Stenka Rasin

russischer Ataman der Donkosaken
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Stepan „Stenka“ Timofejewitsch Rasin (andere Schreibweise: Stenka Razin; russisch Степан (Стенька) Тимофеевич Разин, wiss. Transliteration Sten'ka Razin; * um 1630 in Simoweiskaja am Don; † 6. Junijul. / 16. Juni 1671greg. in Moskau) war ein Ataman der Donkosaken. Er war Anführer des Rasin-Aufstandes gegen das russische Zarenreich.

Wahre Abbildung STEPHAN RAZINS Haupt-Rebellens in Moskovien, um 1670
Stenka Rasin auf der Wolga. Boris Kustodijew, 1918
Stenka Rasin (Surikow)

Stenka Rasin entstammte einer wohlhabenden Kosakenfamilie. Er wurde 1661 erstmals als russischer Gesandter bei den Kalmücken und den Tataren erwähnt. Im selben Jahr pilgerte er zum Solowezki-Kloster. In den folgenden Jahren war er mit seiner Truppe plündernd bis ins Osmanische Reich unterwegs.

Plünderzüge

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Rasins älterer Bruder Iwan führte eine selbständige Kosakeneinheit im russisch-polnischen Krieg. 1665 verlangte er die Entlassung seiner Einheit. Als diese verweigert wurde, verließ er mit seinen Kosaken eigenmächtig das Heer. Sie wurden verfolgt und Iwan Rasin als Deserteur gehenkt.

Stenka Rasin schwor Rache. Er wiegelte die Leibeigenen auf, deren Lage sich durch das 1649 von Zar Alexei I. erlassene Gesetz verschärft hatte. Geflohene Leibeigene schlossen sich seiner Räuberbande an, die sich in der Nähe von Zarizyn festsetzte. Zunächst überfielen sie Kaufleute, die auf der Wolga von Nischni Nowgorod in den Süden zogen. Dabei wurden die reichen Kaufleute und die Anführer der Strelitzen, die Handelsschiffe des Zaren bewachten, brutal ermordet, die Knechte jedoch übernahm Rasin ebenso wie die Schiffe. Bald verfügte er über eine Flotte aus über 30 Booten.

Rasin und seine Gefolgsleute waren damit zwischen 1667 und 1669 als Piraten am Kaspischen Meer aktiv. Er ließ Dagestan und die persische Küste verwüsten. 1668 richteten seine Männer ein Massaker unter den Einwohnern von Faraḥābād an, nachdem in Rasht 400 seiner Gefolgsleute getötet worden waren. Im Frühjahr 1669 gelang es Rasin, eine Flotte, die Schah Sulaiman I. gegen die Kosaken ausgesandt hatte, vernichtend zu schlagen. Im Herbst kehrte er mit großer Beute an den Don zurück, darunter auch eine Tochter des Schahs.

Am 25. August 1669 erschien Stenka Rasin plötzlich in Astrachan und erklärte, sich dem Befehl des Zaren zu unterwerfen und um Vergebung für seine Taten bitten zu wollen. Dann veranstaltete er ein Gastmahl, um den Abschied vom Piratenleben zu feiern. Seine Männer warfen ihm vor, er wäre weich geworden, seit er die persische Prinzessin entjungfert und zu seiner Geliebten gemacht hatte. Während einer Vergnügungsfahrt auf der Wolga packte Rasin die soeben von ihm beschlafene Prinzessin und warf sie unter dem Jubel seiner Mannen in den Fluss. „Nimm, Mütterchen Wolga“, rief er aus. „Viel Silber und Gold und Reichtum jeder Art hast du mir gegeben und Ehre und Ruhm mir zuteil werden lassen, ich aber habe dir noch nicht gedankt.“ Die Prinzessin starb in den Fluten und Stenka Rasin wurde für seine Männlichkeit gefeiert. Dieses Ereignis wurde später in einem Volkslied[1] besungen.

