Gewöhnliche Brechnuss

Art der Gattung Brechnüsse (Strychnos)
(Weitergeleitet von Strychnos nux-vomica)

Die Gewöhnliche Brechnuss (Strychnos nux-vomica L., auch Strychnos colubrina Wight, Strychnos lucida R.Br., Strychnos spireana Dop, Strychnos vomica St.-Lag.), auch kurz Brechnuss oder Krähenaugenbaum, Strychninbaum oder Brechnussbaum genannt, ist eine Baumart aus der Familie der Brechnussgewächse (Loganiaceae), die in Südostasien beheimatet ist.

Gewöhnliche Brechnuss

Brechnuss (Strychnos nux-vomica), Illustration

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Brechnussgewächse (Loganiaceae)
Gattung: Brechnüsse (Strychnos)
Art: Gewöhnliche Brechnuss
Wissenschaftlicher Name
Strychnos nux-vomica
L.

Pflanzenbeschreibung

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Die Gewöhnliche Brechnuss wächst als ein immergrüner Laubbaum, der gewöhnlich Wuchshöhen von 25 m erreicht. Er besitzt eine schwarzgraue bis gelblichgraue, im Alter feinwarzige Rinde. Die bräunlichen Zweige sind wiederholt gabelteilig und tragen ledrige und gestielte, gegenständige, obseits glattglänzende, dunkelgrüne, unterseits fahlgrüne Blätter. Die Blätter sind etwa 5–18 × 4–12,5 cm groß, elliptisch bis eiförmig oder verkehrt-eiförmig, die Blattränder sind ganz, die Spitze ist abgerundet oder spitz bis zugespitzt. Die Spreite ist unterseits feinhaarig, die Nervatur ist drei- bis fünfzählig und weißlich bis hellgrün. Es sind keine Nebenblätter vorhanden.

Die Blütenstände sind Thyrsen. Die grünlich-weißen bis weißen, zwittrigen Blüten sind etwa 1,3 cm lang, fünfzählig und stieltellerförmig, mit ausgebreiteten Kronzipfeln. Der feinhaarige, kurze, grüne Kelch hat fünf eiförmige, spitzige Lappen. Der Fruchtknoten ist oberständig mit einem langen vorstehenden Griffel mit zweilappiger Narbe. Die knapp vorstehenden Staubblätter sind in der Kronröhre mit kurzen Filamenten befestigt. Als Frucht trägt der Brechnussbaum anfangs grüne, bei Reife orangerote, 3–6 cm große, glatte, rundliche Beeren mit einer dünnen, leicht zerbrechlichen, harten, trockenen Schale, deren weißliches, bitter schmeckendes, aber essbares und gallertartiges, klebriges Fruchtfleisch meist (1)2 bis 4(6) knopfähnliche, fast flache, kurz seidenhaarigen Samen enthält.

 
Samen von Strychnos nux-vomica
 
Gewöhnliche Brechnuss (Strychnos nux-vomica) blühend
 
Gewöhnliche Brechnuss (Strychnos nux-vomica) fruchtend
 
Strukturformel von Strychnin

Der Brechnusssamen (Semen Strychni, auch Nux vomica, Nux Metella, Semen Nucis vomica, Semen Strichni) wird auch Krähenauge oder Brechnuss genannt. Die sehr giftigen Samen sind etwa 1,5–3 cm groß und 4–6 mm dick, sie wiegen etwa 1,2–2,4 g.[1][2] Die graugrünlich-bräunliche Schale des Samens ist äußerst hart und steht unter starker Spannung. Bei Witterungswechsel, speziell wenn es feucht wird, platzen die Brechnusssamen explosionsartig an den Längsseiten auf und keimen dann aus. Sie sind geruchlos, weisen aber einen sehr bitteren und scharfen, Übelkeit erregenden Geschmack auf.

Chromosomenzahl

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Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24 oder 44.[3]

Vorkommen

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Die Gewöhnliche Brechnuss bevorzugt tonige sowie tonig-sandige Böden und steigt im Hügelland bis in Höhen von 1200 m. Verbreitet ist der Baum von Indien bis Nordaustralien. Ferner ist der Baum auch auf den Philippinen, Java, Sri Lanka, Malaysia, Pakistan, China, Burma, Thailand, Laos, Kambodscha, Südvietnam, sowie im tropischen Westafrika entlang von Wasserläufen und am Rande von trockenen Wäldern zu sehen. Besonders in Nordaustralien, Sri Lanka sowie im tropischen Indien ist die Gewöhnliche Brechnuss weit verbreitet.

Sprachliches

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Die Bezeichnung des Brechnusssamen als Krähenauge (mittelhochdeutsch auch kraejenäuglīn/kraejenöugelin „Krähenäuglein“)[4] ist auf das augenartige Aussehen zurückzuführen. Eine irreführende Benennung ist aber der Name Brechnuss (lateinisch nux vomica, auch castaneola indica[5]). Mit der Überführung aus dem Lateinischen wurde für den Namen Nux vomica (nux = Nuss; vomere bedeutet brechen) die Brechnuss eingeführt. Der Brechnusssamen verursacht aber nur selten Erbrechen und die Beerenfrucht ist auch keine Nussfrucht.

Wichtige Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

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Rinde, Holz, Wurzeln, Blätter und Samen enthalten unter anderem das hochgiftige Alkaloid Strychnin. Der getrocknete Samen ist die wesentliche Arzneidroge, die aus dem Brechnussbaum gewonnen wird. Die Brechnusssamen enthalten unter anderen die an Chlorogensäure gebundenen Nervengifte Strychnin und Brucin sowie Colubrin und das weniger bedeutende Vomicin. Die giftigen Inhaltsstoffe des Brechnusssamenextrakts bewirken eine Lähmung des Zentralnervensystems. In winzigen Spuren kann sich eine psychotrope Wirkung einstellen wie z. B. verschärfte Wahrnehmung von Sinnes­eindrücken. Bereits ca. 0,2 g des Brechnusssamenextraktes können zu Zwerchfellkrämpfen, Muskelzuckungen sowie Tod durch Atemlähmung führen. Die Vergiftungen sind aber abhängig von der Qualität der Droge (beispielsweise weisen die Brechnusssamen von Sri Lanka mit fünf Prozent den höchsten Alkaloidgehalt auf) sowie vom Füllstand des Magens.

Besonderheit

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Der Nashornvogel ernährt sich unter anderem von den äußerst giftigen Brechnusssamen. Auch für Schnecken ist das Krähenauge ungiftig. Des Weiteren wurde beobachtet, dass auch andere Vögel (z. B. Hühner) eine hohe Widerstandskraft gegen die Giftwirkung des Samens besitzen.

Historisch

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Die Samen werden seit über 1000 Jahren als Arzneimittel verwendet. Schon im 11. Jahrhundert wurde es in der arabischen Medizin erwähnt. Die Brechnuss gelangte im 15. Jahrhundert aus Südostasien nach Europa. Die Samen wurden im Mittelalter gegen die Pest eingesetzt. Im 17. Jahrhundert findet das Krähenauge Verwendung beim Betäuben von Fischen und beim Vergiften von Tieren (Füchsen, wilden Katzen, Hunden, Krähen, Raben, Ratten und Mäusen). Indische oder chinesische Kräuterkundige verabreichten die Wirkstoffe bei Appetitlosigkeit, Muskelschwäche oder -lähmungen, zur Schmerzlinderung, gegen Fieber, zur Förderung der Blutzirkulation, gegen Menstruationsprobleme sowie gegen Cholera und Tollwut.

In der Medizin

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Früher wurde die Arzneidroge bei Schwächezuständen verordnet sowie bei Herz-Kreislauf-Beschwerden und als appetitanregendes Mittel. Aufgrund der geringen therapeutischen Breite und der Nebenwirkungen (Anhäufung von Strychnin im Körper), besonders bei Lebergeschädigten, sind solche Arzneimittel fast vollkommen verschwunden. Die Brechnusssamen sind aber noch heute der Ausgangsstoff zur Gewinnung von Strychnin.

Auch die Rinde, das Holz und die Blätter werden als Arznei genutzt.

In der Homöopathie

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Das Homöopathikum Nux vomica (Kurzform: Nux v) war eines der ersten Mittel, die von Samuel Hahnemann im ersten Band seiner Reinen Arzneimittellehre 1805 veröffentlicht wurden. Die sogenannte Urtinktur wird aus den reifen, getrockneten und feingepulverten Brechnusssamen, die mindestens fünf Tage in Alkohol angesetzt werden, gewonnen. Bis zur Verabreichung in der typischen D6-„Potenzierung“ wird es allerdings so lange verdünnt, dass schließlich die Menge der Verunreinigungen im Lösungsmittel die Menge der noch vorhandenen Urtinktur übersteigt und eine pharmakologische Wirkung ausgeschlossen werden kann.

Aus Sicht der Homöopathie ist Nux vomica eines der zuverlässigsten und gut geprüften Polychreste. Charakteristische Anwendungsgebiete von Nux vomica, auch bekannt unter Strychnos nux vomica, sind die Aufhebung von Schäden (z. B. Einnahme unpassender homöopathischer Mittel, Missbrauch von Genussmitteln (z. B. Alkohol, Tabak, Kaffee, Überessen)), Nebenwirkungen von nicht-homöopathischen Medikamenten (z. B. Antibiotika, Narkotika, Kortison, Chemotherapeutika etc.) bei Menschen, die eine sehr geringe Toleranzgrenze (sehr schnell zornig, schnell unzufrieden, schnell überreizt, schnell ungeduldig, leicht gekränkt, leicht überempfindlich auf geringste Geräusche, Gerüche oder Schmerzen) aufweisen. Aus medizinischer Sicht ist eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel jenseits des Placebo-Effekts ausgeschlossen.

Weitere Nutzung

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Die Samen können auch zum Färben verwendet werden.

Siehe auch

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  • Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2 Bände, Genehmigte Sonderausgabe für den area verlag, 2006, ISBN 3-89996-682-1.
  • Hans-Jürgen Achtzehn: Homöopathische Einblicke. 23, Verlag Medizinisches Forum, 1995, ISSN 0937-745X.
  • Homöopathie Zeitschrift I/93, siehe auch Homöopathie-Zeitschrift I/93 mit Coverfoto von Nux vomica-Früchten.
  • Willibald Pschyrembel (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Naturheilkunde und alternative Heilverfahren. De Gruyter, 1996, ISBN 3-11-014276-7.
  • Carlo Odermatt, Sven Hartmann, Beat Ernst: Homöopathie Arzneimittelbilder. K2-Verlag, 2004, ISBN 3-03722-950-0.
  • Frank R. Bahr (Hrsg.): Praxiscompendium der homöopathischen Arzneimittelbilder. (c) Ärztetag für Medizin ohne Nebenwirkungen, 1997.
  • Elisabeth Mandl: Arzneipflanzen in der Homöopathie. Maudrich, 1997, ISBN 3-85175-687-8.
  • Andrew Lockie: Das große Lexikon der Homöopathie. Dorling Kindersley Verlag, 2000, ISBN 3-8310-0005-0.
  • Willibald Gawlik: Arzneimittelbild und Persönlichkeitsportrait. Hippokrates, 2002, ISBN 3-8304-5213-6.
  • Christopher Hammond: Praktische Homöopathie: Das neue Handbuch. Mosaik, 1996, ISBN 3-576-10599-9.

Literatur

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  • Mohinder Singh Jus: Praktische Materia Medica. Arzneimittellehre von A–Z. Homöosana, 2004, ISBN 3-906407-05-5.
  • Hans-Jürgen Achtzehn: Homöopathische Einblicke. 23, Verlag Medizinisches Forum, 1995, ISSN 0937-745X.
  • Edeltraut und Peter Friedrich: Charaktere homöopathischer Arzneimittel. Band 1, Traupe-Vertrieb, 2004, ISBN 3-9802834-0-2.
  • Strychnos nux-vomica in der Flora of China, Vol. 15.
  • G. H. Schmelzer, A. Gurib-Fakim: Plant resources of tropical Africa. 11(1), Medicinal Plants 1, Prota, 2008, ISBN 978-90-5782-204-9, S. 575 ff.
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Commons: Gewöhnliche Brechnuss (Strychnos nux-vomica) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Rita Singh: Encyclopaedic Dictionary of Bio-Medecine. Vol. 2: H–Z, Sarup & Sons, 2001, ISBN 81-7625-242-5 (2 Vol. Set), S. 369.
  2. K. R. Khandelwal: Practical Pharmacognosy. Niral Prakashan, 2008, ISBN 978-81-85790-30-5, S. 79 ff.
  3. Strychnos nuxvomica bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  4. Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Band 4, S. 522.
  5. Vgl. Wouter S. van den Berg (Hrsg.): Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolaï (Ms. 15624–15641, Kon. Bibl. te Brussel) met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolaï. Hrsg. von Sophie J. van den Berg, N. V. Boekhandel en Drukkerij E. J. Brill, Leiden 1917, S. 245 ([…] facit vomere fortiter).