Żydowce (deutsch Sydowsaue) ist ein Ort in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Er bildet einen Teil des Stadtkreises Stettin.
Geographische Lage
BearbeitenDer Ort liegt in Hinterpommern, etwa neun Kilometer südlich des Stadtzentrums von Stettin, am rechten Ufer der Ost-Oder (Reglitz). Weiter flussabwärts liegt Podejuch. Im Osten befindet sich der Stettiner Landschaftsschutzpark Buchheide.
Durch den Ort führt von Nord nach Süd die Landesstraße 31. Gleich südlich des Ortes befindet sich eine Autobahnabfahrt der Autostrada A6.
Geschichte
BearbeitenDer Ort gehört zu den Oder-Enterprisen, die auf der Grundlage einer Kabinettsordre König Friedrichs der Großen vom 31. Dezember 1746 gegründet wurden. Im damaligen Amt Kolbatz wurde der Klützer Landbruch als Ort einer Neugründung bestimmt. Die Durchführung der Gründung erfolgte durch Richard Christoph Sydow, den Generalpächter des Amtes; nach ihm erhielt die neugegründete Siedlung, die anfangs aus zwölf Siedlerstellen und einem Erbzinsgut bestand, den Namen Sydowsaue (lies: Sydows-Aue).
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Sydowsaue zu einem Vorort von Stettin mit bedeutender Industrie. 1875 erhielt der Ort Bahnanschluss an der Bahnstrecke Breslau–Stettin. 1903 errichtete Guido Henckel von Donnersmarck in Sydowsaue eine Kunstseidenfabrik, die er 1911 in die Internationale Zelluloseester-GmbH einbrachte, die er gemeinsam mit der Vereinigten Glanzstofffabriken AG aus Wuppertal gegründet hatte. Das Werk entwickelte sich zu einem Großbetrieb mit zeitweise über 2.000 Arbeitnehmern. 1937 erhielt Sydowsaue eine Abfahrt an der neuerrichteten Reichsautobahn Berlin–Königsberg.
Sydowsaue bildete bis 1939 eine Gemeinde im Kreis Greifenhagen im Regierungsbezirk Stettin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Die Ortschaft war dem Amtsbezirk Klebow zugeordnet.
Im Jahr 1934 wurde der Nachbarort Klütz nach Sydowsaue eingemeindet. Mit dem Groß-Stettin-Gesetz 1939 wurde Sydowsaue in die Stadt Stettin eingemeindet.
Nach Ende der Kriegshandlungen des Zweiten Weltkriegs wurde Sydowsaue, wie ganz Hinterpommern, seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Die polnische Administration gab dem Ort den Namen Żydowce. Nach und nach begann nun die Zuwanderung polnischer Zivilisten. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus dem Kreisgebiet vertrieben.
Heute bildet Żydowce-Klucz einen Stadtteil von Stettin.
Demographie
BearbeitenJahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1910 | 1319 | davon 1050 im Dorf und 269 Einwohner im Gutsbezirk[1][2] |
1925 | 2150 | darunter 2008 Evangelische, 47 Katholiken, 26 Konfessionslose und 69 Einwohner ohne Angabe des Glaubensbekenntnisses (keine Juden)[3][4] |
1933 | 3565 | [4] |
1939 | 4354 | [4] nach Eingemeindung von Klütz |
Kirche
Bearbeiten- Evangelische Kirche
Sydowsaue war bis 1927 in den älteren Nachbarort Klütz eingepfarrt. 1927 erhielt Sydowsaue ein eigenes Kirchengebäude, einen modernen Ziegelsteinbau.
Literatur
Bearbeiten- Sydowsaue, Dorf und Gut, östlich der Großen Reglitz, Kreis Greifenhagen, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Sydowsaue (meyersgaz.org).
- Ernst Bahr: Sydowsaue. In: Helge Bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 12: Mecklenburg/Pommern (= Kröners Taschenausgabe. Band 315). Kröner, Stuttgart 1996, ISBN 3-520-31501-7, S. 300.
- Paul Krüger: Die Stettiner Vororte (2). In: Stettiner Bürgerbrief. Nr. 5, 1979, ISSN 1619-6201, S. 37–49.
Weblinks
Bearbeiten- Amtsbezirk Klebow (Territorial.de)
- Sydowsaue bei der Stiftung Kreis Greifenhagen
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Sydowsaue im ehemaligen Kreis Greifenhagen in Pommern (2011).
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ Sydowsaue, Dorf und Gut, östlich der Großen Reglitz, Kreis Greifenhagen, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Sydowsaue (meyersgaz.org).
- ↑ Landkreis Greifenhagen, in: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert, 17.09.2022).
- ↑ Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Sydowsaue im ehemaligen Kreis Greifenhagen in Pommern (2011).
- ↑ a b c Michael Rademacher: Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Koordinaten: 53° 21′ N, 14° 35′ O