen von Oettingen ihr Gut zu „Sappenvelt“, das ihnen wohl als Reichsministerialen zugegangen ist, an den Eichstätter Bischof Albrecht I. von Hohenfels, und 1443 veräußerte Johann von Heideck zwei Güter zu „Sappenfelt“, darunter den Meierhof, an den Eichstätter Bischof Albrecht II. von Hohenrechberg.[6] Außerdem tauschte Bischof Wilhelm von Reichenau 1486 vom Kloster Rebdorf Güter zu Sappenfeld ein.[5] Gegen Ende des Alten Reiches hatten grundherrlichen Besitz in Sappenfeld das Hochstift Eichstätt mit Zinsern an das bischöfliche Kastenamt Mörnsheim (darunter die ehemals Heidecker Güter) und an das Hofkastenamt Eichstätt, das Domkapitel Eichstätt, das Kloster Rebdorf (mindestens seit 1452), die Gemeinde (Schmiede und Hirtenhaus) und ein „eigen“-Bauer.[7] Insgesamt umfasste die Sappenfelder Flur circa 120 Hektar Ackerfläche. Weiderechte bestanden für den Schernfelder Forst.[8]

Bis ins 18. Jahrhundert versorgten Bauern aus Sappenfeld das Fürstbischöfliche Eisen- und Hüttenwerk Obereichstätt zweimal in der Woche mit dem für den Kunstguss erforderlichen roten Sand.[9]

Am Ende des Alten Reiches waren 34 Höfe und Güter von Sappenfeld dem bischöflichen Kastenamt Mörnsheim abgabenpflichtig, 2 Güter dem Hofkastenamt und 1 Gut dem Domkapitel. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Kastenamt Mörnsheim aus. Hochgerichtlich unterstand das Dorf dem Pflegamt Dollnstein.[10]

Seit dem 19. Jahrhundert

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1802 fiel Sappenfeld infolge der Säkularisation des Hochstiftes Eichstätt an das Großherzogtum Toskana und 1806 an das Königreich Bayern und dort an das Landgericht und Rentamt Eichstätt. 1808 wurde das Dorf mit der Einöde Birkhof dem Steuerdistrikt Schernfeld zugeschlagen. Durch das zweite Gemeindeedikt von 1818 wurde Sappenfeld unter Anschluss des Birkhofs eine eigenständige Gemeinde. 1830 hatte das Kirchdorf bei 40 Anwesen 160 Einwohner.[11]

1950 wurden bei 51 Anwesen 338 Einwohner gezählt.[11] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Sappenfeld am 1. Januar 1971 nach Schernfeld eingemeindet.[12] 1983 gab es im Dorf bei 316 Einwohnern 19 bäuerliche Vollerwerbs- und 15 Nebenerwerbsbetriebe.[13]

Katholische Filialkirche „St. Sebastian und Anna“

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Spätgotische Holzplastik

Gepfarrt war das Dorf seit alters her nach Obereichstätt und hatte seit 1523 eine dem Hl. Sebastian geweihte Dorfkirche. Aus der Zeit von Bischof Gabriel von Eyb (1496–1535) stammt noch der Chor mit Kreuzgratgewölbe. 1593 wurde ein Hochaltar geweiht. Ab 1749 gehörte Sappenfeld als Filiale St. Sebastian und St. Anna zur neu errichteten Pfarrei St. Michael in Rupertsbuch. 1680 erfolgte ein Turmbau und einer Erweiterung des Kirchenschiffs unter Bischof Marquard II. Schenk von Castell durch den fürstbischöflichen Hofbaumeister Jakob Engel.[14] An der Turmaußenseite weist ein Wappenstein von Christian Handschuher darauf hin. Die Fa. Gebr. Sieber Orgelbau schuf 1882 eine Orgel.

