Studentenwohnheim

Unterkunft für Studenten
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Ein Studentenwohnheim oder Studierendenwohnheim (teilweise auch Studentenwohnanlage, Studentendorf oder kurz Studentenheim genannt) ist eine Unterkunft für Studenten. Sie können hier während des Studiums kostengünstig wohnen, meist in kleinen Einzelzimmern, Studiowohnungen oder in Wohngemeinschaften.

Beispielhafter Grundriss einer studentischen 2er-Wohngemeinschaft
Studentenwohnheim, Campus Universität Kapstadt

In den USA und in Großbritannien sind die Unterkünfte der Studenten oft in einen verwaltungsorganisatorisch zusammengehörenden Campus integriert. In Großbritannien sind zum Teil noch Schlafsäle üblich, in den USA sind größere Wohnheimkomplexe Standard. In Deutschland und Österreich gibt es zahlreiche eigene Trägervereine, die den Studenten die Wohnplätze vermieten. Die deutschen Studierendenwerke etwa vermieten mit Stand von 2023 rund 196.000 Wohnheimplätze.[1]

Geschichte

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Situation in verschiedenen Ländern

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Deutschland

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Wohnheim I der TU Clausthal, in der ehemaligen Münzstätte aus dem Jahr 1726
 
Vogtshof in Görlitz, ein Wohnheim der Hochschule Zittau/Görlitz
 
Studentenwohnheim Gutzkowstraße 29–33 in Dresden
 
Ein Gemeinschaftsbereich im Studentendorf Adlershof in Berlin

In Deutschland gab es im Wintersemester 2021/2022 rund 240.000 Wohnheimplätze für insgesamt 2,5 Millionen Studierende.[2]

Meist werden die deutschen Studentenwohnheime von den örtlichen Studierendenwerken betrieben. Es gibt aber auch viele selbstverwaltete, private oder kirchliche Studentenwohnheime. Die größte zusammenhängende Wohnanlage eines deutschen Studierendenwerks ist die Studentenstadt Freimann in München. Das größte private, selbstverwaltete Studentenwohnheim Deutschlands ist das Hans-Dickmann-Kolleg („HaDiKo“) in Karlsruhe.

In Deutschland wohnten im Sommersemester 2012 rund 10 % aller Studierenden in Wohnheimen. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen 1991 (damals: 16 %). Dieser vergleichsweise hohe Wert im Jahr 1991 war vor allem durch die Situation in den neuen Ländern bedingt; dort wurde die Zahl der Wohnheimplätze seit 1991 im Zuge von Modernisierungsmaßnahmen, bei denen Mehrbett- in Einzelzimmer umgewandelt wurden, deutlich verringert. In den alten Ländern lag der Anteil der Wohnheimnutzer bereits 1991 auf einem ähnlichen Niveau wie 2012. Die Wohnheimnutzung, so die Sozialstudie des Deutschen Studierendenwerks, hängt vor allem vom Angebot an Wohnheimplätzen ab. In Brandenburg, Bayern und Baden-Württemberg sei diese Wohnform im Ländervergleich anteilig am stärksten verbreitet, mit rund 15 %. In den Hamburg, Berlin und Bremen werden demnach nur Heimplätze für 5 % der Studierenden angeboten, sodass überwiegend auf eigene Wohnungen beziehungsweise Wohngemeinschaften ausgewichen wird.[3] Der anteilige Rückgang der Wohnform Studentenwohnheim liegt vor allem daran, dass die Studierendenzahlen deutlich schneller steigen als die Zahl der Wohnheimplätze.[4] Wie aus der Sozialerhebung ferner hervorgeht, bevorzugen insbesondere ältere Studenten eine eigene Wohnung.[3]

Knapp ein Zehntel der Studierenden zieht Wohnheime anderen Wohnformen vor, wobei der Kostenfaktor eine Rolle spielt. Wohnheime des Studierendenwerks sind zur sozialen Versorgung von Studenten gedacht, die keine andere bezahlbare Unterkunft finden.[3] Für kostengünstigen Wohnraum werden auch von privaten Anbietern beispielsweise in Berlin oder München auch Containerdörfer als beständig installiertes Wohnheim für Studenten angeboten.[5] Im Sommersemester 2012 gaben Studierende rund 34 % ihrer monatlichen Einnahmen für das Wohnen aus, was etwa 298 Euro entspricht. Die Unterbringung in Wohnheimen ist dabei mit einer durchschnittlichen Miete von 240 Euro meist die günstigste Option.[6]

Etwa seit Ende der 1990er-Jahre sind die meisten Studentenwohnheime mit Internetanschlüssen ausgestattet. Manche Studentenwohnheime bieten auch weitere Einrichtungen, die von den Bewohnern genutzt werden können. Hierzu zählen etwa Waschräume mit Münzwaschmaschinen, Sporteinrichtungen oder Partyräume, die von den Hausbewohnern angemietet werden können. Auch kleine Geschäfte oder Warenautomaten zur Versorgung der Bewohner sind anzutreffen.

Zu unterscheiden sind Studentenwohnheime von privatwirtschaftlich betriebenen Apartmenthäusern die grundsätzlich auch anderen Mietern offenstehen, auch wenn sich manche besonders an Studenten richten. Hierunter finden sich vor allem in den großen Universitätsstädten auch Anbieter mit exklusiven Angeboten, die teurer sind als die öffentlich geförderten Einrichtungen.

Die größten Heimträger in Deutschland Anzahl der Heime Anzahl der Heimplätze (ca.)
deutsche Studierendenwerke insgesamt 1125 (ca.) 184.250
Studierendenwerk Aachen 21 4.441
Studierendenwerk Augsburg 8 1.900
Studierendenwerk Berlin 35 9.500
Studierendenwerk Bielefeld 17 2.600
Akademisches Förderungswerk (Bochum) 20 4.100
Studierendenwerk Bodensee 18 2.947
Studierendenwerk Bonn 35 3.800
Studierendenwerk Bremen 12 1.872
Studentenwerk Chemnitz-Zwickau 13 3.115 (Stand 2006)
Studierendenwerk Darmstadt 14 2.814
Studierendenwerk Dortmund 16 2.800
Studentenwerk Dresden 35 7.600
Studierendenwerk Düsseldorf 23 3.900
Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg 22 3.700
Studierendenwerk Essen-Duisburg 16 2.450
Studierendenwerk Frankfurt am Main 19 2.086
Studentenwerk Frankfurt (Oder) 18 3.754
Studentenwerk Freiberg 5 1.430
Studierendenwerk Freiburg 15 4.271
Studentenwerk Gießen 10 2.850
Studentenwerk Göttingen 27 4.500
Studierendenwerk Greifswald 8 1.718
Studentenwerk Halle 27 3.366
Studierendenwerk Hamburg 23 3.950
Studentenwerk Hannover 15 2.300
Studierendenwerk Heidelberg 65 4.800
Studierendenwerk Kaiserslautern 24 2.044
Studierendenwerk Karlsruhe 22 2.790
Studentenwohnheim des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) 4 1.380[7][8]
Kölner Studierendenwerk 86 4.700
Studentenwerk Leipzig 18 5.237
Studentenwerk Magdeburg 18 1.778
Studierendenwerk Mainz 11 4.180
Studierendenwerk Mannheim 19 3.082
Studentenwerk Marburg 13 2.100
Studierendenwerk München Oberbayern 31 11.000
Studierendenwerk Münster 22 5.300
Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz 17 2.396
Studierendenwerk Oberfranken 15 2.140
Studentenwerk Oldenburg 15 2.052
Studentenwerk Osnabrück 26 1.700
Studierendenwerk OstNiedersachsen 37 4.630
Studierendenwerk Paderborn 4 1.482
Studentenwerk Potsdam 10 2.939
Studierendenwerk Rostock-Wismar 12 2.106
Studentenwerk im Saarland 9 1.036
Studentenwerk Schleswig-Holstein 19 2.967
Studierendenwerk Stuttgart 36 7.200
Studierendenwerk Thüringen 64 7.400
Studierendenwerk Trier 5 1.533
Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim 48 5.600
Studierendenwerk Ulm 11 1.800
Studierendenwerk Wuppertal 16 1.085
Studierendenwerk Würzburg[9] 20 3.748
Quelle: jeweilige Online-Veröffentlichungen der Studierendenwerke, Stand Juli 2014
Berücksichtigt wurden nur Träger mit mehr als 1000 Wohnplätzen

Österreich

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2021 gab es in Österreich 237 Studentenheime mit 35.117 Heimplätzen.[10] Die Heimträger sind meist private Organisationen. Viele von ihnen haben ein enges Verhältnis zu politischen Parteien, Interessenvertretungen, Gebietskörperschaften oder kirchlichen Einrichtungen. Sie arbeiten gemeinnützig und sind nicht profitorientiert. Die meisten Heimträger betreiben nur ein Wohnheim, allerdings gibt es auch Heimträger, die zehn und mehr Heime führen.

Studentenwohnheime gibt es in den Universitäts- und Fachhochschulstandorten Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Linz, St. Pölten, Leoben, Klagenfurt, Hagenberg im Mühlkreis, Dornbirn, Wiener Neustadt und Eisenstadt.

 
Internationales Studentenhaus Innsbruck mit Platz für 670 Studierende, eine Leseecke
Die größten Heimträger in Österreich Anzahl der Heime Anzahl der Heimplätze
Akademikerhilfe 36 4700[11]
STUWO Gemeinnützige Studentenwohnbau AG 21 4200
Österreichische Jungarbeiterbewegung 20 3800[12]
Österreichische Studentenförderungsstiftung 15 1999
Kuratorium für die Errichtung von Adolf Schärf Studentenheimen 6 1623
Wirtschaftshilfe der Arbeiterstudenten 9 852
Wirtschaftshilfe Bundesländer (gesamt) 24 3144
Stand 2001/02 bzw. 2005/06, Tochtergesellschaften nicht berücksichtigt.

Laut der Studierenden-Sozialerhebung 2006 wohnten 9,9 Prozent der Studierenden in Studentenwohnheimen. Die durchschnittlichen Wohnkosten betragen österreichweit 232 Euro (zum Vergleich: Studenten in Wohngemeinschaften: 277 Euro, Studenten mit eigenem Haushalt: 347 Euro).

Im Jahr 1998 wohnten noch 11 Prozent der österreichischen Studenten in Studentenwohnheimen. Ihre monatlichen Wohnkosten beliefen sich dabei im Durchschnitt auf 2690 Schilling (zum Vergleich: Studenten in Wohngemeinschaften: 3470 Schilling; Studenten mit eigenem Haushalt: 4220 Schilling).

Die Investitionsförderungen für Studentenwohnheime durch die öffentliche Hand wird zur „indirekten Studentenförderung“ gezählt.

Grundsätzliche gesetzliche Regelungen für das Leben in Studentenwohnheimen sind seit 1986 durch das Studentenheimgesetz (BGBl. 291/1986) festgelegt.

Nordamerika

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In Nordamerika werden Studentenwohnheime meist direkt von den Universitäten betrieben, wobei die Wohndauer oft an die Semesterzeiten gekoppelt ist. Außerhalb der Semesterzeiten werden die Unterkünfte teilweise anderweitig genutzt, zum Beispiel als Ferienunterkunft. Zwei- und Dreibettzimmer sind weitaus üblicher als Einzelzimmer. Die Mehrzahl der Zimmer hat keine eigene Nasszelle. Küchen sind häufig überhaupt nicht vorhanden. In vielen Hochschulen sind Studenten unterschiedlicher Klassenstufen (Freshmen, Sophomores, Juniors und Seniors) räumlich getrennt untergebracht, wobei der Wohnkomfort gegen Ende des Studiums gewöhnlich höher ist als am Anfang.

„Room & Board“ (Wohnheim und Mensa) wird zu einem Festpreis abgerechnet, der in der Studienfinanzierung und -förderung in den Vereinigten Staaten neben den Studiengebühren einen erheblichen Faktor darstellt.

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Commons: Studentenwohnheime – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Studentenwohnheime in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Studentenwohnheime in Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Studentenwohnheim – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Studierendenwohnheime. In: studierendenwerke.de. Abgerufen am 28. März 2023.
  2. Nachgezählt. In: Der Spiegel. Nr. 8, 18. Februar 2023, S. 21.
  3. a b c Elke Middendorff, Beate Apolinarski, Jonas Poskowsky, Maren Kandulla, Nicolai Netz: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012: 20. Sozialerhebung des Deutschen Studierendenwerks, durchgeführt durch das HIS-Institut für Hochschulforschung. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2012, Kap. 11: Wohnsituation, S. 403–425 (sozialerhebung.de [PDF; 121 kB; abgerufen am 2. Dezember 2020]).
  4. HIS-Institut für Hochschulforschung: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. Auszug., S. 32 (PDF).
  5. Frachtcontainer werden in Berlin zur Studentenwohnung. In: berlin.de. 19. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Mai 2021; abgerufen am 20. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.de
  6. HIS-Institut für Hochschulforschung: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012. Auszug., S. 25 (PDF).
  7. Studentenwohnheim des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) e. V. Website des Vereins, abgerufen am 8. März 2016.
  8. Hans-Dickmann-Kolleg (HaDiKo). Webseite der studenteischen Selbstverwaltung mit Informationen über den Neubau. Abgerufen am 11. März 2022.
  9. Studierendenwerk Würzburg : Studierendenwerk Würzburg. Abgerufen am 8. Mai 2024.
  10. Österreichischer Studentenheim-Index 2021. In: studium.at. Abgerufen am 23. Februar 2023.
  11. Christoph H. Benedikter: 100 Jahre Akademikerhilfe. Wohnen – Studieren – Vertrauen. Hrsg.: Akademikerhilfe Österreich. Michael Wagner, Innsbruck 2022, ISBN 978-3-7107-6798-2, S. 6.
  12. Bei der ÖJAB sind in den obigen Zahlen (Stand: September 2011) auch 3 Jugendwohnheime mit 350 Wohnplätzen enthalten, die nicht nur Studenten, sondern auch andere junge Menschen aufnehmen, z. B. Lehrlinge und junge Arbeitnehmer.