Der Aufstand der Donkosaken

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1670 begann er, die Wolga stromauf zu ziehen. Der kosakischen Kerntruppe seiner Schar schlossen sich schnell weitere Bauern, Altorthodoxe sowie andere religiöse und ethnische Minderheiten an. Rasins Heer eroberte mehrere Städte, darunter Astrachan und Samara, so dass die Aufständischen für kurze Zeit weite Teile Südrusslands kontrollierten. Auch in die Wirren um den Zarenthron griff der Kosakenführer ein, indem er einen angeblichen Sohn Zar Alexeis als rechtmäßigen Erben präsentierte. Nachdem jedoch ein reguläres Adelsaufgebot mobilisiert worden war und den Aufständischen mehrere Niederlagen beigebracht hatte, zerstreute sich Rasins Anhängerschaft schnell. Am 14. Apriljul. / 24. April 1671greg. nahmen ihn Kosaken aus seinem Gefolge gefangen, später wurde er durch Vierteilung hingerichtet.

Der Rasinsche Aufstand stand in der Reihe der zahlreichen Aufstandsbewegungen seiner Zeit, die maßgeblich durch die verschärfte Behandlung der Leibeigenen unter Zar Alexei und die darauf folgende Fluchtbewegung angeheizt worden waren. Bemerkenswert wurde er durch seine großen Anfangserfolge und durch die erstmalige Verbindung mit religiösen Abspaltungen von der orthodoxen Kirche.

Künstlerische Bearbeitungen

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Literatur

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  • Iwan Naschiwin: Stepan Rasin. Ein Bauernaufruhr in Russland im 17. Jahrhundert. Übersetzer Wolfgang E. Groeger. 466 Seiten. Dr. Fritz Fikentscher Verlag, Leipzig 1927.
  • Alexei Pawlowitsch Tschapygin: Stepan Rasin. (historischer Roman) Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin (DDR) 1953.
  • Wassili Makarowitsch Schukschin: Ich kam euch die Freiheit zu bringen. (Roman) Verlag Volk und Welt, Berlin (DDR) 1978 (= Rebell gegen den Zaren. Deutsche Verlags-Anstalt (März 1985), ISBN 3-421-01971-1).

Stenka Rasin wird in mehreren russischen Liedern besungen, darunter insbesondere in dem bekannten Volkslied Stenka Rasin. In dem Lied wird besungen, dass Rasin an Bord des Schiffes die Prinzessin beschläft und seine Männer ihm vorwerfen, nicht mehr zu kämpfen. Er entwindet sich den Lenden der Prinzessin und wirft sie in den Fluss. Nicht ohne die Worte an den Fluss zu richten: „Wolga, Wolga, liebe Mutter, Wolga, du russischer Strom, du hast noch kein Geschenk gesehen von einem Donkosaken! Und damit keine Zwietracht herrsche unter freien Menschen, Wolga, Wolga, liebe Mutter, wegen eines schönen Mädchens – nimm du es!“[2] In einer moderneren romantisierten Variante behängt er ihren Leib mit Schmuck, bevor er sie in die Fluten wirft, was aber historisch nicht verbürgt ist, zumal er und seine Mannen den Schmuck brauchten.

Die Melodie des Liedes war Grundlage für zahlreiche politische Lieder, wie etwa das Heuberg-Lied. Auch das Lied „The Carnival is over“ der The Seekers verwendet die Melodie, ebenso wie „Witzischkeit kennt keine Grenzen“ aus dem Film Kein Pardon.

Als Zwanzigjähriger schrieb Alexander Glasunow sein symphonisches Gedicht Stenka Razin Op. 13. Auch Dmitri Schostakowitsch schrieb 1964 eine kantatenähnliche Tondichtung mit dem Titel Die Hinrichtung des Stenka Rasin für Baritonsolo, Orchester und gemischten Chor. Die Geschichte Rasins behandelte auch Nikolai Mjaskowski in seiner achten Sinfonie.

Der 10-minütige Kurzfilm Stenka Rasin von 1908, Regie: Wladimir Romaschkow, ist die erste fiktionale Produktion der russischen Filmgeschichte. Es werden einige Episoden aus Rasins Leben dargestellt. 1936 wurde der deutsche Film Stjenka Rasin veröffentlicht. Hans Adalbert Schlettow übernahm die Rolle von Rasin.

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Commons: Stenka Rasin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. In den Wellen hinter Inseln (Stenka Rasin). volksliederarchiv.de, abgerufen am 8. November 2019.
  2. Stenka Rasin Lyrics. flashlyrics.com, abgerufen am 8. November 2019.