1957 erfolgte ein Neubau der Kirche unter Beibehaltung des alten Chores und des Turms durch den Münchner Architekten Friedrich Ferdinand Haindl. Der Sakralbau beherbergt Kunstwerke des frühen 15. Jahrhunderts bis zum 19. Jahrhundert.[15] Dem Patron der Kirche, dem Hl. Märtyrer Sebastian, sind mehrere Bildnisse gewidmet. Eine kleine Holzfigur – wohl um 1520 geschnitzt – an der rechten Langhauswand vorne und das große Ölgemälde auf der linken Seite vorne, das 1815 von Johann Adam Weber gemalt wurde und ursprünglich als Altarbild diente. Der heutige Altar wird beherrscht von einer lebensgroßen Kreuzigungsgruppe, die nach einer Ortsüberlieferung nach der Säkularisation aus dem Kloster Rebdorf erworben wurde.[16] Das Kruzifix ist offenbar eine Schöpfung des Eichstätter Bildhauers Ignaz Alexander Breitenauer (1757–1838), während die Seitenfiguren Maria und Johannes nur Werkstattarbeiten sind. Die beiden Statuen rechts und links des Chorbogens – gute spätgotische Arbeiten um 1480 – wurden früher als St. Erhard und St. Ottilie verehrt und erst später zu den Eichstätter Diözesanheiligen Willibald und Walburga umgestaltet. Das älteste und schönste Bildwerk der Kirche ist eine spätgotische Holzplastik (um 1420) an der linken Langhauswand. Maria wird sitzend auf einer Bank zugleich als Mädchen und Königin dargestellt.[17] Bemerkenswert ist auch das wohl im frühen 17. Jahrhundert entstandene Tafelbild vorne links, auf dem der angeblich von Tittinger Juden 1540 ermordete Knabe Michael von Sappenfeld zu sehen ist (Ritualmordlegende).[18]

Weitere Baudenkmäler

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Unter Denkmalschutz stehen neben der Filialkirche:

  • Wegkreuz, bezeichnet mit dem Jahr 1888
  • Wohnhaus Dorfstraße 19 von 1837
  • Wegkreuz im Hoffeld, 19. Jahrhundert, bezeichnet mit dem Jahr 1946
  • Wegkapelle an der Straße nach Eichstätt, 19. Jahrhundert.

Siehe: Liste der Baudenkmäler in Sappenfeld

Einwohnerzahlen

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  • 1830: 160 Einwohner, 40 Anwesen[11]
  • 1861: 224 Einwohner, 74 Gebäude[19]
  • 1900: 274 Einwohner, 50 Wohngebäude[20]
  • 1950: 338 Einwohner, 51 Wohngebäude[21]
  • 1961: 318 Einwohner, 62 Wohngebäude[22]
  • 1987: 385 Einwohner, 88 Gebäude mit Wohnraum[23]

Literatur

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  • Gerhard Hirschmann: Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken, Reihe I, Heft 6 (Eichstätt). München 1959. Digitalisat
  • Innenrenovierung der Kirche in Sappenfeld bald beendet. In: Eichstätter Kurier vom 30. Oktober 1981.
  • Der Eichstätter Raum in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage, Eichstätt: Sparkasse 1984.
  • Friedrich Eigler: Die früh- und hochmittelalterliche Besiedelung des Altmühl-Rezat-Rednitz-Raums. Wien: Profil 2000.

Einzelnachweise

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  1. Eigler, S. 305
  2. Eigler, S. 219
  3. W. Bernecker: Urkunden zur Geschichte Dollnsteins. In: Historische Blätter für Stadt und Landkreis Eichstätt 2 (1953), Februar-Nr., S. 5
  4. Innenrenovierung der Kirche in Sappenfeld bald beendet. In: Eichstätter Kurier vom 30. Oktober 1981
  5. a b Eigler, S. 302; Eichstätter Raum, S. 277
  6. Historischer Atlas, S. 29f.
  7. Eigler, S. 302
  8. Eigler, S. 337
  9. Josef Ettle: Fünf Jahrhunderte Hütte Obereichstätt. In: Historische Blätter für Stadt und Landkreis Eichstätt, 26 (1976), Nr. 3, S. 11
  10. Historischer Atlas, S. 139
  11. a b c Historischer Atlas, S. 198
  12. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 456.
  13. Eichstätter Raum, S. 278
  14. Historischer Verein Eichstätt 87 (1994), S. 35
  15. Eichstätter Raum, S. 277f.
  16. Innenrenovierung der Kirche in Sappenfeld bald beendet. In: Eichstätter Kurier vom 30. Oktober 1981
  17. Zecherle, Karl: Sappenfeld. In: Kirchen und Klöster im Landkreis Eichstätt, Hrsg. Landkreis Eichstätt, 1983, S. 14
  18. Über die Kirche@1@2Vorlage:Toter Link/www.naturpark-altmuehltal.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  19. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1010, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1173 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1047 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 769 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 83 (Digitalisat).
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Commons: Sappenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien